Mannheim. Ab 1. Juni ist es mal wieder so weit: Der Fahrlachtunnel wird gewartet. Wie die Stadt kürzlich mitgeteilt hat, werden vom 1. bis 13. Juni Beleuchtung, Lüftung, Entwässerungsanlage und Signaltechnik überprüft. In dieser Zeit ist jeweils nur eine der beiden Röhren befahrbar.
Für die anschließenden Funktionstests wird der Tunnel von Freitag, 13. Juni, 18 Uhr, bis Sonntag dann sogar vollständig gesperrt. Die Wartung erfolgt turnusgemäß, heißt es – was beruhigen dürfte. Schließlich sind Mannheim jene fast zwei Jahre zwischen 3. August 2021 und 10. Mai 2023 noch in Erinnerung, als die für die gesamte Region wichtige Verkehrsader vollständig gesperrt war – wegen gravierender Sicherheitsmängel.
Diese Mängel hat die Stadtverwaltung während der Vollsperrung zumindest so weit behoben, dass der Tunnel wieder genutzt werden kann. Das Bauwerk wurde „notertüchtigt“, hieß es damals. Seitdem fließt der Verkehr zwar wieder, gesund ist der Fahrlachtunnel aber nicht: Die Röhren müssen generalsaniert werden.
Bislang war die Verwaltung davon ausgegangen, dass die Generalsanierung 2026 beginnen könnte. Doch daraus wird wohl nichts. Das bestätigte ein Sprecher des für den Tunnel zuständigen und von Diana Pretzell (Grüne) geführten Dezernats dieser Redaktion nun auf Anfrage. Der Grund für die Verzögerung soll allerdings nicht bei der Verwaltung liegen.
Es gibt keinen Grund zur Sorge.
Wie mehrfach berichtet, will die Stadtverwaltung für die Generalsanierung zunächst eine Entscheidung der Bahn abwarten. Die prüft derzeit Optionen für eine Trasse mit neuen Gleisen von Mannheim nach Karlsruhe. Zwei der drei Varianten sehen vor, Mannheim zu untertunneln. Die dritte Möglichkeit wäre, dass im Stadtgebiet auf die zwei zusätzlichen Gleise ganz verzichtet wird und die Züge stattdessen das bestehende Netz nutzen.
Bahntrasse könnte mit Tunnel kollidieren – Stadt Mannheim wartet auf Entscheidung der Deutschen Bahn
Eine der beiden Tunnelvarianten unter Mannheim hindurch soll den Rangierbahnhof anbinden – und könnte mit dem Fahrlachtunnel kollidieren. Mit anderen Worten: Entscheidet sich die Bahn für diese Variante, ohne sie anzupassen, müsste der Fahrlachtunnel wohl verlegt werden. Ein gigantisches Projekt. Die Stadt hatte den Wunsch geäußert, diesen Konflikt zu vermeiden. Trotzdem will sie die Entscheidung der Bahn abwarten, ehe sie den Fahrlachtunnel generalsaniert.
Zuletzt hieß es, die Bahn wolle bis Ende 2024 entschieden haben, welche Variante sie bevorzugt. Bis heute gibt es aber keine Entscheidung. Im April hatte die Präsidentin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Sylvia M. Felder, dieser Redaktion erklärt, vor Ende 2025 auch mit keiner Entscheidung zu rechnen, weil der Bund die Zugzahlenprognose 2040 für die Strecke noch nicht vorgelegt hat. Man gehe davon aus, dass die Zahl der Güterzüge im Vergleich zur Zugzahlenprognose 2030 steigen wird. Das Warten auf die Prognose bestätigt auch ein Sprecher der Bahn auf Nachfrage, ohne aber einen Zeitplan zu nennen.
Zwar liegt die Verkehrsprognose 2040 des Verkehrsministeriums vor. Die Zugzahlenprognosen für einzelne Strecken seien aber noch nicht bekannt. Die seien „ein Aspekt, der zu berücksichtigen ist für die Abwägung“.
Wann diese Zahlen vorliegen, ist unklar. Die detaillierten Prognosen befänden sich „in der Finalisierung“ und würden „Schritt für Schritt“ veröffentlicht, erklärt ein Sprecher des Ministeriums. Ein konkretes Datum für die entsprechende Strecke könne er aber „aktuell leider noch nicht nennen“.
Zurück zum Fahrlachtunnel. Der Dezernatssprecher erklärt erneut, die Sanierung stehe „in unmittelbarer Abhängigkeit“ zur Entscheidung der Bahn, die ja wiederum auf das Ministerium wartet. So könne man derzeit nicht absehen, wann die Generalsanierung beginnt. „Klar ist, dass sie sich verzögert“, stellt er aber fest.
Hat das Auswirkungen auf die Sicherheit? Schließlich wurde der Fahrlachtunnel ja nur deshalb notertüchtigt, weil die Generalsanierung unmittelbar bevorstehen soll. Die Sicherheit im Tunnel sei gewährleistet, antwortet der Sprecher. Zwar wurden damals „nur die Dinge gemacht, die für einen Weiterbetrieb zwingend notwendig waren“, wie etwa neue Fluchttüren eingebaut oder die Lüftungsanlage durch einige neue Lüfter erweitert. Der Betrieb seit der Wiederöffnung laufe stabil, sagt der Sprecher. „Es gibt keinen Grund zur Sorge.“ Auch erfülle das Bauwerk seit der Notertüchtigung die Mindeststandards für Tunnel dieser Art.
Sprecher der Stadt Mannheim: Kosten für die Generalsanierung könnten steigen
Um den Fahrlachtunnel an Ort und Stelle aber auch in den nächsten 20 bis 30 Jahren zuverlässig zu betreiben, stellt der Sprecher klar, müsse er generalsaniert werden. Dann sollen unter anderem alle Lüfter und die Beleuchtung erneuert werden, hieß es vor einem Jahr. Außerdem sollen zusätzliche Fluchttüren eingebaut, Rettungswege aufgerüstet oder die Energieversorgung angepasst werden. Nach wie vor verfolgt die Verwaltung das Ziel, dass der Tunnel während der vierjährigen Generalsanierung – zumindest eingeschränkt – für alle außer Gefahrguttransporte befahrbar ist.
Den Fahrlachtunnel passieren täglich etwa 60.000 Fahrzeuge, was ihn zu einem der meist befahrenen Straßen Mannheims macht. Der damalige Oberbürgermeister Gerhard Widder hatte den Tunnel am 22. April 1994 eröffnet, der mit damaligen 160 Millionen Mark Baukosten noch immer eines der teuersten Infrastrukturprojekte der Stadt ist. Der ADAC hatte dieser Redaktion zum 30. Jahrestag der Eröffnung im vergangenen Jahr erklärt, dass der Tunnel eine „hohe bis sehr hohe“ Bedeutung für die Region hat. Gleichzeitig gilt er als eines der umstrittensten Bauwerke der Stadt. Immer wieder hat es kleinere Reparaturen im Tunnel gegeben, ehe er im Sommer 2021 für knapp zwei Jahre komplett gesperrt werden musste. Während der Aufarbeitung präsentierte die Verwaltung eine beispiellose Pannenserie bei der Planung und dem Bau des Fahrlachtunnels.
Mit der jetzigen Verzögerung der Generalsanierung ergibt sich möglicherweise aber auch noch eine weitere Herausforderung. So hat die Verwaltung die Kosten der Sanierung bislang auf zwischen zwölf und 15 Millionen Euro kalkuliert. Angesichts der Verschiebung und der steigenden Preise in der Baubranche müssen die Kosten, die der klamme kommunale Haushalt tragen muss, wohl neu kalkuliert werden – wenn der Zeitpunkt der Generalsanierung feststeht. Man könne deshalb derzeit „keine belastbare Aussage“ über die Kosten treffen, sagt der Sprecher.
Und so gibt es Mitte 2025 viele offene Fragen rund um den Fahrlachtunnel – mal wieder.
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