Mannheim. Undurchsichtige Geschäftsbeziehungen, Millionensummen, anonyme Hintermänner: Die jüngere Geschichte des ehemaligen Gebäudes des Kühlräumeherstellers BBC-York am Planetarium hat das Zeug zu einem Wirtschaftskrimi. Nun wird offenbar das nächste Kapitel geschrieben – denn die Bauruine soll verkauft werden. Für 14 Millionen Euro.
„Einmalige Chance auf ein entwicklungsfähiges Bürohaus/Hotel in Mannheim-Oststadt“ prangt über der Verkaufsanzeige auf einem Immobilienportal im Internet. Neun Stockwerke, rund 8100 Quadratmeter Bürofläche, 73 Stellplätze lauten die weiteren Angaben. Die konkrete Lage und ein Bild sind nicht zu sehen. „Der Verkäufer wünscht eine diskrete Vermarktung“, steht als Erklärung da. Entsprechend reagiert der eingeschaltete Makler auch nicht auf Anfragen. Solche Erfahrungen gab es zuletzt häufiger im Zusammenhang mit dem markanten Gebäude in der Gottlieb-Daimler-Straße, das 1972 gebaut wurde.
Unbekannte Geschäftsleute aus Aserbaidschan
2012 hatte es der Mannheimer Projektentwickler Egon Scheuermann gekauft, entkernen lassen und 2015 an nicht näher benannte „Geschäftsleute aus Aserbaidschan“ veräußert. Diese wollten es seinen Angaben nach für rund 30 Millionen Euro zu einem Fünf-Sterne-Hotel umbauen. Doch getan hat sich nichts. Und wer diese Geschäftsleute sind und woher ihr Kapital stammt, blieb ebenfalls im Dunkeln.
Aus „familiären und finanziellen Problemen“ sei das Projekt nicht umgesetzt worden, sagte ein aus Aserbaidschan stammender Mannheimer Arzt, der das Geschäft damals mit angebahnt hatte, vor gut einem Jahr. Darum wollten sich die Geschäftsleute zurückziehen und die Immobilien wieder veräußern. Einen Käufer gebe es bereits, sagte der Arzt seinerzeit. Doch auch dieses Vorhaben scheint angesichts der Anzeige im Internet geplatzt zu sein.
Immerhin soll es nun Interessenten geben, die die Bauruine kaufen wollen, teilt die Stadtverwaltung mit. Um wen es sich dabei handelt, wisse man zwar noch nicht. „Zeitnah“ sei jedoch ein Gespräch mit einem Vertreter der Gebäudeeigentümer geplant, bei dem man wohl mehr erfahre. Das zumindest ist ein Fortschritt: Vor rund einem Jahr erklärte die Stadt noch, man habe keinen Kontakt zum Immobilienbesitzer.
Stadt kann sich Nutzung als Hotel vorstellen
Kann das seit Jahren leerstehende Gebäude mittelfristig also doch wieder genutzt werden? Und falls ja, wie? Die Genehmigung zum Umbau in ein Hotel ist im Herbst abgelaufen, erklärt eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Eine neue sei noch nicht beantragt worden. Der Standpunkt der Kommune habe sich indes nicht verändert, betont sie: „Eine gewerbliche Nutzung ist nach wie vor anzustreben.“ Andersherum ausgedrückt bedeutet das: Eine Zukunft der Immobilie etwa als Wohnheim für Studierende oder Boardinghouse sieht die Verwaltung eher nicht. Denn zum einen widerspricht das dem Bebauungsplan. Und zum anderen scheint die Lage angesichts der Verkehrsbelastung und der mangelhaften Anbindung an andere Wohnquartiere eher ungeeignet.
Eine Nutzung als Hotel oder Bürohaus könne man sich bei der Stadt jedoch gut vorstellen: „Dass eine solche Revitalisierung möglich ist, zeigt das sanierte Bürogebäude direkt neben dem genannten Objekt.“
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