Mannheim. Auf den Mannheimer Straßen ist er mir schon ein paar Mal begegnet: ein blau-weiß-organgener Kleinbus mit der Aufschrift „Fips“. Ich will das flexible, individuelle Personenshuttle der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) testen. Denn was die Webseite verspricht, klingt vielversprechend: Start, Ziel und Abfahrtszeit bestimme ich selbst per Handy-App und die Kleinbusse fahren ausschließlich mit Ökostrom. Ist das die perfekte Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr und ein großer Schritt in Richtung Verkehrswende?
Bedient nicht alle Stadtteile
Ich installiere die App „Fips - Personen-Shuttle“ auf meinem Handy und hinterlege als Zahlungsmittel die Daten meiner Kreditkarte. Unter der Nummer 0621/465 44 44 könnte ich den Fips-Bus aber auch telefonisch buchen. Dann wähle ich eine Teststrecke aus. Die Idee: Von der Redaktion in der Dudenstraße in Richtung Innenstadt. Doch für diese Strecke wird mir keine Route mit dem Shuttle angezeigt.
Das liege daran, dass sich Start und Ziel nicht in den aktuellen Bediengebieten befinden, wie mir RNV-Sprecher Moritz Feier erklärt. Fips solle die Bezirke am Stadtrand miteinander verbinden. Angefahren werden von 5 bis 24 Uhr rund 2500 virtuelle Haltepunkte im Süden und Norden. Von 20 bis 24 Uhr ist das Shuttle zudem in Seckenheim unterwegs. „Oft ist es die Flächenbedienung, die es Kundinnen und Kunden schwer macht, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen“, sagt Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV im Video-Interview mit dieser Redaktion. „Mit Fips können wir fast bis vor die Haustür und vor allem nahezu zu allen Zeiten fahren.“
Und das ausschließlich mit Elektro-Fahrzeugen: „Damit sind wir Vorreiter bei den On-Demand-Angeboten und sammeln wertvolle Erfahrungen, wie es gelingen kann, die Klimaziele im Verkehr durch neue, innovative Mobilitätsangebote zu erreichen“, ergänzt Christian Specht (CDU), zuständiger Mannheimer Dezernent auf Anfrage.
Der von der Redaktion aus nächstgelegene Fips-Haltepunkt ist Käfertal DB-Bahnhof. Ich suche mir eine knapp sechs Kilometer lange Strecke bis Mannheim-Waldhof aus. Von hier soll es dann mit der S-Bahn weitergehen. Sobald man die möglichen Haltepunkte auf der Karte entziffert hat, ist die App selbsterklärend. Ich bestimme die Anzahl der Fahrgäste und die Abfahrtszeit. In acht Minuten kann mich der Kleinbus frühestens abholen.
„Beim Fips gilt generell der VRN-Tarif. Wer eine Zeitkarte, wie Monats- oder Jahreskarte besitzt, zahlt dann für den Fips lediglich einen Aufpreis von einem Euro“, sagt in der Beek. „Bei einem Einzelfahrschein werden zwei Euro fällig.“ Ich besitze keinen gültigen VRN-Fahrschein, das habe ich zu Beginn auch so in der App angegeben. Deshalb kostet die Fahrt für mich 4,15 Euro - abgerechnet nach dem VRN-Luftlinientarif plus zwei Euro Aufschlag.
Hier ist Fips unterwegs
- Mannheimer Süden: täglich, von 5 bis 24 Uhr, in den Stadtteilen Neckarau, Lindenhof, Almenhof, Niederfeld, Casterfeld, Mallau, Pfingstberg und seit Juli auch Rheinau.
- Mannheimer Norden: täglich, von 5 bis 24 Uhr, in den Stadtteilen Blumenau, Gartenstadt, Sandhofen, Scharhof, Schönau, Waldhof, Franklin, Käfertal, Luzenberg, Straßenheim, Taylor und Vogelstang.
- In Seckenheim fährt das Shuttle von 20 bis 24 Uhr.
Acht Minuten Fußweg sind es von der Redaktion in der Dudenstraße bis zum Käfertal DB-Bahnhof. Das passt also perfekt. Auf dem Weg zum Haltepunkt verfolge ich den Kleinbus auf der Karte in der App. Er kommt pünktlich. Ich bin gespannt, mit wem ich mir das Shuttle teile. Denn Fips soll Reisende auf ähnlicher Route zusammenbringen. Fünf Sitzplätze stehen zur Verfügung. Doch mein Fips ist leer.
RNV-Geschäftsführer in der Beek ist mit der Resonanz in Mannheim dennoch zufrieden: „Aktuell sind wir bei rund 3000 Buchungen im Monat“, sagt er. „Genutzt wird Fips von Schülern, Senioren oder Menschen, die zur Arbeit oder der nächsten Haltestelle gebracht werden wollen.“
Nach knapp zehn Minuten erreiche ich die S-Bahn-Haltestelle Mannheim-Waldhof. Der freundliche und gesprächige Fahrer fragt mich, wo ich aussteigen möchte. Ich wähle einen Parkplatz hinter dem Bahnhof. Ein paar Minuten später bekomme ich eine Zahlungsbestätigung per Mail.
Künftig auch in anderen Städten?
Zum Vergleich: Für dieselbe Strecke hätte ich im Normalfall den Linienbus genommen, wäre etwa sechs Minuten länger gefahren, hätte aber nur 2,80 Euro gezahlt. Das bedeutet: Für mich - ohne VRN-Fahrschein - lohnt sich der Fips-Bus nur, wenn ich auf Strecken abseits des Linienverkehrs unterwegs bin.
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Die RNV will ihr Angebot in der Region erweitern. „Wir sind dabei, in Heidelberg ein erstes Pilotprojekt vorzubereiten“, erklärt in der Beek. Auch die Stadt Ludwigshafen wünsche sich ein Konzept. In Mannheim sei ein weiterer Ausbau der Bediengebiete vorerst nicht geplant, berichtet Bürgermeister Specht. „Dennoch lernen wir stetig dazu und es gibt Ideen, Fips beispielsweise im Nachtverkehr noch stärker einzusetzen.“ Das Modellprojekt ist auf drei Jahre angelegt und wird von Bund und Ländern finanziell unterstützt.
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