Kommunalwahl

Der Erfahrene und die Neue bei der CDU - und ihre Ideen für Mannheim

Claudius Kranz und Sengül Engelhorn haben auf der gleichen Schule Abi gemacht, jetzt kandidieren auch beide auf der CDU-Liste für den Mannheimer Gemeinderat. Ihre Pläne für Mannheims Finanzen und die City

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Timo Schmidhuber
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Claudius Kranz und Sengül Engelhorn kandidieren nicht nur beide auf der CDU-Liste. Sie waren früher auch beide auf dem Moll-Gymnasium. Die Ecke mit den Tischtennisplatten war schon damals ein beliebter Treffpunkt. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Die beiden steinernen Tischtennisplatten vor dem Moll-Gymnasium auf dem Lindenhof sind ziemlich verwittert. An manchen Stellen haben Graffiti-Sprüher ihre Dosen ausprobiert. „Es sieht alles noch genauso aus wie damals“, sagt Claudius Kranz ein wenig versonnen. Während er das so sagt, weiß man nicht, ob das jetzt gut oder schlecht ist.

Der CDU-Spitzenkandidat und Sengül Engelhorn, die bei der Partei auf Listenplatz fünf antritt, haben als Treffpunkt für das Gespräch den Hof ihrer gemeinsamen Schule vorgeschlagen. Kranz machte dort vor 30 Jahren Abi, Leistungskurse Latein und Politik. Engelhorn ein Jahr später - Deutsch und Geschichte. An die Tischtennisplatten hat Kranz gute Erinnerungen. „Statt mit Schlägern haben wir mit Büchern gespielt“, erzählt der Rechtsanwalt. Dieses harte „Bücher-Training“ sei der Grund, warum er auch heute noch ein ganz passabler Spieler sei. Bei der Kommunalwahl am 9. Juni geht es statt um Punkte um Stimmen. Was wollen die Christdemokraten im Gemeinderat angehen? Womit wollen sie die Wählerinnen und Wähler überzeugen?

So will die CDU die Mannheimer Finanzen in Ordnung halten

Für Kranz ist künftig erstmal wichtig, „Mannheim finanziell stabil zu halten“, wie es der 49-Jährige ausdrückt. In den vergangenen Jahren habe die Stadtverwaltung „ordentlich investiert“, auch weil es in der Wirtschaft gut gelaufen sei und die Steuereinnahmen hoch waren. „Das wird in den nächsten Jahren deutlich schwieriger.“ Weitere Schulden oder eine Erhöhung der ohnehin schon hohen Gewerbesteuer für Unternehmen sind für die Christdemokraten tabu.

Claudius Kranz und Sengül Engelhorn

  • Claudius Kranz steht auf Platz eins der CDU-Wahlliste für den Gemeinderat. Seit 15 Jahren gehört der 49-Jährige für die Christdemokraten dem Gremium an, seit sieben Jahren als Fraktionsvorsitzender.
  • Kranz ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und arbeitet in der Kanzlei Dr. Bergdolt & Kollegen. Er ist in Feudenheim aufgewachsen.
  • Der frühere Mannheimer CDU-Vorsitzende ist verheiratet und hat einen Sohn – Nikolas (17) kandidiert ebenfalls auf der CDU-Liste (Platz 41). Die Familie wohnt auf dem Pfingstberg.
  • In seiner Freizeit liest Claudius Kranz gerne und unternimmt mit seiner Frau längere Spaziergänge
  • Sengül Engelhorn tritt auf Listenplatz fünf an. Mit fünf Jahren kam sie als Kind einer Gastarbeiter-Familie aus der Türkei nach Mannheim. Sie studierte – unter anderem in MontpellierBetriebswirtschaftlehre. Nach ihrem Diplom-Abschluss arbeitete sie lange in der Schuh-Branche.
  • Die 48-Jährige ist verheiratet mit Fabian Engelhorn, dem geschäftsführenden Gesellschafter des gleichnamigen Mannheimer Modehauses. Das Paar hat drei Kinder (14, 16 und 22) und lebt auf dem Lindenhof.
  • In ihrer Freizeit liest und kocht Sengül Engelhorn gerne und ist bei Veranstaltungen der alevitischen Gemeinde in Neckarau. imo

 

Eine neue Stadtbibliothek für 85 Millionen Euro „können wir uns im Moment nicht leisten“, findet der Fraktionschef. Das müsse jetzt erstmal hinten angestellt werden. Auch in die Multihalle im Herzogenriedpark will Kranz nur noch das allernötigste Geld reinstecken: Er würde das Dach sanieren lassen, danach darunter einen großen Spielplatz einrichten, das dortige Restaurant „aufpeppen“ und einen Biergarten schaffen. Fertig.

Was sich die CDU-Kandidaten für die City wünschen

10.25 Uhr - im „Moll“ ertönt das Signal zur Pause, zur gleichen Uhrzeit wie vor 20 Jahren. Als Schülerin, erzählt Sengül Engelhorn auch heute noch begeistert, habe sie sich in der Pause mit ihren Freundinnen auf die „Moll-Runde“ gemacht. Raus aus dem Haupteingang auf den Hof und vorbei an den Jungs, für die man geschwärmt habe. „Und wenn die nicht geschaut haben, sind wir durch den hinteren Eingang wieder ins Gebäude und nochmal aus dem Haupteingang raus.“ Den Schwarm ihres Lebens hat die 48-jährige Betriebswirtin schon lange gefunden - sie ist mit Fabian Engelhorn verheiratet, dem Chef des gleichnamigen Modehauses. Auch deshalb ist ihr natürlich die Entwicklung der Innenstadt wichtig.

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„Wir müssen die Innenstadt neu denken“, sagt sie. Es brauche dort zum Beispiel viel mehr Events wie den französischen Markt. Gleichzeitig müssten auch die Menschen aus dem Umland mit dem Auto direkt in die City kommen können, „trockenen Fußes“, wie Engelhorn betont. Kranz hat nach eigenen Angaben viel Sympathie für eine Idee, die noch von Engelhorns Schwiegervater Richard stammt: Eine Tiefgarage unter den Kapuzinerplanken mit Einfahrt an der Sparkasse und Ausfahrt auf Höhe des Café Binokel - und dann diesen Bereich der Kunststraße zur Fußgängerzone verwandeln.

Eine ähnliche Ausweitung hatte die CDU vor ein paar Jahren schon einmal vorgeschlagen, auch für einen Teil der Fressgasse. Kranz betont, dass es für den Verkehrsfluss in der Innenstadt „keine Patentlösung“ gebe - man müsse eben ausprobieren. Aber genau das sei beim umstrittenen Verkehrsversuch nicht passiert, die Stadtverwaltung habe zu wenig nachjustiert.

Das sagen die Christdemokraten zum Thema Sauberkeit

Sengül Engelhorn, deren Kandidatur bei der Bekanntgabe für viel Aufmerksamkeit gesorgt hatte, will sich auch für mehr Sauberkeit einsetzen, nicht nur in der Innenstadt. „Wenn es dreckig ist, fühlt man sich auch nicht sicher“, erklärt sie. Bei der neuen städtischen Sauberkeitskampagne „Mama Mannheim“ habe sie sich im ersten Moment etwas bevormundet gefühlt, gesteht die Mutter von drei Kindern. „Aber ich find’s lustig. Die Kampagne ist so gemacht, dass sich die Menschen damit beschäftigen. Sie kann zu mehr Sauberkeit beitragen.“ Aber das reiche nicht - nötig sei auch mehr Personal bei der Stadtreinigung. Sicherheit hält Engelhorn ebenfalls für ein wichtiges Thema. Ihr ist es in der Stadt abends generell zu dunkel, sie wünscht sich mehr Beleuchtung.

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Die Pause am „Moll“ ist vorbei, die Schüler gehen zurück in ihre Klassenzimmer, die Cafeteria in der Aula leert sich schnell. Mit fünf Jahren war Engelhorn als Tochter eines türkischen Gastarbeiters nach Deutschland gekommen. Von den Bildungschancen in Mannheim habe sie extrem profitiert, bilanziert sie. Deshalb ist das weiter ein zentrales Thema für die Kandidatin. Als Kommunalpolitikerin wolle sie sich dafür einsetzen, die Schulen „zu renovieren und auf den neusten technischen Stand zu bringen“.

Auch die drastischen Engpässe bei der Versorgung mit Krippen-, Kita- und Schulhortplätzen wollen die Christdemokraten angehen. Kranz möchte die Verteilung der bestehenden Plätze mit Hilfe eines besseren digitalen Angebots effizienter gestalten. In München zum Beispiel gebe es eine App, mit der Eltern gezielt Betreuungszeiten in der Einrichtung ihrer Kinder buchen könnten. So könne man mit der gleichen Infrastruktur 20 bis 25 Prozent mehr Kinder versorgen, rechnet Kranz vor.

Wie will es die CDU-Fraktion mit der AfD halten?

Das vorrangige Ziel von Kranz, Engelhorn und den anderen CDU-Bewerbern ist, dass es im neuen Gemeinderat keine rot-grün-rote Mehrheit mehr gibt. Der Wunsch wäre natürlich eine „Mehrheit der Mitte“ mit CDU, FDP und ML. „Aber das ist nicht zu erwarten, weil die AfD zu stark sein wird“, sagt Kranz. Und wie werden es die Christdemokraten im Gemeinderat mit der AfD halten? „Wir haben nie mit der AfD über Anträge gesprochen, und werden das auch in Zukunft nicht tun“, stellt Kranz klar. Die CDU werde ihre Anträge stellen - und wenn sie dann eine Mehrheit bekämen, dann bekämen sie eine Mehrheit.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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