Kommentar Nicht alle feiern die Buchstaben-Hochhäuser auf Franklin

Im neuen Mannheimer Stadtteil Franklin entstehen vier außergewöhnliche Hochhäuser in Buchstaben-Form. Martin Geiger fragt sich: Ist das noch zeitgemäß?

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Martin Geiger
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Als das Benjamin-Franklin-Village nach dem Abzug der US-Armee wieder für die breite Öffentlichkeit zugänglich wurde, dachten sich nicht wenige Mannheimerinnen und Mannheimer: Ich würde sofort einziehen. Doch ganz so einfach war das leider nicht. Denn erstens waren die Sicherheits- und Qualitätsstandards der Gebäude deutlich andere als hierzulande üblich. Und zweitens hätte die Stadt eine große Chance vergeben.

Darum war es richtig, dass sie seinerzeit nicht die pragmatischste Lösung wählte, sondern einen Prozess startete, um einen zukunftsfähigen Stadtteil mit einer gemischten Bevölkerungsstruktur zu entwickeln. Ein wichtiger Schritt dieses langen Weges wird heute mit der Fertigstellung des ersten Hochhauses auf Franklin gefeiert.

Doch nicht alle werden mitfeiern. Denn die Welt hat sich inzwischen verändert. Die Wohnkosten sind in ungeahnte Höhen geschossen, der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen steigt und steigt, die Bauwirtschaft ist am Einbrechen und der Krieg in der Ukraine sowie der rapide voranschreitende Klimawandel werfen weitere immense Probleme auf. Angesichts dessen fragen sich viele, ob solche Riesenprojekte – auch wenn sie architektonisch ansprechend sind und das Stadtbild bereichern – eigentlich noch zeitgemäß sind. Und ob sie ausgerechnet von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft entwickelt werden müssen.

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Diese Fragen kann man stellen und – je nach Einstellung – unterschiedlich beantworten. Fairerweise muss man dabei aber bedenken, dass die GBG nicht nur für den sozialen Wohnungsbau, sondern auch für die Stadtentwicklung wichtig ist; dass auf Franklin neben vielen teuren Wohnungen auch bezahlbare entstanden sind; und dass die zentralen Entscheidungen für die Entwicklung des neuen Stadtteils vor fast zehn Jahren gefällt worden sind – als die Zinsen noch niedrig waren und in der Baubranche fast alles möglich schien. Dass der Großteil der Konversionsflächen in dieser Phase entwickelt werden konnte, ist und bleibt ein historischer Glücksfall.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".