Podcast „Mensch Mannheim“

Was bei Corona in Mannheim gut lief – und was nicht

Fünf Jahre ist es jetzt her, dass es auch in Mannheim die ersten Corona-Infizierten gab. Der Chef des Gesundheitsamts blickt auf eine bewegte Zeit zurück.

Von 
Timo Schmidhuber
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Maskenpflicht auch auf den Planken – das Bild stammt aus dem November 2020. © Michael Ruffler

Mannheim. Für viele ist sie gefühlt eine halbe Ewigkeit her: die Corona-Pandemie mit ihren zahlreichen Toten, Ängsten, Einschränkungen und einer teilweise kompletten Stilllegung des öffentlichen Lebens. In diesen Tagen jährt es sich zum fünften Mal, dass in vielen Bundesländern und auch in Mannheim nicht nur Kneipen, Clubs und Kinos, sondern auch Schulen und Kitas schließen mussten und – fortan Homeoffice und Homeschooling angesagt war.

In der aktuellen Podcast-Folge von „Mensch Mannheim“ blicken Florian Karlein und Timo Schmidhuber auf diese Zeit gemeinsam mit Peter Schäfer, dem Leiter des Mannheimer Gesundheitsamts, zurück. Der Mediziner kämpfte damals sozusagen an vorderster Front gegen das Virus. Die Stadt sei insgesamt gut durch die Pandemie gekommen, findet er. Manche Entscheidungen von damals auf Landes- und Bundesebene hält er im Rückblick allerdings für falsch.

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Schäfer erinnert sich im Gespräch noch genau an jenen 1. März 2020, einen Sonntag, als in Mannheim die ersten drei Corona-Infizierten gemeldet wurden. Die Tage, Wochen und Monate danach beschreibt er als „hochdynamische Phase“ – mit zum Teil täglichen Treffen des Corona-Krisenstabs und einer Aufstockung der Beschäftigten im Gesundheitsamt für die vielen neuen Aufgaben. Im Podcast erklärt der Vater von drei erwachsenen Kindern auch, wie er nach diesen intensiven Arbeitstagen abschalten konnte und was er dabei um jeden Preis vermieden hat.

Mannheim habe viel Eigeninitiative im Kampf gegen die Pandemie entwickelt, findet der Gesundheitsamt-Chef. Zum Beispiel habe die Schneiderei des Nationaltheaters Stoffmasken genäht. „Wir haben uns auch ganz früh um Impfmöglichkeiten auch außerhalb des vom Land vorgegeben Rahmens gekümmert.“ Zum Beispiel habe man in Stadtteilen mit hohen Infektionszahlen wie der Hochstätt oder der Neckarstadt Impfangebote vor Ort gemacht. „Damit waren wir mit Köln die erste Stadt in Deutschland.“

Der Test gehörte zum Alltag: Szene aus einem Corona-Testcenter in der Mannheimer Innenstadt vom März 2021. © Michael Ruffler

Schulschließungen: „Ich glaube, da hat man Kindern ganz viel genommen“

Manches sieht der Behördenleiter im Rückblick allerdings äußerst kritisch. Zum Beispiel Teile der vom Land angeordneten Schulschließungen, die bereits während der Pandemie von vielen Seiten kritisiert worden waren. Man müsse unterscheiden zwischen der ersten Schließung im März 2020 und den späteren ab Ende 2020 und im Jahr 2021, findet Schäfer. „Im März 2020 ging es um einen unbekannten Erreger mit unklaren Auswirkungen.“ Da sei es um Gefahrenabwehr und die Reduzierung von Kontaktmöglichkeiten gegangen. Da könne er die Schulschließung befürworten. Die späteren dagegen seien „kein vernünftiger Weg“ gewesen. „Ich glaube, da hat man Kindern ganz viel genommen, was sie zwingend zu einem normalen Aufwachsen brauchen.“

Im Podcast "Mensch Mannheim sprechen Timo Schmidhuber (links) und Florian Karlein (rechts) mit dem Chef des Mannheimer Gesundheitsamts, Peter Schäfer, über die Corona-Pandemie vor fünf Jahren. © Florian Karlein

Schäfer erinnert sich im Gespräch noch genau an jenen 1. März 2020, einen Sonntag, als in Mannheim die ersten drei Corona-Infizierten gemeldet wurden. Die Tage, Wochen und Monate danach beschreibt er als „hochdynamische Phase“ – mit zum Teil täglichen Treffen des Corona-Krisenstabs und einer Aufstockung der Beschäftigten im Gesundheitsamt für die vielen neuen Aufgaben. Im Podcast erklärt der Vater von drei erwachsenen Kindern auch, wie er nach diesen intensiven Arbeitstagen abschalten konnte und was er dabei um jeden Preis vermieden hat.

Mannheim habe viel Eigeninitiative im Kampf gegen die Pandemie entwickelt, findet der Gesundheitsamt-Chef. Zum Beispiel habe die Schneiderei des Nationaltheaters Stoffmasken genäht. „Wir haben uns auch ganz früh um Impfmöglichkeiten auch außerhalb des vom Land vorgegeben Rahmens gekümmert.“ Zum Beispiel habe man in Stadtteilen mit hohen Infektionszahlen wie der Hochstätt oder der Neckarstadt Impfangebote vor Ort gemacht. „Damit waren wir mit Köln die erste Stadt in Deutschland.“

Schulschließungen: „Ich glaube, da hat man Kindern ganz viel genommen“

Manches sieht der Behördenleiter im Rückblick allerdings äußerst kritisch. Zum Beispiel Teile der vom Land angeordneten Schulschließungen, die bereits während der Pandemie von vielen Seiten kritisiert worden waren. Man müsse unterscheiden zwischen der ersten Schließung im März 2020 und den späteren ab Ende 2020 und im Jahr 2021, findet Schäfer. „Im März 2020 ging es um einen unbekannten Erreger mit unklaren Auswirkungen.“ Da sei es um Gefahrenabwehr und die Reduzierung von Kontaktmöglichkeiten gegangen. Da könne er die Schulschließung befürworten. Die späteren dagegen seien „kein vernünftiger Weg“ gewesen. „Ich glaube, da hat man Kindern ganz viel genommen, was sie zwingend zu einem normalen Aufwachsen brauchen.“

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Auch die damals gültigen Landes- und Bundesvorgaben zum Umgang mit Infizierten, die im Sterben lagen und wo oft kein Verabschieden von Angehörigen möglich war, hält der Arzt für problematisch. Er wisse von Einrichtungen in Mannheim, die einen Abschied ermöglicht hätten. „Das war aber immer der Einzelfall, und da war immer die Schwierigkeit: Wo mache ich mich angreifbar, weil ich gegen bestehende Regelungen verstoße.“ Er hätte sich damals in den Vorgaben größere Ermessensspielräume gewünscht. In Deutschland, bedauert Schäfer, neige man „manchmal dazu, dass wir sehr kategorisch und formalkorrekt Dinge regeln“.

Kann es bei Geimpften noch zu Langzeitfolgen kommen?

Im Podcast geht es außerdem um das bei manchen umstrittene Thema Impfen. Das Impfen, sagt der Gesundheitsamt-Leiter, war „der entscheidende Schlüssel“ im Kampf gegen die Pandemie. Die Entwicklung eines Impfstoffs sei sehr schnell gelungen. „Aber ich glaube auch, diese Schnelligkeit hat manche Menschen auch wieder verunsichert.“ Dass es in Zukunft noch zu Langzeitfolgen bei Geimpften kommen könnte, hält der Mediziner „quasi für ausgeschlossen“, wie er betont. „Die Impfungen liegen jetzt gut vier Jahre zurück. Die Zahl der Geimpften ist so hoch, wie man das eigentlich bei keiner Erkrankung in der Vergangenheit hatte.“

In der aktuellen Folge spricht Schäfer auch darüber, welche Rolle Corona heute im Alltag des Gesundheitsamts spielt. Und ob er mit einem „Comeback“ rechnet – oder ob ein ganz neues Virus auftaucht, von dem wir heute noch gar nichts wissen.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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