Es tut einen Knall, Tausende bunte Papierblättchen schwirren von der Bühne herab in die Luft – und das ist der offizielle Moment, auf den so viele Menschen so lange gewartet, auf den sie so lange hingearbeitet haben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärt die Bundesgartenschau für eröffnet, und er tut es mit Dank an alle, die einen Anteil am Gelingen haben. Und für die ist es „ein Gänsehautmoment“, wie eine der Buga-Mitarbeiterinnen da sagt.
Manche haben nur drei, manche fünf Stunden Schlaf gehabt. Bis zuletzt wird auf den Ausstellungsgeländen gearbeitet, eine Stunde vor Einlass ein Stück Zaun gesetzt. Ein Bagger rollt noch, als die Besucher schon am Eingang Schlange stehen. „Es waren alle mit draußen“, lobt Lydia Frotscher, die Gärtnerische Leiterin, dass das gesamte Team beim Pflanzen und Aufräumen mit anpackte. „Jobrotation“, nennt es Andrea Weber aus der Buchhaltung lachend. „Und es hat riesig Spaß gemacht“, sagt strahlend Personalreferentin Bettina Schorb, obwohl sie im strömenden Regen gepflanzt hat. Mitten in der Nacht fahren 15 Kehrmaschinen und Müllautos auf das Areal, machen Großputz. Und dann strahlt morgens alles – auch die Sonne.
Dazu gratuliert gleich der Bundespräsident. Seit Sonntag, so sagt Steinmeier, habe er mit Blick auf die Buga-Eröffnung den Wetterbericht beobachtet und für seine Rede auch eine Schlechtwettervariante vorbereitet. „Aber Ihr hier in Mannheim kriegt selbst das mit dem Wetter zur Eröffnung geregelt!“, so Steinmeier staunend und anerkennend.
Von Berlin kommend, ist er auf dem Flughafen Baden-Baden/Karlsruhe gelandet, dann mit der Limousine – Kennzeichen: 0-1 – und seiner Kolonne bis direkt hinter die Bühne gefahren. 13 Minuten später als geplant sagt SWR-Moderatorin Rosa Omeñaca Prado: „Meine Damen und Herren: der Bundespräsident“, und die geladenen Gäste – Politiker, Sponsoren, engagierte Ehrenamtliche – erheben sich von den Plätzen. Normale Buga-Besucher werden sehr, sehr weit auf Distanz gehalten.
Zu hören ist aber auch weit hinten, jenseits der Gitter, wie Oberbürgermeister Peter Kurz alle Gäste „zu diesem ganz besonders bedeutungsvollen Anlass“ willkommen heißt. Sogar der Chinesische Botschaft Wu Ken ist da, diplomatische Vertreter von einem Dutzend Ländern, darunter USA, Frankreich, Finnland, Italien. Kurz wertet das als Zeichen der globalen Vernetzung Mannheims und schlägt gleich den Bogen dazu, dass mitten in Europa wieder ein Krieg tobt. Doch hier, auf dem Spinelli-Areal, löse Mannheim noch eine Friedensdividende ein.
Aus einem Kasernengelände eine Frischluftschneise zu machen, sei die „zentrale Idee dieser Bundesgartenschau“, die 178 Tage „Blumenschau, Lernort und Sommerfest in einem“ sei, so der Oberbürgermeister. Er dankt allen, die „mit Expertise und Herzblut lange darauf hingearbeitet haben“, an erster Stelle Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach und seinem Team, das bis zuletzt gearbeitet hat.
Auch Gärtner von Blumen Otto gehörten dazu. In einem äußerst knappen Zeitfenster haben sie die Bühne mit 3500 Schnittblumen sowie 100 Hortensien in Töpfen geschmückt. Daher passt es wunderbar, dass der Bundespräsident Bundesgartenschauen als „ein Fest der Farben, eine Feier der Buntheit und der Verschiedenheit, eine Darstellung der Schönheit“ rühmt: „Ja, es ist schön, und es ist eine Freude, sich inmitten der Farben der Schöpfung zu bewegen“, betont Steinmeier. „Das Bunte, die Farben bekämpfen das Grau in Grau des Alltags. Wir alle wissen: In einer farblosen, grauen Welt wäre, wie unsere deutsche Sprache ganz gut weiß, auch das Grauen nicht weit“, erklärt er.
„Viele innovative Ideen“
„Mit dem Garten fing alles an“, erinnert Steinmeier an den Garten Eden der Bibel. „Der Mensch wurde also vor aller Zeiten Anfang eigentlich als Gärtner geschaffen“, und der Ursprung des Wortes Kultur stamme aus dem Ackerbau. Hieraus leitet das Staatsoberhaupt „die menschliche Verpflichtung, die Welt zu hüten und zu pflegen“ ab. Man müsse „mit ihr so sorgsam, so vorausschauend, so nachhaltig und behutsam umzugehen wie mit einem Garten“, mahnt er. Dazu würden „hier auf der Bundesgartenschau viele innovative Ideen ausprobiert und uns vorgestellt – und alles das macht mir Hoffnung, alles das sollte uns Mut machen, dass wir gemeinsam tatsächlich vieles anders und vor allem vieles besser machen“, so Steinmeier.
„In Rekordzeit fertig“
Von einer „großen Leistung, zu der ich das Buga-Team und die Stadt Mannheim herzlich beglückwünschen darf“ spricht Ministerpräsident Winfried Kretschmann, denn es sei trotz der Gesamtfläche von 146 Fußballfeldern „in Rekordzeit fertig geworden“ Mannheim mache mit der Buga „einen richtig schönen Schritt nach vorne“ lobt er. Es sei einmal „ein großartiges Ereignis, das Menschen zusammenbringt“, aber habe zugleich Platz für Naturschutz geschaffen und sei „eine Chance für Klimaschutz und Stadtentwicklung“, so Kretschmann.
„Wir bringen Grün in die Stadt, gestalten Lebensraum zum Wohlfühlen“, fasst Hajo Hinrichs als Vertreter der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft das Anliegen der Branche zusammen, für die Bugas auch Leistungsschauen sind. „Mit Stolz, Freude und Dankbarkeit an das ganze Team“, tritt noch Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach ans Mikrofon, und Auszüge aus der Uraufführung des eigens komponierten Werks „Rhizom“, gespielt vom Haifa Symphonic Orchestra, passen schließlich mit ihrer Leichtigkeit, ihrem Schwung zu der sommerlichen Eröffnungsstimmung.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-feier-der-buntheit-eroeffnet-_arid,2073252.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html