Mannheim. Ab heute hat Mannheim ein neues Wahrzeichen: Es ist 51 Meter hoch, steht auf Franklin und hat die Form eines E. Das Hochhaus mit den 113 Wohnungen ist als erstes von vier im neuen Stadtteil vollendet. Zusammen sollen sie das Wort HOME ergeben, also Heimat. Was sich die Stadtplaner dabei gedacht haben, erklären anlässlich der Fertigstellung Achim Judt, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP, und Karl-Heinz Frings, Chef der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft GBG, zu der die MWSP gehört.
Einst war das Benjamin-Franklin-Village mit seinen etwa 8000 Bewohnerinnen und Bewohnern die größte Wohnsiedlung der US-Armee in Deutschland. Die Erinnerung an diesen bedeutenden Teil der Stadtgeschichte sollte nach dem Abzug der Amerikaner bewahrt werden, erläutert Judt, dessen Gesellschaft für die Entwicklung der früheren Militärflächen zuständig ist.
Doch die „Stadt in der Stadt“ hatte einen „typisch amerikanischen“ Grundriss: sehr gleichförmig, ohne echten Mittelpunkt, autogerecht ausgebaut. „So haben wir uns das Stadtviertel der Zukunft nicht vorgestellt“, erinnert sich Judt.
"Europa-Achse" führt durch Franklin
Also sind zwar die Grundstrukturen der Siedlung erhalten worden: etwa die parallel verlaufenden, nach US-Präsidenten benannten Straßen. Auch musste jeder Investor mindestens ein Bestandsgebäude erhalten. Gleichzeitig versuchten die Planer aber, die Monotonie durch gezielte Eingriffe aufzubrechen. So entstand beispielsweise die „Europa-Achse“, jener Weg, der den neuen Stadtteil Franklin - also Gebäude ebenso wie Straßen und Plätze - einmal schnurgerade von Nord nach Süd durchschneidet.
„So wie Kinder laufen würden“, sagt Judt. Zudem wollten sie rund um die ehemalige Kirche der Amerikaner ein Zentrum schaffen, wie es die klassische, historisch gewachsene europäische Stadt hat.
Grundlage dafür war der Rahmenplan des dänischen Architekturbüros Tegnestuen Vandkunsten, der als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangen und unter Begleitung eines Expertenrats nach und nach weiterentwickelt worden ist.
Architektonisch besondere Hochhäuser
Eine der Grundideen dabei: Der Kern des neuen Stadtteils, Franklin-Mitte also, soll dichter als die Randgebiete bebaut werden. Einerseits, um Urbanität zu schaffen. Andererseits auch, um die aufgelockerte Bebauung samt Grünflächen drumherum bewahren und dennoch genügend Wohnungen schaffen zu können. Und hier kommen die Hochhäuser ins Spiel.
„Wir wollten die Gleichförmigkeit auch in der Höhenausrichtung durchbrechen“, erklärt Judt, „und innerhalb des Stadtteils Orientierungspunkte schaffen.“ So wurden vier Stellen für die Hochhäuser definiert, die auch mit jenen auf der benachbarten Vogelstang „kommunizieren“ sollen, wie die Experten das nennen. Doch so austauschbar wie die dortigen sollten die auf Franklin nicht werden, sondern auch architektonisch etwas Besonderes darstellen - so kam die Idee mit den Buchstaben auf. „Damit sind wir in Mannheim einzigartig“, schwärmt der MWSP-Chef.
LOVE oder HOME?
Es sei zwar nie geplant gewesen, die Gebäude so aufzureihen, dass man den Schriftzug als Ganzes unmittelbar lesen könne. Es sollte vielmehr um den Gesamteindruck gehen. Dennoch diskutierten die Experten mehrere Buchstaben-Varianten, erinnert er sich, beispielsweise auch LOVE, ehe die Wahl auf HOME fiel. „Diese Hochpunkte begrüßen die Menschen auch architektonisch im Stadtteil und setzen ein selbstbewusstes Zeichen“, sagt Judt: „Hier ist Franklin.“ GBG-Chef Frings ergänzt: „Damit tragen sie auch wesentlich zur Identität des Stadtteils bei.“
Und so wird nun - elf Jahre, nachdem die US-Army die Fläche zurückgegeben hat und neun, nachdem der Gemeinderat den Rahmenplan beschloss - am heutigen Mittwoch um 13 Uhr auf die Fertigstellung des E angestoßen.
Bauherr des rund 54 Millionen Euro teuren Gebäudes war die GBG, die die Wohnungen zu einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 6000 Euro verkaufen wird. Sie lässt auch das H-Hochhaus errichten. Von diesem sind vier von 13 geplanten Stockwerken bereits in die Höhe gewachsen. Die Fertigstellung ist im zweiten Quartal 2025 geplant. Dann will die GBG die rund 130 Wohnungen vermieten. Zu welchem Preis, steht noch nicht genau fest. Vor einem Jahr waren mal rund 13,60 Euro pro Quadratmeter angedacht.
Das O kostet knapp 100 Millionen
Für die anderen beiden Hochhäuser ist der Saarbrücker Projektentwickler RVI verantwortlich. Vor zwei Wochen feierte er Richtfest beim O: Das 15 Stockwerke hohe Gebäude soll Anfang 2025 fertig sein. Die 135 Wohnungen will RVI an Kapitalanleger verkaufen, die sie dann vermieten. Die Gesamtkosten liegen bei knapp 100 Millionen Euro.
Der Bau der Hochhäuser ist also ziemlich teuer. Das ist auch der Grund dafür, weshalb zurzeit hinter den Kulissen um das letzte - das M - gerungen wird. RVI hatte im Frühjahr verlauten lassen, dass der Untergrund weniger tragfähig sei als erwartet und man die Auswirkungen prüfen müsse. Ursprünglich war mal geplant gewesen, 2024 mit dem Bau zu beginnen.
Nun teilt Ralf Walter, Geschäftsführer Vermietung und Verwaltung bei RVI, mit: „Die Umsetzung des Vorhabens ist eine Herausforderung - wie derzeit bei allen Großprojekten, insbesondere beim Wohnungsbau.“ Mit der MWSP seien Gespräche vereinbart worden, um „eine Lösung für die Erkenntnisse, die sich auch aus der Bodenuntersuchung ergeben haben, zu erarbeiten und die Wirtschaftlichkeit des Projekts in der aktuellen, dynamischen Marktlage darzustellen“. Walter betont jedoch: „Die Umsetzung des Gebäudes M ist aus städtebaulicher Sicht alternativlos. Daran wird festgehalten.“
M-Gebäude auf Franklin: Baukosten senken?
MWSP-Chef Judt geht davon aus, dass sich die Bodenprobleme lösen lassen, und hält die Wirtschaftlichkeit für die entscheidende Frage: „Die Lage in der Baubranche hat sich aufgrund gestiegener Zinsen und höherer Preise so entwickelt, dass praktisch jedes Großprojekt auf dem Prüfstand steht.“ RVI habe zuletzt Vorschläge gemacht, um die Kosten zu senken: etwa ein niedrigeres Gebäude oder ein auf dem Boden liegendes M. Dies habe die MWSP jedoch abgelehnt.
Zwar gibt es festgelegte Fristen, bis wann das Projekt umgesetzt werden muss. Doch über solche Vertragsdetails sprechen die Verantwortlichen nicht. Und so prüft der Saarbrücker Projektentwickler weiter, wie er die Kosten senken kann, während die städtische Entwicklungsgesellschaft ihrerseits über Alternativen nachdenkt. „Es gibt private Unternehmen, die Interesse an dem Projekt haben“, sagt GBG-Chef Frings. Er ist überzeugt: „Das M wird gebaut - von wem auch immer.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nicht alle feiern die Buchstaben-Hochhäuser auf Franklin