Mannheim. Das Warten geht weiter - die Aussichten auf eine größere Öffnung als bislang geplant haben sich aber verbessert. In etwa so ließe sich das zusammenfassen, was die zuständige Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) am Donnerstagnachmittag dem Technik-Ausschuss des Gemeinderats in Sachen Fahrlachtunnel mitgeteilt hat. Keine zehn Minuten hat das gedauert - auch weil es im Anschluss keine einzige Nachfrage der Ausschussmitglieder zum verzögerten Zeitplan gab.
Wann wird der Fahrlachtunnel wieder geöffnet?
Die gute Nachricht: Bürgermeisterin Pretzell hat dem Ausschuss einen konkreten Zeitraum genannt. Zwischen dem 8. und 21. Mai sollen demnach die Röhren wieder geöffnet werden, nachdem sie am 3. August 2021 vollständig gesperrt worden waren. Einen so konkreten Zeitraum hat die Verwaltung bislang nie gegeben. Das könnte natürlich jetzt ein Indiz dafür sein, dass sich die Arbeiten wirklich auf der Zielgeraden befinden. Die schlechte Nachricht: Den bisherigen Zeitplan, den Tunnel im ersten Quartal zu öffnen - also noch bis Ende März - kann die Verwaltung nicht halten. Es ist also weiterhin Geduld gefragt.
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Wie wird der Tunnel geöffnet werden?
Das ist sicherlich die spektakulärste Nachricht: War die Verwaltung bislang öffentlich stets nur von einer teilweisen Öffnung ausgegangen, stellte Pretzell am Donnerstag in Aussicht, jeweils beide Spuren in den Röhren wieder zu öffnen - „wenn wirklich alles gut läuft“.
Ist die Öffnung zwischen dem 8. und 21. Mai also sicher?
Nein. Zum einen sind die Arbeiten im Tunnel eben noch nicht gänzlich abgeschlossen. Es gebe ein paar Kleinigkeiten, die noch erledigt werden müssten, erklärte Pretzell und nannte unter anderem die Technik an der Schrankenanlage. Die Arbeiten seien aber „weit vorangeschritten“, informierte die Verwaltung in einer Mitteilung. Zum anderen: Bevor der Tunnel geöffnet werden kann, stehen am 21. und 22. April sogenannte Brandrauchtests an. Bei den Versuchen, die es bereits im November 2021 gegeben hat, wird die Gesamtfunktionalität der Tunneltechnik im Brandfall geprüft. Das heißt: Die Feuerwehr testet, ob etwa Fluchtwege funktionieren und sich Menschen im Notfall selbst oder durch Hilfe aus dem Tunnel retten können. Besteht der Fahrlachtunnel diese Tests, ist die Wahrscheinlichkeit für die Öffnung groß. Endet der Test negativ, wird die Öffnung wahrscheinlich wieder verschoben.
Können bei der Öffnung dann auch Lkw den Tunnel wieder durchfahren?
Das ist noch nicht klar. Wie ein Sprecher des von Pretzell geführten Dezernats auf Nachfrage erklärte, ist auch die Beantwortung dieser Frage Teil der Brandrauchtests.
Warum verzögert sich die Wiederöffnung eigentlich erneut?
Die Verwaltung hat in Gesprächen mit dieser Redaktion in der Vergangenheit immer darauf hingewiesen, dass verlässliche Zeitpläne für derartige Großprojekte schwierig seien. Während Bürgermeisterin Pretzell im Ausschuss keine speziellen Gründe nannte, verweist die Verwaltung in ihrer Mitteilung recht allgemein auf Lieferschwierigkeiten, schlechte Materialverfügung und die „angespannte Situation im Bausektor, die zu einer schwierigen und langwierigen Suche nach Fachfirmen führt“.
Warum wurde der Tunnel überhaupt vollständig gesperrt?
Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Kurz gesagt: Die Technik im Fahrlachtunnel entspricht nicht dem aktuellen Standard. Zum Beispiel fehlten Fluchttüren, die im Brandfall das gefahrlose Wechseln der beiden Röhren ermöglicht hätten. Auch gab es zu wenig Lüfter in den beiden Schächten, die Schranken haben nicht funktioniert, und wegweisende Sicherheitsmaßnahmen aus einer Richtlinie aus dem Jahr 2006 sind nicht umgesetzt worden. Die genauen Gründe dafür sind heute teilweise nicht mehr nachzuvollziehen.
Warum ist es zur Schließung gekommen?
Die Umstände, die zur Schließung des Bauwerks geführt haben, untersuchen die für die Aufarbeitung und Wiederöffnung zuständigen Projektkoordinatoren Alexandre Hofen-Stein und Alex Stork. Beide präsentierten im Januar dem Technik-Ausschuss des Gemeinderats die Ergebnisse ihrer Arbeit und dabei eine Liste zahlreicher Mängel, Versäumnisse und nicht nachvollziehbarer Entscheidungen in der Bauphase. „Auf Basis der Aktenlage lag ein gesamtorganisatorisches Versagen vor“, erklärte Hofen-Stein damals. „Der schlechte Gesamtzustand der technischen Anlagen imTunnel ist nach derzeitiger Kenntnislage insbesondere durch organisatorische Versäumnisse entstanden.“
Und wer trägt dafür die Verantwortung?
Das ist nicht klar. Mit dieser Frage soll sich unter anderem ein Ausschuss zur Aufarbeitung beschäftigen, dem Mitglieder des Gemeinderats angehören und der im März erstmals zusammenkommen soll. Das Gremium sichtet die Akten, darf aber niemanden befragen. Vieles deutet darauf hin, dass über die Jahre mehrere Dezernate und Fachbereiche mit unterschiedlichen Aufgaben für die Unterhaltung des Bauwerks verantwortlich gewesen sind. Eine Anfrage dieser Redaktion vom 18. Januar an die Stadtverwaltung, welches Dezernat mit welchem Dezernenten und welcher Fachbereich mit welchem Fachbereichsleiter wann für die Unterhaltung des Tunnels verantwortlich gewesen ist, ist bislang unbeantwortet geblieben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Transparenz beim Fahrlachtunnel verläuft schleppend!