Gewinner und Verlierer: Die Analyse zur OB-Wahl in Mannheim

Wer war in welchem Stadtbezirk stark? Kann sich Christian Specht mit Peter Kurz messen? Wie viele Menschen haben abgestimmt? Die Analyse zur OB-Wahl in Mannheim - mit Einschätzungen von Politikwissenschaftler Marc Debus

Von 
Daniel Kraft
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© Grafik MM

Mannheim. Die Mannheimerinnen und Mannheimer haben abgestimmt: Christian Specht geht als Sieger aus dem ersten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in Mannheim hervor. Doch wo konnte der CDU-Kandidat, den auch FDP und Mannheimer Liste unterstützen, die meisten Stimmen holen? Wie deutlich war der Ausgang des Rennens in den Stadtbezirken? Und wie ist die Wahlbeteiligung?

Am Ende war der Vorsprung deutlich. Christian Specht hat mit 45,6 Prozent der Stimmen den ersten Wahlgang der OB-Wahl für sich entschieden. Mit 11.581 Stimmen Vorsprung liegt Specht vor Thorsten Riehle (SPD).

Für einen Wahlsieg wäre eine absolute Mehrheit, also mehr 50 Prozent der Stimmen, erforderlich gewesen. Daher kommt es zu einer sogenannten Neuwahl, übrigens zum fünften Mal seit 1948.  Am 9. Juli reicht dann die einfache Mehrheit zum Sieg - der Kandidierende mit den meisten Stimmen gewinnt. 

Christian Specht (CDU) ist der klare Wahlgewinner

Von einem umkämpften und offenen Rennen, hatte der Mannheimer Politikwissenschaftler Marc Debus vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung vor der OB-Wahl gesprochen. Mit Blick auf den Wahlausgang bilanziert er: "Als klarer Sieger der Wahl geht Christian Specht mit viel Rückenwind in die Neuwahl. " Die Chance, dass die CDU den Posten des Oberbürgermeisters in der früheren SPD-Hochburg stellen könnte, werde das bürgerliche "Lager" für die Neuwahl noch weiter mobilisieren, so seine Analyse.

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Spannend wird sein, ob Kandidierende vor dem zweiten Wahlgang aus dem Rennen aussteigen. Besonders auf die Chancen von Thorsten Riehle, vielleicht doch noch die Wahl zu gewinnen, dürfte das Auswirkungen haben. "Für die Neuwahl wird wichtig sein, ob Raymond Fojkar und Isabell Belser erneut antreten. Falls nicht, muss Thorsten Riehle versuchen, deren Wähler zur erneuten Stimmabgabe zu ermuntern und für ihn als Kandidaten eines rot-grün-roten "Lagers" zu stimmen", schätzt Marc Debus die Lage ein. Wichtig werde sein, ob es Wahlempfehlungen der Kandidierenden, die sich zurückziehen, geben wird.

Die 17 Mannheimer Stadtbezirke: Gewinner und Verlierer 

Ein Blick in die 17 Mannheimer Stadtbezirke verrät: Am knappsten war der Wahlausgang in der Neckarstadt-Ost. Hier liegt Thorsten Riehle nur hauchdünne 0,7 Prozentpunkte vor Christian Specht. Am deutlichsten liegen die beiden Kandidaten in Sandhofen auseinander: Christian Specht führt hier mit 31,6 Prozentpunkten vor Thorsten Riehle. Specht konnte übrigens 15 der 17 Stadtbezirke gewinnen, in nur zwei liegt Thorsten Riehle vorne - neben der Neckarstadt-Ost auch in der Neckarstadt-West. 

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Wie hat sich Christian Specht im Vergleich zu Peter Kurz bei den Wahlen 2007 und 2015 geschlagen?

Christian Specht kommt zwar nicht an das Wahlergebnis von Peter Kurz (SPD) 2007 heran, als dieser bereits im ersten Wahlgang neuer Oberbürgermeister Mannheims wurde. Doch vergleicht man die aktuelle Wahl mit dem ersten Wahlgang 2015, liegen beide Kandidaten nahe beieinander. Peter Kurz holte 2015 im ersten Wahlgang 46,8 Prozent der Stimmen, Specht kommt aktuell auf 45,6 - ein Unterschied von nur 1,2 Prozentpunkten.

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Ein erstaunliches Ergebnis sei, dass in bislang traditionell SPD-geprägten Stadtteilen wie dem Waldhof oder der Schönau, wo Peter Kurz 2007 noch 56,6 beziehungsweise 60,1 Prozent holen konnte, Thorsten Riehle nicht einmal ein Drittel der Stimmen erzielt hat, so Marc Debus. Ein ähnliches Bild zeige sich auf der Vogelstang oder in Käfertal. "Die SPD scheint ein Problem in der Mobilisierung ihrer klassischen Anhängerschaft zu haben oder hat diese sogar an den CDU-Kandidaten Specht verloren", sagt dazu der Politikwissenschaftler.

Der Wissenschaftler Marc Debus



  • Geboren wurde Marc Debus 1978 im hessischen Biedenkopf.
  • Er studierte in Marburg und Mannheim Politikwissenschaft sowie Soziologie.
  • Debus ist Projektleiter am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung und an der Universität Professor für Vergleichende Regierungslehre.

Während Kurz 2015 sein stärkstes Ergebnis in der Neckarstadt-West einfahren konnte (60,5 Prozent), muss Christian Specht hier sein schlechtestes Stadtbezirksergebnis (21,1 Prozent) zur Kenntnis nehmen. Der CDU-Kandidat schafft es in sieben der 17 Stadtbezirke über die 50-Prozent-Marke, das beste Ergebnis kann er mit 59,8 Prozent in Sandhofen einfahren. 

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Die Wahlbeteiligung - bei Kommunalwahlen meist niedrig

Verlierer dieser Wahl ist einmal mehr die Wahlbeteiligung. Zwar markiert die aktuelle Wahl keinen historischen Tiefststand, dennoch ist die Beteiligung mit 32,2 Prozent sehr gering. 75.697 Menschen stimmten in Mannheim über den neuen OB ab. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2021 lag die Wahlbeteiligung in Mannheim bei 72,2 Prozent - also mehr als doppelt so hoch. Damals gaben 142.132  Mannheimerinnen und Mannheimer ihre Stimme ab. An der Landtagswahl 2021 nahmen in Mannheim 111.513 Menschen teil, die Wahlbeteiligung lag damit bei 56,9 Prozent.

Bei dem Vergleich ist zu beachten, dass bei der OB-Wahl mehr Menschen wahlberechtigt sind, da das Wahlalter schon bei 16 Jahren beginnt und EU-Bürger mit Hauptwohnsitz in Mannheim ebenfalls an die Urnen dürfen. 

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"Die Wahlbeteiligung ist auf kommunaler Ebene häufig niedriger als auf Landes- oder Bundesebene, weil viele Wähler die kommunale Ebene als weniger wichtig ansehen", erklärt Marc Debus. In Großstädten sei zudem die Bindung vieler Einwohner an die Stadt nicht so groß wie in ländlichen Gemeinden, so dass die Beteiligung bei Kommunalwahlen oft nochmals niedriger ausfalle. 

Schließlich hänge die Wahlbeteiligung auch mit dem Angebot zusammen. Wenn beispielsweise Parteien oder Kandidaten des rechten Randes antreten, könne dies allgemein unzufriedene Wähler, die sich häufig für rechtspopulistische Parteien entscheiden, zur Wahl bewegen. "Gleichzeitig führt aber auch das Antreten von rechtspopulistischen Kandidaten dazu, dass sich moderate Wähler eher beteiligen, um den Erfolg extremer Parteien oder Kandidaten zu verhindern", so der Politikwissenschaftler Debus.

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So viele Stimmen haben die Kandidierenden geholt - ein Vergleich

Mehr als 280.000 Menschen leben in Mannheim, die 16 Jahre oder älter sind und ihren Hauptwohnsitz in der Stadt haben. Doch rund 16 Prozent von ihnen sind bei der OB-Wahl nicht wahlberechtigt, weil sie beispielsweise keinen deutschen Pass besitzen und einem Staat außerhalb der Europäischen Union angehören

Somit waren beim ersten Wahlgang der OB-Wahl in Mannheim 234.937 Menschen wahlberechtigt, doch von ihnen sind nur 75.697 tatsächlich zur Wahl gegangen. Wie viele Menschen haben den Kandidierenden ihre Stimme gegeben? Die Grafik zeigt, Welche Basis die Kandidierenden in der Stadt und den Stadtbezirken haben.

Hinweis: Diese Analyse beruht auf dem vorläufigen Endergebnis des Wahlabends. 

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