Mannheim. Man schreibt das Jahr 1987, da stellt er als Stadtrat den Antrag, in Rheinau ein gymnasiales Angebot einzurichten; damals lehnt die Verwaltung dies kategorisch ab. Bei der Sitzung des örtlichen Bezirksbeirates vor wenigen Tagen bekennt sie sich zu diesem Ziel. „Manches Gute setzt sich eben erst spät durch“, schmunzelt Rolf Dieter. Für den Vollblutpolitiker ist dies wie ein kleines vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, wird er doch am Sonntag 75 Jahre alt.
Und blickt zurück auf ein eindrucksvolles gesellschaftliches Wirken. Aufgewachsen auf der Rheinau, genauer gesagt im Ortsteil Pfingstberg, ist er schon früh in der evangelischen Jugend aktiv und geht – für ihn folgerichtig – 1971 in die SPD. Dort engagiert sich der Jurist bei den Jungsozialisten (Jusos), deren Kreisvorsitzender er in den politisch stürmischen Zeiten von 1972 bis 1974 wird. Stadtweit bekannt ist er auch, weil er in den 1970er Jahren den „Kinderladen“ (eine Kita mit antiautoritärer Erziehung) und „Cinema Quadrat“ ins Leben ruft, in den 1980ern dann die Fördervereine für Luisenpark und Herzogenriedpark.
Politische Neuorientierung
1985 für die SPD in den Gemeinderat nachgerückt, werden die Gegensätze zur Parteiführung bald unüberbrückbar; der Ausbau des Rhein-Neckar-Stadions, den er ablehnt (worin er sich heute bestätigt fühlt), und die Absprache mit der CDU über Dezernentenposten bilden 1988 den Anlass, die SPD zu verlassen und sich der Fraktion der Mannheimer Liste anzuschließen. Ein ehemaliger Linker bei dieser doch sehr bürgerlichen Gruppierung – für Dieter kein Problem: „Unter dem damaligen Fraktionschef Gert Kordes herrschte ein sehr liberales Klima.“ Und noch heute schätzt Dieter an der ML, dass sie jedem/r (in Grenzen) einen eigenen politischen Spielraum belässt.
1991 gibt er das Ratsmandat auf, um sich beruflich neu zu orientieren: Seit 1979 Leiter der Rechtsabteilung der Sparkasse Mannheim und seit 1986 Syndikus, wechselt er nach der Wiedervereinigung in den Osten, um dort das Sparkassenwesen mit aufzubauen. 1990 wird er Vorstand in Riesa, später Direktor in Leipzig.
Doppeltes Comeback
Doch seine Heimat bleibt Mannheim, und so kehrt er 1999 zurück und ist, als wäre er nie fort gewesen, auch politisch sofort „wieder da“: Er kandidiert für die ML zum Gemeinderat – und dies mit Erfolg. Bei der Kommunalwahl 2014 verpasst er jedoch den Wiedereinzug; im kommenden Jahr möchte er es aber nochmals versuchen.
1998 wird er Mannheimer Kreisvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Seine Amtszeit bleibt verbunden mit dem erfolgreichen Engagement gegen den Bau einer landschaftszerstörenden ICE-Trasse und dem Ausbau der Schulungsstätte „Waldhaus“.
2013 gründet Dieter den Förderverein für den Dossenwald, in dessen Rahmen er auf dem Pfingstberg einen Kreuzweg organisiert. Engagement durchzieht eben das gesamte Leben des Jubilars. Völlig ohne dies – so kann, ja so muss man ihn sich nicht vorstellen. Auch nicht mit 75.
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