„Hoffnungslos ausgebucht“: Das waren die städtischen Förderprogramme im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz zuletzt recht schnell. Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und der damit ausgelösten Energiekrise war die Nachfrage wesentlich höher als das Angebot. Darauf will die Stadt nun reagieren und ihre Förderprogramme um- und ausbauen. Mehr als 1,1 Millionen Euro soll die Klimaschutzagentur, die die Anträge bearbeitet und die Zuschüsse ausbezahlt, dafür zusätzlich erhalten. Nächste Woche berät der Ausschuss für Umwelt und Technik über die Pläne der Verwaltung. Die endgültige Entscheidung dürfte dann Anfang Februar im Gemeinderat fallen.
Budget soll mehr als verdoppelt werden
Bislang stellte die Kommune insgesamt 700 000 Euro zur Verfügung, um die energetische Sanierung von Gebäuden, den Ausbau von Photovoltaikanlagen und den Austausch von Heizungen zu fördern. Künftig soll das Budget dafür um 870 000 Euro erhöht werden – und damit mehr als verdoppelt.
Mit dem Geld sollen zum einen die bestehenden Programme deutlich aufgestockt werden – und der bisher an eine energetische Sanierung gekoppelte Austausch von alten Öl- und Gasheizungen auch unabhängig davon möglich sein. Zum anderen sind aber auch ganz neue Zuschüsse angedacht.
Um es auch Mietern zu ermöglichen, eigenen Strom zu produzieren, will die Stadt künftig mit insgesamt 120 000 Euro den Kauf von Mini-Solaranlagen für den Balkon fördern. Zudem ist eine Abwrackprämie für Kühlschränke geplant: Damit sollen Einkommensschwache dabei unterstützt werden, sich ein neues, energieeffizienteres Gerät anzuschaffen. Dafür sind insgesamt 50 000 Euro veranschlagt. Antragsberechtigt sind nur solche Mannheimerinnen und Mannheimer, die bereits irgendeine Form von Unterstützungsleistung erhalten, also etwa Bürger- oder Wohngeld.
Programmbeginn im Februar
Wie hoch der jeweilige Zuschuss bei diesen neuen Möglichkeiten sein wird, steht noch nicht fest. Ohnehin ist es nach Angaben der Klimaschutzagentur derzeit nicht möglich, Förderanträge zu stellen – weder für die neuen noch für die bestehenden Programme. Erst wenn der Gemeinderat die Umstrukturierung des Angebots beschlossen habe, könnten wieder Gesuche eingereicht werden. Voraussichtlich sei es Anfang bis Mitte Februar soweit.
Kontakt
- Die Klimaschutzagentur ist telefonisch von Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr und 14 bis 16 Uhr zu erreichen (0621/86248410).
- E-Mail-Anfragen an: info@klima-ma.de
- Persönliche Beratungen finden dienstags und donnerstags (9 bis 17 Uhr) im E-Forum der MVV (Luisenring 49) statt.
- Sehr viele Infos finden sich auch auf der Internetseite: www.klima-ma.de
Da dann die Zahl der zu bearbeitenden Anträge deutlich steigen dürfte und der Beratungsbedarf sowieso deutlich größer ist als das Angebot, erhält die Klimaschutzagentur auch neues Personal. Zweieinhalb zusätzliche Stellen sollen dort für Energieberatung, Förderprogramm-Management und Administratives geschaffen werden.
Jeder bereitgestellte Euro löst Folgeinvestitionen aus
Dass sich diese Investitionen vor allen Dingen beim Klimaschutz auszahlen dürften, zeigt eine Auswertung der Stadtverwaltung für das Jahr 2022: Demnach hat bei den Förderprogrammen zur energetischen Sanierung und zum Ausbau der Photovoltaik jeder von der Kommune eingesetzte Euro Folgeinvestitionen von 18 Euro ausgelöst. Je reduzierte Tonne des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 hat die Stadt damit 27 (Sanierung) beziehungsweise zehn Euro (Photovoltaik) ausgegeben.
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Die zusätzlichen Gelder für die Förderprogramme und die Klimaschutzagentur sind jedoch nicht alles, was die Stadt investieren möchte, um ihrem Ziel näher zu kommen, ab 2030 klimaneutral zu sein: Insgesamt sollen drei Millionen Euro als Anschubfinanzierung für die Umsetzung des Klimaschutzaktionsplans ausgegeben werden.
Fips-Shuttle der RNV soll häufiger fahren
So ist etwa ebenfalls geplant, mit 750 000 Euro den Ausbau von Solaranlagen auf Schuldächern zu beschleunigen. 150 000 Euro sind für weitere Entsiegelungsmaßnahmen vorgesehen, 300 000 Euro für das Programm energetische Sanierung im Quartier und 250 000 Euro zur Ausweitung des Fips-Shuttle-Services der RNV. Zudem soll Geld in Maßnahmen gesteckt werden, die als Voraussetzung gelten, um Klimaschutzziele zu erreichen – beispielsweise weitere Mitarbeiterstellen für den Waldumbau oder eine Initiative zur Gewinnung von Fachkräften.
Ob das alles auch so umgesetzt wird, diskutiert nächste Woche der Umwelt- und Technikausschuss und voraussichtlich am 7. Februar der Gemeinderat. Die Chancen für eine Zustimmung sind jedoch gut – denn im Haushalt sind die drei Millionen Euro bereits eingeplant.
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