Mannheim. Diese Sätze klangen wie ein Stoßseufzer der Erleichterung: „Es ist vollbracht, es ist geschafft“, sagte Oberbürgermeister Peter Kurz. Er beendete damit ein Projekt, das sehr viel länger dauerte als gedacht und auch deutlich teurer wurde: die Generalsanierung der Feuerwache Nord in Käfertal (Auf dem Sand).
Sechs Jahre hat sie gedauert, und statt der mal gedachten 12,75 Millionen Euro kostete das Vorhaben nun 25 Millionen Euro.
Ständig drohte Unfallgefahr
„Wir sind sehr glücklich“, sprach Feuerwehrkommandant Thomas Näther seiner Mannschaft aus dem Herzen. Das Gebäude sei „jetzt so gut, wie es für den Betrieb erforderlich ist“ – anders als vor zehn Jahren, als er auf dieser Wache als Abteilungsleiter anfing.
An diese Zeit erinnerte in einer Gesprächsrunde mit dem Ersten Bürgermeister Christian Specht der frühere Wachleiter Rudi Götz. Er rief in Erinnerung, wie nach einem Wasserrohrbruch Deckenplatten herabgestürzt waren, wie Wasser durch das Dach eindrang und es „ständig drohende Unfallgefahr“ gab, weil ein Hochspannungsmast viel zu nah am Hof der Wache stand. „Wenn wir die Drehleiter zu weit ausgefahren hätten, hätte das einen Kollegen das Leben kosten können – durch Strom-Überschlag“, so Rudi Götz.
Fehlende Bauteile und Schadstoffe
Seit 2012 wurde daher eine Sanierung der 1975 bezogenen Wache geplant, aber zum zunächst bewilligten Preis wollte kaum eine Baufirma das Projekt angehen. Die europaweite Ausschreibung musste daher 2016 aufgehoben werden – das ganze Prozedere startete neu. Baubeginn war im September 2017.
Und die Arbeiten zogen sich sechs Jahre hin, weil mal Bauteile fehlten, es Probleme bei Fassadenplatten gab und Schadstoffe – Asbest, Polychlorierte Biphenyle (PCB), künstliche Mineralfasern – auftauchten, die fachgerecht entsorgt werden mussten.
Schwieriger Einsatzbetrieb
Während der Bauzeit sei es für die Mannschaft „extrem schwierig, extrem aufwendig“ gewesen, den Einsatzbetrieb aufrechtzuerhalten, sagte Wachleiter Klaus Sieber. Es habe „kaum ein Medium gegeben, das nicht ausgefallen ist“ – mal gab es kein Wasser, mal keinen Strom, mal keine Heizung. Hinzu kamen Lärm und Schmutz, ergänzte Daniel Geidt, Projektleiter auf Seiten der Feuerwehr. Man habe die ohnehin schon zu wenigen Räume während der Bauzeit noch mal „extrem reduzieren“ müssen.
Dennoch hätten die Kollegen „versucht, den Dienst so zu verrichten, dass es die Bürger nicht merken“, drückte Wachleiter Sieber seinen Kollegen „großen Respekt“ aus. Und dem schlossen sich auch der Oberbürgermeister und Erster Bürgermeister Specht an.
OB Kurz: "Das war schmerzhaft"
„Das war schmerzhaft“, räumte der Oberbürgermeister mit Blick auf die Zustände in der Wache ein. In der Planungsphase habe man eigentlich festgestellt, „dass eine Generalsanierung günstiger sein soll als ein Neubau“ – ein Satz, bei dem viele Gäste jetzt aber lachen mussten. „Die Komplexität hat sich erst auf der Strecke ergeben“, meinte Kurz.
Tag der offenen Tür am Samstag
Am Samstag, 13. Mai, ist von 10 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür der Feuerwache Nord.
Das Programm beginnt um 10.15 Uhr mit Begrüßung durch Wachleiter Klaus Sieber und Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr.
- 11 und 13 Uhr: „Feuerwehr-Modenschau“ mit Einsatzanzügen für alle Gefahrenlagen durch Jugendfeuerwehr und Mitglieder des Grundlehrgangs.
- 14 Uhr: Höhenrettervorführung.
- 15 Uhr: Einsatzübung Freiwillige Feuerwehren Abteilungen Innenstadt und Nord.
- 16 Uhr: Höhenrettervorführung.
Im 20-Minuten-Takt gibt es Führungen durch die Wache, zudem eine große Fahrzeugschau, Vorführungen der Jugendfeuerwehr, einen Riesensandkasten und Wasserspiele für Kinder, Popcorn sowie Essen vom THW.
Zudem sei die Stadt mit dem Projekt „in globale und epochale Krisen geraten“, begründete er einen Teil der Verzögerungen mit den Folgen der Corona-Pandemie. Doch nun sei „ein Tag des Durchatmens“ gekommen, dankte Kurz den Feuerwehrleuten für ihre Geduld: „Das Ergebnis zählt“, meinte er.
Höhenretter in Käfertal stationiert
„Die neue Wache erfüllt alle Herausforderungen einer wachsenden Stadt“, erklärte Erster Bürgermeister Specht. Der Bau ist – neben der Hauptfeuerwache und der Wache Süd – einer der drei rund um die Uhr mit je einem Löschzug besetzten Wachen der Berufsfeuerwehr. Zudem sind hier die Höhenretter und der Kranwagen stationiert, die Kfz-Werkstatt und die Freiwillige Feuerwehr Abteilung Nord.
Specht erreichte bei der MVV, dass der Hochspannungsmast verlegt wird. Aufenthalts-, Ruhe- und Werkstatträume wurden erweitert und modernisiert, ein Hygienekonzept mit strikter Abtrennung von Bereichen, die mit verschmutzter Einsatzkleidung betreten werden, realisiert, die Laufwege zu den Einsatzfahrzeugen optimiert, ein neues Alarmlager mit 320 Palettenstellplätzen, ein Übungsturm und ein Sportplatz geschaffen.
Mehrere kleine Wache nötig
Aber schließlich wolle die Stadt ein attraktiver Arbeitgeber sein – auch für Feuerwehrleute, unterstrich Kurz. Zudem hob er hervor, dass die Zahl der Einsätze seit 2013 um 60 Prozent gestiegen sei. „Auch wenn das der breiten Öffentlichkeit nicht so bewusst ist“, so Kurz, bedeute dies, „dass wir weiter in die Feuerwehr investieren müssen“.
Christian Specht verwies darauf, dass derzeit ein neuer Brandschutzbedarfsplan erarbeitet werde. Dazu gehöre die Überprüfung des Wachenkonzepts. Derzeit sehe es so aus, dass man neben der Wache Nord und der Hauptfeuerwache „mehrere kleinere Wachen“ brauchen werde. Eine Sanierung im Bestand müsse man sich „in jedem Einzelfall genau anschauen“, aber er könne sich das nicht mehr vorstellen, so Specht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Sanierung der Feuerwache Nord war unzumutbar