Bundesgartenschau

Wie die Prominenz auf der Buga abgeschirmt wird

Bundespräsident Steinmeier hat nicht viel von der Mannheimer Buga gesehen, er musste schnell weg. Zudem brauchte er noch Zeit für ein vertrauliches Gespräch

Von 
Peter W. Ragge
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Winfried Kretschmann (ganz rechts) schaut sich das neuartige Fahrzeugkonzept U-Shift an, das auf der Buga im Forschungsbetrieb läuft. © Michael Ruffler

Mannheim. Am Ende ist alles geheim. Zu einem Vier-Augen-Gespräch, wie es heißt, treffen sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Winfried Kretschmann hinter verschlossenen Türen in der U-Halle, in einem Raum vom Buga-Stand der Stadt. Auch die Sicherheitsleute müssen draußen warten, über 45 Minuten dauert es, alles vertraulich. Dann braust die Kolonne des Staatsoberhaupts davon.

Viel von der Bundesgartenschau gesehen hat Steinmeier nicht – und das Publikum von ihm nicht. Der Bundespräsident wird bei seinem kurzen Rundgang ganz kräftig abgeschirmt. Julian Schweitzer (19), aktiv bei den Jusos, gelingt es immerhin, ein Autogramm in sein SPD-Parteibuch zu bekommen. Und als Steinmeier Bloomaul Ulla Hofmann entdeckt, geht er sogar auf sie zu und begrüßt sie, spricht kurz mit ihr über ihren Sohn, Filmemacher Nico Hofmann.

Hoher Besuch für die Schülerinnen und Schüler der Mannheimer Tulla-Realschule: Bundespräsident Steinmeier begutachtet ihr Klima-Projekt. © Till Börner

Den Sicherheitsleuten ist so viel Nähe aber gar nicht geheuer, sie sind enorm angespannt. An einer Stelle werden sogar die Mannheimer Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin Elke Zimmer sowie Erster Bürgermeister Christian Specht nicht in den Mustergarten gelassen, wo Steinmeier sich kurz hinsetzt. Als auffällt, dass auf dem Foto nur Männer sind, dürfen wenigstens Regina Haindl, die Deutschen Blumenfee, und Gerlinde Kretschmann dazu.

Mannheime Realschüler als Junggärtner

Jörn Schmitt, Gärtnermeister aus Leutershausen, schafft es aber ganz kurz, die Prominenz an den von ihm geschaffenen Garten zu ziehen, sein Schwimmbecken zu erläutern. „Und da habt ihr eine Sauna drin?“, deutet Steinmeier auf das Gartenhäuschen. „Nein, den Wein“, antwortet Schmitt, und alle lachen. Denn gut aufgelegt ist das Staatsoberhaupt.

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Viel Zeit nimmt er sich für die Klasse 7d der Tulla-Realschule, die bei einem Projekt der „Grünen Schule“ vom Luisenpark Setzlinge von Bäumen gezogen hat. Magnus Emmert überreicht Steinmeier einen Baumhasel und hat auch eine Begründung: Er brauche wenig Wasser und liefere Nüsse für Tiere. Das passe gut, antwortet Steinmeier, denn er habe nicht viel Zeit. „Und wir haben Eichhörnchen“, berichtet er vom Park seines Amtssitzes in Berlin und lobt die Schüler, dass sie – trotz Osterferien – auf dem Gartenschaugelände so aktiv sind.

„Was habt ihr für einen schönen Beruf“, ermuntert er Landschaftsgärtner-Auszubildende, die ihm kurz ihre Arbeit vorstellen dürfen. Im Schnellschritt geht es weiter zu „Fotopunkten“ für die Medien. Auf dem Weg zücken viele Besucher ihre Handys. Ein paar Mädchen, die heftig knipsen, rätseln danach aber, wer eigentlich wer ist von den vielen Herren in Anzügen. Die angrenzende neue Wohnbebauung und der Umbau der U-Halle interessieren Steinmeier besonders, da fragt er öfter nach – aber dann muss er weg.

Volles Programm für Kretschmann

Kretschmann bleibt zwei Stunden länger und absolviert noch ein Mammutprogramm. Am Stand der Landesregierung hört er geduldig zu, wie ihm Schulkunst und Lehrerfortbildung erläutert werden. Für Louise Kitty (13), die ihm eine Initiative für naturwissenschaftliche Bildung für Mädchen vorstellt, hat er aber ein paar aufmunternde Worte parat – ehe er weitergedrängt wird. „Ein gutes Programm“, lobt er aber noch.

Winfried Kretschmann (ganz rechts) schaut sich das neuartige Fahrzeugkonzept U-Shift an, das auf der Buga im Forschungsbetrieb läuft. © Michael Ruffler

Gerlinde Kretschmann wartet schon beim Landfrauenstand auf ihren Mann – die wollen unbedingt ein Erinnerungsfoto. Dann werden ihm zahlreiche, auch vom Land geförderte landwirtschaftliche und ökologische Projekte vorgeführt. „Interessant“, „super spannend“, „sehr informativ“ sagt er immer wieder, seufzt aber irgendwann auch: „Da schwirrt einem ja der Kopf“.

Beim Stand vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt startet Kretschmann das futuristische Fahrzeugkonzept U-Shift, elektrisch und automatisiert fahrend. „Machen Sie so weiter, mit gutem Tempo“, fordert Kretschmann die Forscher auf. Immer wieder muss er Hände schütteln, lässt er sich zu Fotos überreden. Aber noch in den Luisenpark weiterfahren, wie kurz geplant ist, will der 74-Jährige dann doch nicht. Er und seine Frau setzen sich in einen Holzpavillon, essen eine rote Wurst im Brötchen – und fahren ab. „Ich komme gerne wieder“, verspricht er.

Redaktion Chefreporter

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