Suche nach Schuldigen

Erneut Aufregung um Zäune für Haubenlerchen in Mannheim im Gemeinderat

Dass auf dem Buga-Gelände nun 15 bis 18 Hektar für Haubenlerchen und andere bedrohte Tierarten eingezäunt werden sollen, stößt in der Mannheimer Lokalpolitik auf Unverständnis. Was nun zur Schuldfrage gesagt wurde

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Steffen Mack
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Eine seltene Haubenlerche sitzt an einem Schutzzaun, der um ihr Brutgebiet gespannt ist. Geht es nach einer Gemeinderatsfraktion sollen die Zäune in Mannheim anders aussehen (Symbolbild) © Marijan Murat/dpa

Mannheim. Diana Pretzell äußert einen vergeblichen Wunsch. „Ich glaube, es sollte jetzt keine lange Debatte geben“, beendet die Mannheimer Umweltdezernentin ihre Ausführungen zu den auf Spinelli nötigen Zäunen.

Zuvor hat die Grüne dem Gemeinderat erklärt, jenen artenschutzrechtlichen Pflege- und Entwicklungsplan habe die Buga-Gesellschaft entwickelt. Gemeinsam mit deren Chef Michael Schnellbach und Oberbürgermeister Christian Specht wolle sie nun mit dem Regierungspräsidium klären, wie sich neben den Flächen für Haubenlerchen und andere bedrohte Tierarten auch verständliche Wünsche aus der Bürgerschaft umsetzen ließen.

Zäune für Haubenlerchen in Mannheim: „Missachtung des Gemeinderats“

Doch obwohl da schon zweistündige Etatreden und weitere 13 Tagesordnungspunkte abgearbeitet sind, gibt es hier noch großen Gesprächsbedarf. So möchte FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund wissen, warum der Gemeinderat nicht über im Juni 2021 verschärfte Vorgaben des Regierungspräsidiums informiert worden sei.

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Ihr CDU-Kollege Claudius Kranz nennt das gar eine „Missachtung“ des Hauptorgans der Verwaltung. „Und das geht gar nicht.“ Dennis Ulas (LI.PAR.Tie) spricht von einem sehr widersprüchlichen und sehr irritierenden Vorgang.

Holger Schmid, Fraktionschef der Mannheimer Liste, zitiert, was der frühere Oberbürgermeister Peter Kurz dem „Mannheimer Morgen“ sagte: Er habe von auf 15 bis 18 Hektar erforderlichen Zäunen noch nie gehört, andernfalls wäre das direkt ein Thema für den Gemeinderat und für Nachverhandlungen mit dem Regierungspräsidium gewesen. Dass jene Information nicht weitergeben worden sei, kritisiert Schmid als „massive Kompetenzüberschreitung“. Nun müsse man wissen, wer der Schuldige sei.

Umweltdezernentin: "Menschen nicht an den Pranger stellen"

Sie habe doch gesagt, dass die Buga-Gesellschaft den artenschutzrechtlichen Plan entwickelt habe, entgegnet Pretzell. Aber Menschen, „die einen super Job gemacht haben“, werde man jetzt keinesfalls öffentlich an den Pranger stellen.

Auch Thorsten Riehle von der SPD sagt, es gehe nicht darum, wer der Schuldige sei. „Das wäre das Regierungspräsidium.“ Jetzt komme es vielmehr darauf an, wie Spinelli bestmöglich als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung erschlossen werden könne. Wenn dann wegen artenschutzrechtlicher Vorgaben etwa keine Hunde frei übers ganze Gelände laufen könnten, sei das schließlich kein Drama.

Nach Ansicht von Stefanie Heß könnten die Zäune auf Spinelli so aussehen wie jener hinter ihr im Dossenwald. Rechts Andre Baumann. © Malte Gerth/Elke Zimmer

Ähnlich äußert sich CDU-Stadtrat Thomas Hornung. Man habe den Bürgern zwar immer versprochen: „Spinelli wird euch gehören!“ Aber für drei Viertel des Geländes gelte das ja noch. Dass der übrige Teil für Tier- und Pflanzenschutz genutzt werde, „wird am Ende kaum jemand merken“, hofft Hornung. Er zitiert seinen Parteifreund Christian Specht: Der Oberbürgermeister habe auf einer Fasnachtsveranstaltung sehr schön von „Liebesnestern für Haubenlerchen“ gesprochen.

Grüne in Mannheim wollen Haubenlerchen-Zäune auf Spinelli dünn und durchsichtig

Grünen-Fraktionschefin Stefanie Heß bemüht sich ebenfalls, die Gemüter zu beruhigen: „Auch wenn viele von uns in der vergangenen Woche von der Zaunthematik überrascht wurden, hilft uns Empörung an dieser Stelle sicherlich nicht weiter.“ Jetzt gehe es darum, wie sich der Artenschutz sachgerecht umsetzen lasse.

Dazu bedürfe es auch einer besseren Kommunikation. Bilder wie jenes in der „MM“-Dienstagsausgabe sollten vermieden werden. Es zeigte einen Zaun vor einem Haubenlerchen-Revier in Walldorf. Auf Spinelli hätte Heß lieber durchsichtige Zäune mit dünnem Draht wie jene im Dossenwald, die sie kürzlich bei einer Natur- und Artenschutz-Exkursion mit den Grünen-Landtagsabgeordneten Elke Zimmer und Andre Baumann gesehen habe.

Zusätzlich Elektrozäune um Nester der Haubenlerchen

Laut Regierungspräsidium kann die Stadt über die Ausgestaltung der - normalerweise einen bis 1,20 Meter hohen - Absperrungen selbst entscheiden. Die sollen nur verhindern, dass Hunde oder Menschen die Habitate betreten. Sobald irgendwo ein Haubenlerchen-Paar brütet, muss das Bodennest noch mit elektrischen Zäunen vor Fressfeinden geschützt werden, speziell vor Katzen.

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Am Ende sagt Specht zu, man bemühe sich um eine verbesserte Kommunikation. Und in den Gesprächen mit dem Regierungspräsidium sei das Ziel, die artenschutzrechtlichen Flächen möglichst nur westlich der Völklinger Achse zu schaffen. Damit zumindest ein Teil des Buga-Experimentierfelds für andere Zwecke nutzbar wäre.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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