Mannheim. „Traurig, sehr traurig“ ist das alles für Melanie Beisheim. „Mir fehlt etwas, ein Stück Lebensqualität“, bedauert Sieglinde Hoffner und sagt: „Das tut alles sehr weh“. Sie sind zwei Betroffene von insgesamt 35 Mitarbeitern der Stadtpark-Gesellschaft, die bisher als Minijobber oder Aushilfskräfte an den Kassen saßen und diese Aufgabe jetzt verloren haben – und das nicht nur, weil der Luisenpark wegen Bauarbeiten bis zur Bundesgartenschau 2023 geschlossen ist.
Ein Großteil der Betroffenen sind Rentner, einige über 80 Jahre alt. „Viele haben sich etwas zur Rente dazuverdienen müssen“, sagt Sieglinde Hoffner. „Und es war ja auch wichtig, dass man mal rauskommt, unter Leute kommt, eine Aufgabe hat“, so die 71-Jährige, die vier Jahre und sieben Monate bei den Stadtparks war. „Aber einige waren viel, viel länger dabei – es waren alles sehr nette Kolleginnen“, bedauert Hoffner das Ende.
Seit Jahrzehnten dabei
„Viele haben ihre Rente aufgestockt“, weiß auch Melanie Beisheim. Sie war vier Jahre lang dabei, ist Mutter von zwei Kindern. „Da war es gut, etwas Geld nebenbei zu verdienen“, sagt sie. Meist zwischen 350 und 450 Euro im Monat habe sie durch ihre Einsätze an der Luisenpark-Kasse verdient. Sie sei „traurig, dass wir alle rausgeflogen sind, obwohl wir sonst immer da waren, wenn der Park gerufen hat und Leute brauchte“, kritisiert sie.
Stadtpark-Direktor Joachim Költzsch weiß das auch zu schätzen und will daher allen Mitarbeitern mit einer Feier für ihren Einsatz danken. „Die jetzt ausscheidenden Servicekräfte waren teilweise seit Jahrzehnten an unseren Kassen im Luisenpark im Einsatz“, weiß Költzsch. „Sie waren das Gesicht des Parks, Tag für Tag in vorderster Linie. Sie haben Freude, und manchmal auch den Unmut unserer Kunden aufgefangen und – da bin ich sicher – immer ihr Bestes gegeben. Dafür gebührt ihnen unser größter Respekt und vor allem unser allerherzlichster Dank“, sagt Költzsch.
Doch so schwer es ihm falle – beschäftigen könne er sie nicht mehr. Zunächst sei der Luisenpark seit dem 2. November ganz geschlossen. Während der Bundesgartenschau ab dem 14. April 2023 werde der Park von der Stadtpark-Gesellschaft an die Bundesgartenschau-Gesellschaft verpachtet. Bei einer Buga erwarte man „wesentlich stärkere Besucherströme sowie wesentlich höhere Anforderungen“. Daher werde Mannheim, wie alle Bundesgartenschauen in den vergangenen Jahren, sämtliche Kassier- und Abrechnungstätigkeiten an ein darauf spezialisiertes Unternehmen mit automatisierten Systemen und einem entsprechend großen Personalpool vergeben.
Zwar habe man zunächst eine Freistellung des Servicepersonals bis nach der Bundesgartenschau „angedacht“, so Költzsch, aber sich dann doch – auch mit Blick auf das Alter der Mitarbeiter – für eine Trennung entschieden. Schließlich wolle man bei Wiederaufnahme des regulären Luisenparkbetriebs nach Oktober 2023 „den Besucherservice verbessern, einen zusätzlichen Online-Ticketverkauf über einen Webshop“ anbieten, so dass dann der Bedarf an Kassenpersonal geringer als bisher sein werde.
Kassensystem veraltet
Alle zehn fest angestellten Kassenkräfte würden natürlich weiterbeschäftigt, auch während der Luisenpark-Schließung im Herzogenried. Für die 35 geringfügig beschäftigten Aushilfen habe er „eine möglichst einvernehmlich und zuvorderst sozialverträgliche Lösung“ finden wollen und diese „nach langen, aber fairen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung sowie unter juristischer Beteiligung“ gefunden, so Költzsch. Dabei sei sein Ziel erreicht worden, „betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“ – durch einen Interessensausgleich und einen Sozialplan.
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Das bestätigt Pino Mastrangelo, der Betriebsratsvorsitzende der Stadtpark-Gesellschaft. „Dass Leute entlassen werden, mag kein Betriebsrat gerne“, sagt er, „aber da gab es keine andere Möglichkeit“, schließlich würde das Personal derzeit gar nicht und nach der Bundesgartenschau nicht mehr in so hoher Zahl benötigt. „Klar war das für viele, die lange dabei waren, ein Schlag in die Magengegend“, so Mastrangelo. Dem Betriebsrat sei es aber gelungen, „für die Leute so viel wie möglich rauszuholen“. Schließlich gebe es bei Aushilfen normalerweise gar keinen Sozialplan und keine Abfindungen. In dem Fall bekämen aber alle, die bis zu einem Stichtag Aufhebungsverträge unterschreiben, Abfindungen – auch Rentner und gestaffelt nach Dauer ihres Einsatzes. Hinzu komme ein Härtefall-Fonds von 10 000 Euro, aus dem Menschen bedacht würden, die durch den plötzlichen Verlust der Aushilfstätigkeit finanzielle Probleme hätten.
„Unstreitig“ sei auch, dass das Kassensystem veraltet sei. „Es gab ja oft riesige Warteschlangen an den Kassen, wenn schönes Wetter war“, so Mastrangelo. Insofern begrüße er, wenn die Stadtpark-Gesellschaft hier investiere und besseren Service für die Besucher biete. Dafür sei indes auch geschultes Personal nötig. „Alle haben die Chance, sich wieder zu bewerben“, so der Betriebsrat. Die Stadtpark-Gesellschaft habe aber zugesagt, statt vieler Aushilfen mit Minijobs lieber feste Stellen oder Teilzeitstellen zu schaffen, und für diese Menschen werde dann auch in die Sozialversicherung eingezahlt. „Das begrüßt der Betriebsrat“, betont der Vorsitzende.
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