Verkehr

Mannheimer Fahrlachtunnel: Was bedeuten die Probleme bei den Brandtests?

Die Stadt Mannheim hat erklärt, dass es bei den Brandrauchversuchen im Fahrlachtunnel an einzelnen Stellen Probleme gegeben hat. Was bedeutet das für die geplante Öffnung im Mai?

Von 
Sebastian Koch
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Die Feuerwehr bei einer Rauchgasübung im Mannheimer Fahrlachtunnel. © Thomas Tröster

Mannheim. Und jetzt? Als die Verwaltung am Freitagmorgen in einer Mitteilung vergleichsweise ausführlich über die Auswertung der Brandrauchversuche im Fahrlachtunnel vom vergangenen Wochenende informiert, bleibt zunächst trotzdem die eine oder andere Frage offen.

 Alexandre Hofen-Stein, der bei der Stadt das Projekt Fahrlachtunnel nach dessen Schließung koordiniert, erklärt, die für die Wiederöffnung der Anlage elementar wichtigen Tests seien so durchgeführt worden wie es die Richtlinien verlangen. „Immerhin“, möchte man fast denken, nachdem zuletzt schwere Versäumnisse beim Bau und bei der Unterhaltung des Tunnels bekannt geworden waren.

Erste Ergebnisse zeigen aber bereits, dass bei einzelnen Versuchen die vorgegebene Zeit zur Detektion eines Brandes leicht überschritten wurde
Alexandre Hofen-Stein Projektkoordinator bei der Stadt

Die Brandrauchversuche sollen nachweisen, ob die Technik rechtzeitig Brandrauch erkennt, wie wirksam Lüftungskonzepte sind und ob andere Sicherheitsvorkehrungen funktionieren. Schon nach der vollständigen Schließung am 3. August 2021 hatte die Stadt solche Versuche im Tunnel durchgeführt - mit größtenteils ernüchternden Ergebnissen.

Die neuesten Tests müssten noch ausgewertet werden, heißt es. „Erste Ergebnisse zeigen aber bereits, dass bei einzelnen Versuchen die vorgegebene Zeit zur Detektion eines Brandes leicht überschritten wurde“, sagt Hofen-Stein. Das bedeutet, dass es unter anderem etwas zu lange gedauert hat, bis der Ort des Brands lokalisiert worden ist, sowie Windgeschwindigkeit und -Richtung gemessen worden sind.

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Davon hänge etwa die Steuerung der Rauchgasventilatoren zur Entrauchung ab, die zur Rettung wichtig ist, erklärt Kevin Ittemann, Sprecher des von Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) geführten zuständigen Umwelt-Dezernats. Auch habe die Steuerung der Lüfter „nicht immer automatisch“ funktioniert, sagt Hofen-Stein. „Diese Mängel können durch eine Umprogrammierung behoben werden.“

„Mängel nicht erwartet“

Im März hatte Pretzell im Technik-Ausschuss des Gemeinderats erklärt, man plane, den Tunnel zwischen dem 8. und 21. Mai wieder zu öffnen - vorbehaltlich der Ergebnisse der Brandrauchversuche. „Wenn wirklich alles gut läuft“, hatte sie erklärt, könne man den Tunnel sogar auf allen vier Spuren öffnen. Daran hält die Verwaltung fest. „Die Planung ist, dass der Tunnel komplett öffnet“, erklärt Ittemann am Freitag auf Nachfrage. „Für Pkw und Lkw.“

Großübung im Mannheimer Fahrlachtunnel am vergangenen Samstag. © Thomas Tröster

Was bedeuten die ersten Ergebnisse nun konkret? Laut dem Dezernatssprecher ist es bei der Abnahme einer komplexen Anlage, wie sie ein Tunnel zweifelsfrei ist, nicht ungewöhnlich, das Defizite auftreten. Bei einem Tunnel reiche es nicht aus, wenn einzelne Gewerke lediglich funktionierten. Es komme auf den aufeinander abgestimmten automatisierten Prozess an. „Die aufgetretenen Mängel im Rahmen der Brandrauchversuche waren zwar nicht unmittelbar erwartbar“, erklärt Ittemann. Zumindest „zum jetzigen Zeitpunkt“ würden die Mängel den Zeitplan aber nicht gefährden.

Öffnung mehrfach verschoben

„Die Defizite, die für die Öffnung relevant sind, werden derzeit behoben“, begründet er. Dies geschehe mit einer Software. Nach der Umprogrammierung soll es dann weitere Funktionstests geben, aber keine neuen Brandrauchversuche.

Die Verwaltung hatte die Wiederöffnung des Tunnels zuletzt mehrfach verschoben und dies unter anderem mit Problemen in globalen Lieferketten begründet. Der 1994 eröffnete Fahrlachtunnel war im August 2021 wegen teilweise gravierender Mängel vollständig gesperrt worden. Eine interne von Hofen-Stein und dem Technischen Leiter für die Sanierung des Tunnels, Alex Stork, geleitete Aufarbeitung hatte unter anderem ergeben, dass zwischen 1994 und 2020 kein dokumentierter Funktionstest der gesamten Anlage stattgefunden hatte.

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Auch war von zahlreichen Mängeln beim Brandschutz die Rede. Unter anderem hätte beim Öffnen der Brandschutztüren Rauch von der einen auf die andere Röhre übergreifen können. Die Mängel werden laut Verwaltung seit der Schließung behoben.

Wie es zu den Missständen beim Bau und der Unterhaltung des Bauwerks überhaupt hat kommen können, ist noch nicht geklärt. In einer denkwürdigen Ausschusssitzung hatte Hofen-Stein im Januar erklärt: „Auf Basis der Aktenlage lag ein gesamtorganisatorisches Versagen vor.“ Außerdem sagte er: „Der schlechte Gesamtzustand der technischen Anlagen im Tunnel ist nach derzeitiger Kenntnislage insbesondere durch organisatorische Versäumnisse entstanden.“

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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