Mannheim. Beim Carl-Benz-Bad kommt Melanie Seidenglanz so richtig ins Schwärmen. Praktisch ihre ganze Kindheit hat die 41-Jährige dort verbracht, später dort fürs Abitur gelernt und sogar Teile ihrer Doktorarbeit verfasst. Es geht ihr nicht nur um den tollen Baumbestand und den Sprungturm, erklärt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Mannheimer Gemeinderat. Vielmehr sagt sie: „Schwimmbäder sind besondere soziale Orte.“ Und deshalb wichtig für die Stadt.

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Doch Mannheim muss wegen der schwierigen Haushaltslage in den nächsten vier Jahren viele Millionen einsparen. Könnte der Rotstift also auch bei den Schwimmbädern angesetzt werden? „Ich hoffe nicht“, sagt Seidenglanz in der neuen Folge des „MM“-Podcasts „Mensch Mannheim“. Es sei wichtig, dass sich Mannheim seine Freibäder weiterhin leistet. Menschen begegnen sich dort unabhängig von Gehalt und sozialem Status. „Im Schwimmbad haben alle eine Badehose an, und alle einen Badeanzug, alle sind gleich.“ Sie habe aber auch nicht mitbekommen, dass eines von Mannheims vier Freibädern zur Disposition stehe.
Mannheimer AfD sucht jetzt häufiger die Konfrontation
Bei der Frage, ob die AfD verboten werden sollte, ist Melanie Seidenglanz dagegen noch nicht so klar entschieden. Das sei ein „scharfes Schwert“. Derzeit laufe in der gesamten SPD der Meinungsbildungsprozess, sagt sie im Podcast. Teilt sie die Auffassung des Verfassungsschutzes, der die AfD vor einigen Tagen vom Verdachtsfall auf „gesichert rechtsextremistisch“ hochgestuft hatte? „Viele dieser Äußerungen sind rechtsextremistisch“, bewertet Seidenglanz Zitate von AfD-Mitgliedern, die im Bericht des Verfassungsschutzes stehen. Ob das auch für die Partei als Ganzes gelte, müssten jetzt Gerichte überprüfen: „Es scheinen sich die Hinweise zu verdichten, dass es in diese Richtung gehen könnte.“ Sie habe, sagt Seidenglanz, vollstes Vertrauen in die Institutionen des Rechtsstaats.
Ihr falle auf, dass die AfD auch in Mannheim selbstbewusster auftrete. Anders als in der vergangenen Wahlperiode meldeten sich die Mitglieder der Fraktion – sie hat seit Juni 2024 sieben statt wie vorher vier Sitze – häufiger zu Wort. Und die AfD suche in Mannheim bei gewissen Themen häufiger die Konfrontation. „Einzelne Personen haben schon Äußerungen getan, die sehr schwierig sind“, bewertet Seidenglanz einige Aussagen im Mannheimer Gemeinderat als fremdenfeindlich.
Kuscht SAP vor Trump? „Einige Entscheidungen zu schnell“
Schwierige Aussagen – da denkt man automatisch auch an Donald Trump. Und der US-Präsident führt seine Kampagne gegen Diversität fort. Das macht sich auch bei Unternehmen aus der Region bemerkbar. Roche und zuletzt SAP haben angekündigt, ihre Diversitätsstrategie anzupassen – auch, um das Geschäft in den USA nicht zu gefährden. „Mir waren einige Entscheidungen zu schnell“, kritisiert Seidenglanz. Von großen Unternehmen wie SAP könnte auch eine Signalwirkung auf andere ausgehen.
Zumal Diversität gut für Firmen sei. Studien zeigten, erklärt die SPD-Politikerin, dass diverse Teams erfolgreicher seien und Unternehmen mehr Profit brächten. Eine tolerante Unternehmenskultur bringe Erfolg. Auch bei der Anwerbung von Fachkräften: „Wir lassen ein ganzes Reservoir an gut qualifizierten Menschen zurück. Wenn wir die Zugangshürden zu hoch fassen für gewisse Gruppen, dann bekommen wir nicht die Besten, weil wir sie abschrecken.“ Auch durch mangelhafte Strukturen. Welche Fehler der Vergangenheit – auch ihrer eigenen Partei – sie kritisiert, verrät Melanie Seidenglanz im Podcast. Und auch, welche Straße für sie die schönste in ganz Mannheim ist.
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