Mannheim. Ein Anteil von 35 Prozent der Mannheimer, der sich durch Straftaten bedroht fühlt – ist dieser Wert aus dem Bürgerbarometer hoch oder nicht? Annette Mayer von der Forschungsgruppe Wahlen, die Mitte November die repräsentative Umfrage im Auftrag dieser Zeitung vorgenommen hat, wagt bei dieser Frage keine Bewertung. „Wir haben keine Vergleichszahlen zu anderen Städten“, sagt die Meinungsforscherin. In seinem Politbarometer hat das Institut aktuell die Kriminalitätsfurcht „in Deutschland“ abgefragt. Hier sagten 37 Prozent, sie hätten Angst. Auch bei früheren Bürgerbarometern war die Frage speziell für Mannheim schon gestellt worden. Der Vergleich zeigt, dass der aktuelle Wert – sagen wir – mittelmäßig ist.
Im Jahr 2012 lag der Anteil bei 27 Prozent, 2016 bei 43. Damals sei die Stimmung „aufgeheizt“ gewesen, erklärt Mayer, „viele haben Kriminalität mit Flüchtlingen vermischt, die Angst ist gestiegen“. Vergangenes Jahr sank der Anteil auf 35 Prozent – wie auch aktuell. Beim Blick in die Feinauswertung der Umfrage zeigen sich Auffälligkeiten. „In allen Altersgruppen fühlen sich Frauen bedrohter als Männer“, sagt Mayer. Unterschiede gibt es auch in den geografischen Gebieten, die die Forschungsgruppe einteilt: Bei den Menschen in Neuhermsheim, Neuostheim, Oststadt und Schwetzingerstadt ist die Kriminalitätsfurcht am geringsten – in Casterfeld, Friedrichsfeld, Hochstätt, Pfingstberg und Seckenheim am höchsten.
Bei der Frage, ob sie aus Angst bestimmte Bereiche in ihrem Stadtteil meiden, antwortet mit 21 Prozent nur ein vergleichsweise kleiner Teil mit „Ja“ – auch hier deutlich mehr Frauen. Bei der Auswertung nach Stadtteilen stechen bei dieser Frage zwei heraus. Im Bereich Innenstadt/Jungbusch sagen 38 Prozent der Befragten, sie meiden bestimmte Stellen, in der Neckarstadt-West erklärt das mit 47 Prozent sogar fast jeder Zweite.
Unabhängig von Parteipräferenz
Unter anderem mit Hilfe von Videoüberwachung wollen Stadt und Polizei den Alten Meßplatz sowie Teile der Innenstadt sicherer machen. Seit Mitte des Monats filmen auf Meß- und Paradeplatz die Kameras, Breite Straße, Marktplatz und eventuell Plankeneingang sollen folgen – am Ende könnten rund 70 Geräte im Einsatz sein.
Für dieses Projekt gibt es von den Mannheimern mit 85 Prozent eine gewaltige Zustimmung. „Das ist ein sehr hoher Wert“, sagt Annette Mayer. Bei den Über-60-Jährigen befürworten sogar 96 Prozent die Kameras, in der Gruppe der 29- bis 39-Jährigen ist der Anteil mit 69 Prozent dagegen deutlich geringer. Die durchgehend positive Bewertung gilt übrigens unabhängig von der Parteipräferenz – sieht man einmal von den Linken-Anhängern ab, von denen eine knappe Mehrheit die Überwachung nicht gut findet. Aber selbst unter den potenziellen Grünen-Wählern befürworten 79 Prozent das Filmen auf den Plätzen.
Langfristig soll ein Computerprogramm komplett die Bilder der Kameras auswerten – am Montag wird im Polizeipräsidium im Beisein von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) das Programm erstmals bei einigen Kameras aufgeschaltet.
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