Sie liegt da und schläft, gut zugedeckt – aber erweist sich dann ganz schnell als sehr aufgeweckte junge Frau, der gleich viele Sympathien zufliegen: Mit einem Märchenspiel nach dem Vorbild von Schneewittchen haben die „Pilwe“ Daniela Kinney als die neue Stadtprinzessin vorgestellt. Ehe sie am Samstag inthronisiert wird, musste das von den Fasnachtern diesmal gut gehütete Geheimnis um ihre Person zunächst spielerisch gelüftet werden.
Besuch im Museum
„Die Schönste, die Beste“ suchen sie für das Amt, verkündet „Pilwe“-Präsident Rolf Braun zu Beginn – und erntet Widerspruch. „Die haben wir“, ruft „Lallehaag“-Präsidentin Daniela Gruber und verweist auf ihre Tochter Maren-Michelle Gruber, die bisherige Stadtprinzessin. Die würde gerne weiter regieren, und auch Nadine Duschka, 2015 die letzte Lieblichkeit aus den Reihen der „Pilwe“, sagt: „Ich würde es noch mal machen!“ Aber die Tradition will eben, dass es zum Wechsel kommt.
Tradition ist ebenfalls, dass die „Prinzessinnensuche“ genannte Vorstellung der neuen Regentin als – oft zu langes – Verwirrspiel angelegt ist. Der Bus der Fahrschule Beck startet am Rhein-Neckar-Theater im früheren „Seilwolff“-Areal und steuert zunächst das Areal von Stefan Krieger (Kfz Krieger) an, dessen Partnerin auf einem Gelände mit 40 Tonnen Sandstrand unter dem Namen „Brasileirass Food“ Partys mit brasilianischen Spezialitäten und Sambafeeling ausrichtet. Nur ist es dafür an dem Abend zu kalt. Dafür beginnt hier eine wunderbare, originelle Gaudi, denn die „Pilwe“ treiben für die Vorstellung der Prinzessin enorm viel Aufwand.
Matthias Böckel, Ulrich Müller, Holger Fischer, Michaela Fischer und Natascha Finger haben dazu mit viel Kreativität sogar mehrere Bühnenbilder für die verschiedenen Stationen der Suche hergestellt. „Schlabbdewel“-Sitzungspräsident Mathias Baier (herrlich als Königin!), Notker Heep (CCW) und der Büttenredner Horst „Hotte“ Siegholt spielen das Märchen Dornröschen. Es reicht zwar nur für drei Zwerge – doch das passt ja zum allgemeinen Fachkräftemangel. Das Trio hält die Spannung hoch, und zwischendurch wird sogar – noch vor dem 11.11.! – „Ahoi“ gerufen. Das macht Wolfgang Reinhard, der Vorsitzende des Vereins Geschichte Alt-Neckarau, der auf Initiative von Ex-Stadtprinzessin Lore Herbert mit berechtigtem Stolz das toll eingerichtete Heimatmuseum im historischen Neckarauer Rathaus präsentiert.
Aber da findet der närrische Tross auch keine neue Lieblichkeit. Also geht es erst auf einem mit Fackeln versehenen Fußweg, dann doch wieder per Bus dorthin, wo das „Pilwe“-Herz schlägt: In die „Pilwe“-Scheuer in der Friedrichstraße, wo viele Aktive von dem Neckarauer Verein die Gäste bewirten und die drei Zwerge schließlich das Schneewittchen wecken, das zur Stadtprinzessin Daniela II. wird und glücklich strahlt: „Ich freue mich wahnsinnig!“
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