Mannheim. Er kann es „gar nicht so genau erklären“, sagt Bernhard John nachdenklich. Aber dann nennt er doch „inneres Pflichtbewusstsein“ als Grund, und natürlich seinen Glauben. Denn er ebenso wie seine Frau Brigitte sind seit über 50 Jahren ehrenamtlich für die Kirche im Einsatz, für die Kindergärten ebenso wie für Flüchtlinge und wohnsitzlose Frauen. Dafür wurden sie vom Freiburger Erzbischof Stefan Burger ganz besonders geehrt.
„Der Glaube ist schon ein wichtiger Antrieb, etwas für andere Menschen zu tun, wenn man kann“, sagt Bernhard John. Aber das habe er immer nur deshalb tun können, weil seine Frau ebenso engagiert war – jeder auf seinem Feld. „Einer allein, das geht nicht, es braucht das gegenseitige Verständnis“, so John. Und daher hat der Freiburger Oberhirte auch nicht nur einem, sondern – und das ist ungewöhnlich – dem Ehepaar gemeinsam die Münstermedaille als die höchste Auszeichnung des Erzbistums für Personen, die sich in besonderer Weise und ehrenamtlich in Pfarrgemeinden, Dekanaten, Diözese oder kirchlichen Verbänden „durch ein außerordentliches Engagement und eine ebensolche Verantwortung in besonderer Weise ausgezeichnet haben“, wie es offiziell heißt, verliehen.
Der Ingenieur übernimmt alles, was Geld und Bauen betrifft
Dabei geht gerade bei John der Einsatz sogar weit über die Kirche hinaus. Der Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, viele Jahrzehnte bei BBC und dann ABB tätig, blickte schon immer gerne über den Tellerrand seines Berufs hinaus. So war der Experte für Organisationsentwicklung die letzten fünf Jahre bis zu seiner Pensionierung 2009 auf Initiative von ABB Geschäftsführer des städtischen Gründerzentrums Mafinex geworden, wo er die Planungen für den Neubau auf dem Lindenhof vorantrieb und einen zweiten Standort in Käfertal initiierte. 24 Jahre fungierte er als Juror im Fachgebiet Technik bei „Jugend forscht“, neun Jahre als Elternbeiratsvorsitzender am damaligen Peter-Petersen-Gymnasium. Acht Jahre als Jugendwart und über 42 Jahre als Tennis-Übungsleiter vorwiegend für Kinder und Jugend dankte ihm der SV Waldhof mit der Ehrenmitgliedschaft. Und ob im Beirat im Bürgerverein Gartenstadt oder im Bürgerforum, das den Neubau der Stadtbahn Nord begleitete – überall brachte und bringt John sich ein.
Aber im Mittelpunkt stand und steht stets die Kirche – erst zehn Jahre als Jugendleiter, jetzt über 50 Jahre im Stiftungsrat, davon auch 42 Jahre im Pfarrgemeinderat zunächst der Gemeinde St. Elisabeth, dann nach der Fusion der Kirchengemeinde Mannheim-Nord. Drei Jahrzehnte war er auch im Gesamtstiftungsrat der Mannheimer Katholiken tätig, zwischendurch zudem in der örtlichen Sozialstation und als Lektor.
„Entlastung der Priester für deren eigentliche Aufgabe, die Seelsorge“ – das sei für ihn immer Antrieb gewesen. Also übernahm er alles, was mit Geld, Planung und Bauarbeiten zu tun hat, mit Organisation, Energiesparmaßnahmen und Gebäudeoptimierungsprozessen. Renovierung der Kirche, Um- und Anbau des Gemeindehauses, Betrieb, Sanierung und Ausbau von bis zu fünf Kindergärten – stets liefen und laufen bei John die Fäden zusammen. Zuletzt schlug er sich fast vier Jahre mit der Sanierung der Kindertagesstätte St. Franziskus herum, wo es zu Pfusch am Bau und daher eindringender Feuchtigkeit gekommen war. Unzählige Gespräche mit Anwalt, Versicherung, einem Baubiologen – sobald John davon erzählt, spürt man, dass das kein vergnügliches Ehrenamt war, ganz im Gegenteil.
110 Hilfstransporte mit Gütern für fünf Millionen Euro
Wenn er auf die 50 Jahre zurückschaut, dann klingt das daher nicht nur positiv. Da ist auch von negativen Erlebnissen die Rede, von „unschönen Diskussionen über teilweise absurde, realitätsfremde Ideen“, von Neid und Missgunst. „Manchmal waren in meinen Augen christliche Grenzen überschritten“, seufzt er – was ihn letztlich doch nicht demotiviert, sondern hat zum Kämpfer werden lassen, der nicht davor zurückschreckt, anzuecken: „Mein Glaube an Jesus hat mich bis heute zum Helfen angetrieben“. S ein Leitwort als Jugendleiter sei gewesen: „Was würde Jesus dazu sagen“.
John hat, er ist halt Ingenieur mit Controllingerfahrung, geschätzt und kam auf 29 000 bis 35 000 Stunden – anfangs fünf bis sieben die Woche, inzwischen über 20. „Der Aufwand war rückblickend doch erschreckend groß“ und nur möglich gewesen durch das Verständnis seiner Frau und seiner beiden Kinder.
Geprägt von der Ausbildung zur Erzieherin bei den Franziskanerinnen in Gengenbach, hat sie der franziskanische „Virus“ spürbar beeinflusst. Parallel zur zeitweiligen Tätigkeit als Leiterin eines Kindergartens, dann komplett im Ehrenamt hat sie 1979 einen Glaubens-Gesprächskreis für Frauen in schwierigen Lebenssituationen aufgebaut, dann ab 1991 im Besuchsdienst der Gemeinde mitgewirkt und die Caritasgruppe geleitet. Immensen Einsatz leistete sie als treibende Kraft während des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien. Da organisierte Brigitte John seit 1991 über 110 Transporte mit Gütern im Wert von mehr als fünf Millionen Euro. Mehrfach reiste sie auf eigene Kosten nach Kroatien und Bosnien-Herzegowina, um sich zu überzeugen, dass alles gut bei den dortigen Franziskanern angekommen ist. Die Republik Kroatien dankte ihr dieses enorme Engagement 2011 mit dem Verdienstorden, was sie nur noch mehr motivierte. Bis 2017 hat sie dieses humanitäre Projekt fortgeführt – als Zweite Vorsitzende und Geschäftsführerin des Vereins Antoniusbrot.
Schon seit 2005 dort tätig und Initiatorin der ersten Mannheimer Baby-Kleiderkammer für Bedürftige, übernahm Brigitte John 2016 den Vorsitz des Fördervereins „Hilfe für wohnsitzlose Frauen“ Mannheim und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf eine Personengruppe, deren Not groß ist, die aber oft kaum beachtet wird. Dabei bleibt Brigitte John selbst stets gerne im Hintergrund, obwohl bereits mit der silbernen als auch der goldenen Ehrennadel des deutschen Caritasverbands sowie der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für ihren langjährigen Einsatz für Bedürftige ausgezeichnet. „Wir mit unserem Helfen sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch liest“, sagt die gläubige Frau bescheiden.
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