Mannheim. Pflastersteine stapeln sich noch oder werden gerade verlegt, Holzpaletten liegen herum, ein Radlader kurvt vorbei, und der Motor eines Autokrans heult auf. Eine Momentaufnahme von gestern Nachmittag vor der Kunsthalle – von der Endphase der Gestaltung der Außenanlagen in der Moltkestraße. In der übernächsten Woche sollen sie fertig sein.
„Ich habe das erste Mal das Gefühl, wir könnten es schaffen“, gibt sich Ulrike Lorenz, die Direktorin der Kunsthalle, zuversichtlich. Man sei „in den letzten Momenten der Finalisierung“, verweist sie darauf, dass bereits erste Kunstwerke des künftig sechs Plastiken umfassenden Skulpturenparks stehen, für den ein Abschnitt der Moltkestraße als Straße „entwidmet“ und anthrazitfarben gepflastert wurde.
Die aus sieben weißen Stahlringen bestehende Arbeit „Slow Motion“ (Zeitlupe) des britischen Bildhauers Nigel Hall kennt man, weil sie lange an der Ecke Friedrichsplatz/Roonstraße stand. Nun stellt das imposante, fünf Meter hohe Werk einen schönen Blickfang gegenüber vom „Löwenportal“, dem Eingang des Jugendstilbaus, dar. Christoph Freimanns hellrote Stahlkonstruktion „Großer Bug 2“, zeitweise auf der Augustaanlage zu sehen, hat ein Kran gerade platziert. Schwerstarbeit hatte der Kran zuvor bei Alf Lechners „Vertikal-Horizontal“ zu leisten. Das Monument aus einem senkrecht stehenden Vierkant und einem darauf ruhenden Kubus besteht aus massiven Stahl, beide Teile wiegen zusammen 120 Tonnen.
Dank der Heinrch-Vetter-Stiftung wird noch die „Große Raumplastik“ des deutschen Bildhauers Norbert Kricke hinzukommen, und auch ein Wiedersehen mit Philipp Harths „Tiger“ wird es geben – Richtung Friedrichsplatz, gegenüber dem da schon stets platzierten Bronzelöwen. Dan Grahams Glas-Installation „Two Intersecting Sine Waves“, im Dezember aufgestellt, bleibt direkt vor dem Eingang stehen.
Sie habe den Skulpturenpark „bewusst nicht überladen“ und sich auf wenige, große Werke beschränken wollen, so Lorenz. Dass es keine Zäune gibt, alles offen zugänglich ist, wolle sie „mit Optimismus sehen“, so die Direktorin. Sie räumte aber ein, dass man sich damit „wahnsinnig schwergetan“ und es „ziemliche Diskussionen im Haus“ gegeben habe: „Aber wir wagen es“, hofft sie, dass Zerstörungen ausbleiben.
Neun neue Bäume
Während der Neubau der Kunsthalle selbst ja weitgehend von einer Stiftung finanziert wurde, ermöglichte die jetzigen Bauarbeiten die Stadt. 400 000 Euro kostete die Installation eines 16 Meter hohen Außenaufzugs am Jugendstilbau, damit dieser weitgehend barrierefrei zugänglich ist. Dafür mussten, mit zähneknirschender Zustimmung des Denkmalschutzes, die bis zu 80 Zentimeter dicken Sandsteinwände an zwei Stellen durchbrochen werden, wie Bauleiter Stephen Berger schilderte. Zwei Millionen Euro, bezuschusst vom Land, kosteten die Stadt die Außenanlagen. „Wir machen gerade die Endabrechnung, liegen wahrscheinlich etwas über der Summe“, räumte Baubürgermeister Lothar Quast ein. Er freute sich aber, dass es „gelungen sei, zu diesem wichtigen Neubau auch das Umfeld aufzuwerten“, so der Bürgermeister: „Und wir haben es termingerecht geschafft!“
Im Dezember, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Übergabe des Neubaus kam, war nur der vordere Teil fertig. Die erste öffentliche Ausschreibung der Arbeiten hatte nämlich aufgehoben und wiederholt werden müssen (wir berichteten), weil die Angebote der Firmen entweder viel zu hoch lagen oder Formfehler aufwiesen.
Dann tauchten viele technische Probleme auf. „Es gab im Winter Ausfälle, weil man bei Minusgraden nicht betonieren kann, und es lagen unzählige Leitungen im Boden nicht dort, wo sie auf dem Plan verzeichnet waren“, so Projektleiter Marco Spies. Zudem stieß man bei Baumpflanzarbeiten auf Reste des Bunker-Fundaments. „Der Zeitplan war schon sehr ambitioniert“, seufzte Spies. Anstelle von vier Bäumen, die man fällen musste, wurden neun neue Bäume gepflanzt – darunter auch ältere, schon zehn Meter hohe Exemplare. Nun müssen nur noch Lichter fertig installiert, Bänke aufgestellt werden.
Eröffnung
- Die offizielle Eröffnung („Grand Opening“) der Kunsthalle und aller Ausstellungen ist am Freitag, 1. Juni, 19 bis 24 Uhr mit Reden, Kunststationen, Party. Einlass ab 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
- Auch am Samstag, 2. Juni, und Sonntag, 3. Juni, jeweils 10 bis 18 Uhr, ist der Eintritt zu Kunststationen und Workshops frei.
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