Innenstadt

Mannheimer Collini-Center: Ärger über gesperrte Zugänge

Neuer Ärger um das Mannheimer Collini-Center: Die Stadt sperrt Zugänge, die Bewohner sind sauer. Werden Rechte und Brandschutz beeinflusst?

Von 
Martin Geiger
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Kein Durchgang: Bauzäune versperren am Mannheimer Collini-Center den Weg durch die Galerie in den Wohnturm (rechts). © Martin Geiger

Mannheim. Das Meinungsbild bei den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern des Collini-Wohnturms ist eindeutig: „Mich nervt es“, sagt die 30-jährige Alexa Eichhorn. „Jetzt muss man einmal komplett außenrum laufen, wenn man in die Stadt oder zur Straßenbahn will.“

Der Mann neben ihr grummelt und schimpft ebenfalls, ehe er im Fahrstuhl verschwindet. „Ich finde es fürchterlich“, sagt auch Eleonore Linde und bestätigt: „Es regen sich alle auf.“ Der Grund: Die Stadt hat am Dienstag drei von vier Zugängen zum höchsten Wohngebäude Mannheims gesperrt – darunter die zwei bequemsten für mobilitätseingeschränkte Frauen und Männer.

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Gerade für diese seien die Auswirkungen am schlimmsten, erzählt die 88-jährige Linde, die seit 48 Jahren im Collini-Center wohnt: „Wir haben hier viele alte Leute mit Rollstuhl, Krücken und Rollator.“ Wie zur Bestätigung läuft eine 83-jährige Frau mit Rollator vorbei, die ihren Namen lieber für sich behalten will: „Ich dachte erst, es ist ein April-Scherz“, sagt sie, „aber ein schlechter.“

Stadt Mannheim sperrt Collini-Galerie „wegen Brandschutz und Vandalismus“

Verstehen lässt sich der Ärger am besten, wenn man die Situation von früher kennt: Da hatten die rund 800 Menschen, die in den 513 Wohnungen des höheren der beiden Collini-Türme leben, vier Wege, um nach Hause zu kommen: Einen Zugang von der Ost-Seite her, wo sich in der Mulde die Parkplätze befinden, und an dem auch die Klingelschilder hängen. Und drei weitere durch die sogenannte Galerie, also den flachen Verbindungsbau zwischen den beiden Türmen.

Diese drei waren nach Angaben von Bewohnern sehr beliebt: Weil der eine Richtung Neckar und damit praktisch direkt zur Straßenbahnhaltestelle Collini-Center führte; weil der Zweite in die gleiche Richtung, über einen Aufzug aber barrierefrei auf den Collini-Steg und damit auf bequeme Art in die Neckarstadt führte; und weil man durch den Dritten rasch zur Collini-Straße, also auch zum Friedrichsring gelangen konnte – und das nicht nur barrierefrei, sondern dank einer automatischen Schiebetür auch recht bequem. Doch damit ist seit Dienstag Schluss.

Das Collini-Center

  • Es feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen . Das Ensemble besteht aus dem höheren Wohnturm, dem Büroturm sowie der Galerie , die beide verbindet.
  • Der Wohnturm ist 102 Meter hoch . Die 513 Wohnungen befinden sich in privatem Besitz.
  • Im Büroturm war jahrzehntelang das Technische Rathaus untergebracht. Nach dessen Umzug ins Glückssteinquartier am Hauptbahnhof hatte das Unternehmen Deutsche Wohnwerte das Gebäude gekauft.
  • Es sollte abgerissen und durch mehrere Neubauten ersetzt werden. Vor knapp einem Jahr erklärte der Heidelberger Investor jedoch, dass er das Projekt aufgibt . Einer der zentralen Gründe dürften die gestiegenen Baupreise gewesen sein.
  • Nun gehört der Büroturm wieder der Stadt , die derzeit nach privaten Investoren mit passendem Nutzungskonzept sucht . Favorisiert wird eine Sanierung des Gebäudes.

Denn die Stadt hat mittels Bauzäunen und Absperrgittern die komplette Galerie gesperrt. Somit ist der Collini-Wohnturm derzeit nur über den Ost-Zugang zu erreichen, der zwar keine Stufen aufweist, dafür aber eine relativ massive Tür, die aufgeschoben oder -gezogen werden muss.

„Es gibt mehrere Gründe wie Brandschutzmängel oder Sicherheitsaspekte (Vandalismus), die aktuell dazu zwingen, das leerstehende Gebäude zu schließen“, teilt die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung zur Collini-Galerie mit. Seit dem Rückzug des Heidelberger Unternehmens Deutsche Wohnwerte - das ursprünglich den kleineren Büroturm abreißen und durch mehrere Neubauten ersetzen wollte, seine Pläne vor knapp einem Jahr jedoch wieder verwarf - ist die Kommune wieder Eigentümerin der Immobilie, in der jahrzehntelang das Technische Rathaus untergebracht war.

Collini-Bewohner: „Man fühlt sich mal wieder komplett übergangen“

Die Feuerwehr sei in die Planungen eingebunden gewesen, erklärt Adnan Werning, der Büroleiter von Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD), auf Nachfrage. Wäre die Galerie nicht gesperrt worden, hätte dort an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr jemand die Brandwache übernehmen müssen. Das würde die Stadt etwa 360.000 Euro pro Jahr kosten.

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Die Verwaltung der Wohnungseigentümerschaft (WEG) des benachbarten Wohnturms sei Mitte März über die geplante Sperrung informiert worden. Deren Geschäftsführer kommentiert das zunächst nicht. Die Bewohnerinnen und Bewohner berichten übereinstimmend, von der Sperrung der Galerie überrascht worden zu sein.

Kein Durchgang 2: Auch vom Collini-Steg aus kommt man am Mannheimer Collini-Center nicht mehr direkt in die Galerie zwischen Wohnturm (l.) und Büroturm (r.). © Martin Geiger

„Man fühlt sich mal wieder von der Stadt komplett übergangen“, sagt Thomas Holzner vom Bewohnerverein „Wir im Collini“. Doch neben dem Ärger darüber und den Unannehmlichkeiten für die Anwohner nennt er noch zwei weitere Gründe, weshalb die Stadt seiner Meinung nach die Galerie nicht einfach sperren dürfe: Erstens habe die Eigentümergemeinschaft des Wohnturms ein im Grundbuch eingetragenes Recht, durch die Galerie gehen zu dürfen. Und zweitens stelle sie im Falle eines Brandes einen sehr wichtigen Fluchtweg dar, der unbedingt erhalten werden müsse.

Ob beides zutrifft, dazu will sich weder die Kommune noch Marco Schöner äußern. Letzterer ist Geschäftsführer der Immobilienverwaltung Treubau, die den Wohnturm für die WEG verwaltet. Er betont jedoch: „Die Sperrung der Galerie stellt eine für die Bewohner des Collini-Wohnturms nicht akzeptable Einschränkung dar.“ Darum habe er die Stadt in zwei Schreiben aufgefordert, „die Sperrung schnellstmöglich aufzuheben oder zumindest eine für die Bewohner tragbare Lösung zu finden“. Treubau werde „alle erforderlichen Schritte unternehmen, um die Rechte und Interessen der von uns verwalteten Wohnungseigentümergemeinschaft zu wahren“.

Das hat offenbar gewirkt: An diesem Montag ist ein gemeinsamer Vororttermin geplant. Dann wollen Stadt, Feuerwehr und Vertreter der Wohnturm-WEG darüber beraten, ob es noch andere Lösungen gibt.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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