Das frühere BBC-York-Gebäude in der Gottlieb-Daimler-Straße am Mannheimer Planetarium ist seit acht Jahren ein unansehnliches Betonskelett. Alle Pläne für eine neue Nutzung der Bauruine scheiterten. Jetzt könnte sich allerdings was tun. Die Luxemburger K1 Holding, die in Mannheim bereits das K1 Karree in der Breiten Straße gebaut hat und derzeit „The Six“ an den Kapuzinerplanken baut, hat das 1972 errichtete Gebäude erworben und einen langjährigen Pachtvertrag mit der Hotelkette Marriott unterzeichnet. Das sagte Ömer Nohut, Geschäftsführer der K1 Holding, dieser Redaktion.
Ein Hotel sollte aus dem Gebäude schon einmal werden, genauer gesagt ein Fünf-Sterne-Haus mit allem Komfort. So hatte es der Mannheimer Projektentwickler Egon Scheuermann im Mai 2015 im „MM“ angekündigt, nachdem er das Hochhaus an „Geschäftsleute aus Aserbaidschan“ verkauft hatte, wie Scheuermann damals berichtete. In eineinhalb Jahren sollte alles fertig sein, von einer 30-Millionen-Euro-Investition war die Rede. Doch daraus wurde nichts. Warum, das ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Die Eigentümerin des Gebäudes, eine Gesellschaft mit dem Namen Sapphire Property Development GmbH mit Sitz in Köln, war nie zu erreichen. Von dem Unternehmen fand sich im Internet weder Telefonnummer noch E-Mail-Adresse.
Im Frühjahr 2021 war aus Mannheimer Maklerkreisen zu hören, die Aserbaidschaner wollten das Gebäude verkaufen. Ein aus Aserbaidschan stammender Mannheimer Arzt, der 2015 Scheuermann und die Käufer zusammengebracht haben soll, sagte damals dem „MM“, der Eigentümer von Sapphire Property Development sei ein Bekannter von ihm. Es gebe bereits einen neuen Käufer, es gehe nur noch um die „Papierarbeit“. Doch es sollte länger dauern. Einen Kontakt zum Eigentümer war über den Mannheimer Arzt damals auch nicht zu bekommen.
Die Stadtverwaltung erklärte seinerzeit, es habe in der Vergangenheit mehrere Anfragen gegeben, das Gebäude als Boardinghouse oder Studentenwohnheim zu nutzen. Sie sah das Gebäude mit seiner Lage an der viel befahrenen Wilhelm-Varnholt-Allee und der mangelenden Anbindung an das Wohnquartier Schwetzingerstadt für eine solche Nutzung aber nicht geeignet. Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) ärgerte sich über die Bauruine, die zu diesem Zeitpunkt schon sechs Jahre leer stand, und wünschte sich mehr rechtliche Instrumente für Kommunen, wenn Eigentümer ihr Gebäude nicht nutzen und verkommen lassen.
Anfang 2022 nahmen die Geschäftsleute aus Aserbaidschan einen neuen Anlauf zum Verkauf. Das Gebäude tauchte in einem Immobilienportal im Internet auf. Für 14 Millionen Euro. „Einmalige Chance auf ein entwicklungsfähiges Bürohaus/Hotel in Mannheim-Oststadt“ prangte über der Anzeige. Neun Stockwerke, rund 8100 Quadratmeter Bürofläche, 73 Stellplätze lauten die weiteren Angaben.
Jetzt, eineinhalb Jahre später, gibt es eine Käuferin, die keinen Hehl aus dem Kauf und ihren Plänen macht: Es handelt sich um die York Mannheim GmbH. Die wurde für dieses Bauvorhaben von der in Mannheim bekannten K1 Holding und dem globalen Projektentwickler Nef Real Estate Investment in Luxemburg gegründet. „Wir sind seit 2021 mit den Geschäftsleuten aus Aserbaidschan in Verhandlungen, haben aber zwischenzeitlich abgebrochen, da der Kaufpreis zu hoch war“, sagt der K1-Geschäftsführer. Die Bauruine sollte nach wie vor für 14 Millionen Euro verkauft werden. Der tatsächliche Kaufpreis ist vertraulich. Nohut verrät nur so viel: Er konnte das Gebäude zu einem deutlich niedrigeren Preis um die zehn Millionen Euro erwerben.
Es sei „überhaupt nicht einfach“ gewesen, zu den Eigentümern des Gebäudes Kontakt aufzunehmen, erklärt Nohut. Zuerst sei ein Makler im Spiel gewesen, dann sei es gelungen, direkten Kontakt herzustellen. „Wir sind nach Aserbaidschan gereist, um die Käufer zu überzeugen. Die waren nicht in einer Situation, dass sie hätten verkaufen müssen.“ Wieso die Geschäftsleute sich damals gegen den Bau des Luxushotels entschieden haben, für den es immerhin schon eine aufwendige Planung gegeben hatte? Dazu hat Nohut nach eigenen Angaben keinerlei Informationen.
Was die K1 Holding nun mit der Bauruine vorhat, legt Nohut bereitwillig offen: In Mannheim soll das erste Marriott-Hotel der Stadt entstehen. Darin soll es Räumlichkeiten für Langzeitaufenthalte unter dem Markennamen „Residence Inn by Marriott“ geben, die eine Größe von etwa 40 Quadratmetern mit Teeküche und Wohnbereich haben.
Insgesamt sollen voraussichtlich 216 Zimmer entstehen, davon sollen 60 Langzeitresidenzen sein. „Damals war die Planung auf einen Erweiterungsbau ausgerichtet. Wir haben andere Pläne. Wir werden den Bestand beibehalten und nicht anbauen.“
Derzeit läuft laut Nohut noch die Planung. Der Bauvorantrag sei bereits bestätigt worden, die alte Baugenehmigung von 2015 ist jedoch abgelaufen und muss neu beantragt werden. Der Antrag soll Anfang September bei der Stadt eingereicht werden. „Sobald die Baugenehmigung vorliegt, sind wir in der Lage, mit den Umbaumaßnahmen loszulegen. Das Projekt ist komplett durchfinanziert.“ Die Arbeiten sollen Anfang 2024 beginnen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-frueheres-bbc-york-gebaeude-in-mannheim-ist-die-bauruine-bald-geschichte-_arid,2114084.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-14-millionen-euro-fuer-ex-bbc-york-gebaeude-am-mannheimer-planetarium-_arid,1940130.html