Medizin

Geburt in Mannheim: Was Frauen sich bei der Entbindung wünschen

Natürliche und sanfte Geburten, die Entbindung von Zwillingen, Risikoschwangerschaften, Frühgeburten: Welche Infrastruktur die beiden Mannheimer Frauenkliniken in der UMM und im Diako bieten

Von 
Valerie Gerards
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Vier Zwillingspärchen mit ihren Eltern, Pflegekraft Anna Jantzen, Assistenzärztin Sina Maria Erhard und Thomas Schaible, Direktor der Klinik für Neonatologie. © UMM

Sicherheit und eine möglichst natürliche Geburt: Das sind die beiden größten Bedürfnisse werdender Mütter. In den Frauenklinken der Universitätsklinik (UMM) und im Diakonissenkrankenhaus setzen Ärzte und Hebammen alles daran, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Diese Redaktion hat nachgefragt, welche Infrastruktur die beiden Mannheimer Kliniken anbieten.

Familienorientierte Geburtshilfe

Das Diakonissenkrankenhaus hat sich auf werdende Mütter spezialisiert, die ein reifes, gesundes Kind erwarten. Hier können Frauen ab der 36. Schwangerschaftswoche entbinden, erläutert Chefarzt Alexander Ast, Leiter der Geburtshilfe und Gynäkologie. Hebammen, Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte gehen auf die individuellen Bedürfnisse der Mütter ein und ermöglichen eine sichere und sanfte Geburt, sowohl als Spontangeburt als auch per Kaiserschnitt.

Die werdenden Mütter wünschen in erster Linie Sicherheit und eine möglichst schmerzfreie Geburt.

„Die werdenden Mütter und ihre Partnerinnen und Partner wünschen in erster Linie Sicherheit für Mutter und Kind und eine möglichst schmerzfreie Geburt“, stellt Diako-Sprecherin Nina Luschnat fest. Die Schwangeren schätzen die familiäre Atmosphäre und die Begleitung durch die Beleghebammen: Zwei Hebammen sind in einer Schicht für die Gebärende da, bei Bedarf kann eine weitere hinzugerufen werden. Darüber hinaus würden sich viele werdende Mütter die Berücksichtigung ihrer individuellen Wünsche und auch ein Stück Normalität unter den geltenden Corona-Bedingungen wünschen.

Unterbringung in Familienzimmern

In der UMM-Frauenklinik liegt ein Schwerpunkt ebenfalls auf einer möglichst natürlichen Geburt, in der für die Schwangere eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen werden soll. Sie kann die Entbindungsposition frei wählen und sich zwischen verschiedenen Möglichkeiten für eine leichtere Geburt entscheiden: „Eine moderne Wanne für Wassergeburten steht ebenso bereit wie sanfte Methoden der Schmerzlinderung, zum Beispiel Homöopathie, Aromatherapie und Lachgas“, sagt die leitende Hebamme der UMM-Frauenklinik, Diana Haase. Im Universitätsklinikum sind rund um die Uhr Anästhesisten vor Ort, so dass jederzeit eine Peridural-Anästhesie (PDA) und ein Kaiserschnitt durchgeführt werden können. Nach der Geburt werden Mutter, Partner und Baby im Familienzimmern untergebracht.

Mehrlingsgeburt

Die UMM bietet mit ihrem Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe medizinische Sicherheit im Fall von Mehrlingsgeburten, Frühgeburten oder Komplikationen und für Mütter, die eine besondere Betreuung benötigen. Neugeborenenmediziner und Kinderärzte sind ständig anwesend. Im gerade abgelaufenen Jahr haben die Ärzte, Ärztinnen und Hebammen an der UMM 87 Mal Zwillinge entbunden und ein Mal Drillinge. Ende Dezember haben Neugeborenenmediziner und spezialisierte Pflegekräfte in der UMM sechs frühgeborene Zwillingspärchen gleichzeitig versorgt - also zwölf Babys, wie UMM-Sprecher Philip Egermann berichtet.

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Dass auf der Station für Frühgeborene sowie auf der Kinderintensivstation Zwillinge versorgt werden, sei Alltag. Auch mehrere gleichzeitig kämen immer wieder vor. Sechs Zwillingspärchen, die parallel in der Klinik versorgt werden, sind aber laut Egermann eine besondere Seltenheit. Die Zwillinge kamen innerhalb eines Monats zwischen Ende November und Ende Dezember auf die Welt. Das jüngste dieser Frühchen wurde in der 29., das älteste in der 35. Schwangerschaftswoche geboren.

Hauptsache sicher

„Sicherheit ist für mich ein ganz wichtiger Punkt bei der Entbindung: dass eine Kinderklinik vor Ort ist, falls etwas passieren sollte“, sagt Nane Winkler, die in der 30. Woche schwanger ist. Wenn sie voraussichtlich Anfang März ihr zweites Kind zur Welt bringt, möchte sie erneut in der Frauenklinik der UMM entbinden, weil ihr die maximale medizinische Versorgung für Kind und Mutter besonders wichtig ist. Ihr Erstgeborener sei seinerzeit mit lebensbedrohlichen Komplikationen geboren worden. „Es ist dort 24 Stunden ein Anästhesist nur für diesen Fall vor Ort. Vom Herzstillstand meines Babys bis zur Entbindung hat der Kaiserschnitt nur zweieinhalb Minuten gedauert. Zum Glück ist alles gut gegangen.“

Glücklicherweise verläuft die große Mehrzahl der Geburten komplikationslos.
Marc Sütterlin Direktor der UMM-Frauenklinik

Die medizinische Rundum-Versorgung gibt Sicherheit, beispielsweise im Fall von Risikogeburten. „Diese sind aber die Ausnahmen, denn glücklicherweise verläuft die große Mehrzahl der Geburten komplikationslos“, sagt Marc Sütterlin, Direktor der UMM-Frauenklinik. Das spiegele sich auch in der Statistik wider: Im vergangenen Jahr hatten rund 86 Prozent der Babys ein Geburtsgewicht von mehr als 2500 Gramm. Nur 3,5 Prozent wogen weniger als 1500 Gramm. Dann sind die Kinderärzte, -ärztinnen und Pflegekräfte der Neonatologie gefragt, die die Frühchen, also Kinder, die vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, intensiv betreuen. Beispielsweise können Neugeborene mit nicht vollständig entwickelten Lungen über eine Lungenmaschine mit Sauerstoff versorgt werden, bis sie das Atmen selbstständig schaffen.

Sanfte Kaisergeburt

Auch im Diako ist der Sectio-Saal, ein OP-Saal direkt neben den Kreißsälen, jederzeit vorbereitet. Wenn ein Kaiserschnitt notwendig ist, wird hier ausschließlich das Verfahren der sogenannten sanften Kaisergeburt angewendet. Bei dieser Methode heilt die entstandene Operationswunde deutlich schneller und komplikationsärmer als die aus der herkömmlichen Operationstechnik resultierende Wunde.

Geburtenzahlen steigen

Im Diako bewegen sich die Zahlen seit 2015 zwischen 1113 und 1415 Geburten pro Jahr. Im Jahr 2022 haben hier 1204 Babys das Licht der Welt erblickt. Die Zahl der Geburten in der UMM hingegen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, was Egermann auf das hohe Sicherheitsbedürfnis und die steigenden Mehrlingsgeburten zurückführt. Waren es 2015 noch 1623, wurde 2018 erstmals die 2000er-Marke geknackt.

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Im Jahr 2022 gab es in der Uniklinik 2786 Geburten, bei denen 2875 Babys zur Welt kamen. Deswegen hat die Frauenklinik zuletzt einen weiteren Kreißsaal eingerichtet und vor wenigen Wochen einen neuen, hochmodernen Operations-Saal für geplante Kaiserschnitte in Betrieb genommen. Er befindet sich etwas abseits vom Kreißsaal, so dass die Mutter nicht in den eigentlichen Kreißsaal-Bereich hinein muss. Zuvor wurden die geplanten Kaiserschnitte, wie die Notfälle, im OP im Kreißsaal durchgeführt.

Freie Autorin

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