Kommunalwahl

Wie die Mannheimer Liste die Stadt fit für die Zukunft machen will

Die beiden Gemeinderats-Kandidaten der Mannheimer Liste, Sylvia Rolke und Thomas Steitz, setzen auf solide städtische Finanzen und eine starke Wirtschaft. Wie sie das erreichen wollen und was dann anders wird

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Thorsten Langscheid
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Die ML-Kandidaten Sylvia Rolke und Thomas Steitz vor dem alten Eisstadion am Friedrichspark. Das Areal mitten in der Stadt steht für die beiden Bezirksbeiräte beispielhaft für viele Probleme, die Mannheim hat. © Thorsten Langscheid

Mannheim. Auf der einen Seite geht der Blick ins Grüne. Rasenflächen, alter Baumbestand, eine kleine Oase zwischen der Hochstraße am Parkring und Uni-Mensa. Auf der anderen Seite das alte Eisstadion. Verlassen, die Wände mit Graffiti übersät, Fenster sind vergittert, die Eingangsbarrieren verrostet. Ein Unort mitten in der Stadt, der nun auch bald abgerissen werden soll. Sylvia Rolke und Thomas Steitz, die beiden Kandidaten der Mannheimer Liste (ML), die sich mit ihren Listenplätzen 5 und 6 gute Chancen ausrechnen, bei der Kommunalwahl am 9. Juni in den Gemeinderat einzuziehen, haben den Treffpunkt mit Bedacht gewählt. Der Friedrichspark, die Debatte um seine künftige Bebauung und der Zustand des ehemaligen Schlossgartens haben für die beiden engagierten Bürger und Unternehmer symbolische Bedeutung.

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Kommunalwahl 2024: Sylvia Rolke und Thomas Steitz von der Mannheimer Liste



Wie sich die Mannheimer Liste eine lebenswerte Stadt vorstellt

„Eine lebenswerte Innenstadt und lebenswerte Stadtteile, die Begrünung und die Freihaltung der Frischluftzufuhr sind genauso wie Sicherheit und Sauberkeit die DNA der Mannheimer Liste“, erklärt Steitz. Und Rolke ergänzt: „Mir liegt dieser Bereich zwischen Rheinpromenade, Schloss und Innenstadt persönlich sehr am Herzen.“ Schon als Schülerin des Ursulinen-Gymnasiums paukte sie mit Klassenkameradinnen für den Biologie-Unterricht. „Wir sind als Mannheimer Liste ganz klar gegen die Bebauung der Uni im Friedrichspark“, erklären die beiden Bezirksbeiräte.

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Timo Schmidhuber
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Die Universität habe „genügend Möglichkeiten, entlang des Verbindungskanals neue Räumlichkeiten zu errichten“. Zudem, so Steitz, gebe es innerhalb der Quadrate jede Menge leerstehender Büros, die für Forschung und Lehre genutzt werden könnten. Dabei gehe es in besonderer Weise um die Attraktivität Mannheims und seiner vielfältigen Kultur, Freizeit- und Sportangebote: „Derzeit kommen Sie aus den Quadraten zu Fuß kaum ans Rheinufer“, stellt Sylvia Rolke fest und zeigt in den stockdunklen, stinkenden, von Abfällen und Glassplittern übersäten Fußgängertunnel unter den Auto- und Bahnrampen der Konrad-Adenauer-Brücke: „Schauen Sie sich’s an: hier müssen Sie durch, wenn Sie zu den Rheinterrassen wollen.“

Steitz und Rolke stellen dabei unmissverständlich klar. „Wir treten hier nicht an, weil wir ein paar Verbesserungen für den Schlossgarten wollen.“ Die halb vergessene und halb vernachlässigte Grünanlage stehe beispielhaft für viele Probleme, die Mannheim hat - im Zentrum genauso wie in den Stadtteilen. Horror-Unterführungen wie im Schlossgarten gibt’s auf dem Luzenberg genauso wie in Neuostheim, Debatten um Bebauung oder Freihaltung von Grünflächen werden auf dem Lindenhof ebenso geführt wie in Feudenheim oder Käfertal.

Was die ML beim Umwelt- und Klimaschutz erreichen möchte

Für Thomas Steitz war genau so eine Debatte - nämlich die um die Bundesgartenschau und den zusammenhängenden Grünzug Nordost, der beispielhaft für die Schaffung oder den Erhalt einer gesunden und intakten Umwelt steht - der Beginn seines kommunalpolitischen Engagements. Erfahrungen mit ehrenamtlicher Tätigkeit hatte er zuvor bereits bei den Wirtschaftsjunioren gesammelt. Im Bezirksbeirat Waldhof betreibt Steitz Stadtteilpolitik und packt auch tatkräftig mit an. Etwa, wie kürzlich, beim Cleanup am Seppl-Herberger-Platz.

Beim Umweltschutz sehen Rolke und Steitz die Mannheimer Liste klar vor den Grünen: Es werden viel zu viele Bäume gefällt, es fehlen Fahrradwege an allen Ecken und Enden - ein Stichwort, bei dem Steitz auch nochmal seine Kritik am Radschnellweg in der Feudenheimer Au und auf dem Spinelli-Areal erläutert: „Die Lebensrealität ist: wer von Käfertal mit dem Rad in die Stadt will, fährt nicht durch die Au.“ Sondern, so Steitz, durch die Mannheimer bzw. Käfertaler Straße.

Warum für die ML ideologiefreie Verkehrspolitik so wichtig ist

Sylvia Rolke, Jahrgang 1979, nennt persönliche, „nicht unbedingt positive“ Erfahrungen als einen Antrieb, sich politisch zu engagieren - unter anderem für eine bürgernahe Verwaltung mit starken, breitaufgestellten Angeboten in den Stadtteil-Bürgerdiensten. Sie ist Landesvorsitzende der Freien Wähler in Baden-Württemberg und Mutter von drei Kindern. Sie macht sich deswegen stark für Kinder und Jugendliche und ihre Familien, ebenfalls eine Forderung der Mannheimer Liste, die sich für Verbesserungen der Betreuung für kleine Kinder genauso einsetzt wie für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G 9).

Dass sie für eine ideologiefreie Verkehrspolitik steht, macht Rolke („ich liebe mein Fahrrad!“) am Beispiel des Boulevard Kaiserring deutlich. Gut, dass der Ring zwischen Hauptbahnhof und Wasserturm endlich aufgewertet werden soll, meint sie. Aber „völlig unverständlich und ärgerlich“, dass der Tattersall als wichtiger Knotenpunkt im Stadtbahn-Netz dabei außen vor gelassen wird. Zudem stellt sie klar: „Mit drei Kindern geht’s ganz ohne Auto einfach nicht.“

Dass die Stadt vor Herausforderungen steht, bewegt beide Kandidaten, die selbst Unternehmer sind: „Mannheim muss ein starker, zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort mit soliden Finanzen bleiben“, lautet denn auch ihre Forderung. Dafür müsse unter anderem die Erreichbarkeit der Stadt auch mit dem Auto sichergestellt werden. Zugleich müsse das Ziel, Mannheim klimaneutral zu machen, weiter verfolgt werden - „aber mit einem realistischen Zeitrahmen“, wie Steitz unterstreicht.

Es bringe nichts, die Bürger auf der einen Seite mit dem Heizungsgesetz zu verunsichern, aber auf der anderen Seite die Fernwärme, da wo es möglich wäre, nicht auszubauen, verweist Steitz auf die Debatten um den Speckweg, der in der städtischen Wärmeplanung „hinten runter fällt“, obwohl die Bewohner dort ihre Häuser gerne an die Fernwärme anschließen lassen würden.

Der Spaziergang durch den Schlossgarten endet im Gasthaus am Fluss, beim gemütlichen Gespräch am Kamin - ein starker Kontrast zum unwirtlichen Lost Place Eisstadion. Der Blick nach draußen fällt auf Rasenflächen und alten Baumbestand, im Hintergrund der Rhein. Eine kleine Oase und doch mitten in der Stadt. „Unser Mannheim“, sagt Steitz. „Dafür machen wir uns stark“, fügt Rolke hinzu.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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