Mannheim. „Ein Bariton, der aus Mannheim stammt, Mannheimer Dialekt beherrscht, gut aussieht, eine herausragende Stimme hat, angenehm dämonisch und auch noch sympathisch ist“ – so hat Achim Weizel ihn charakterisiert: Joachim Goltz, den neuen Träger des Bloomaulordens. Während der Vorstellung von „Don Pasquale“ erhielt der Sänger am Sonntagabend im Nationaltheater die hohe bürgerschaftliche Auszeichnung.
Weizel, der mit Markus Haass und Bert Siegelmann das Auswahlgremium für die 1970 vom langjährigen „MM“-Herausgeber Rainer von Schilling gestiftete Auszeichnung bildet, überreichte Goltz den pfundschweren Orden in Form der Figur des Blumepeters.
Er ging aber auch auf das, so Weizel, „stolze Jubiläum“ der Auszeichnung ein und dankte dem Stifter Rainer von Schilling wie auch seinen Kindern, Kai und Angela von Schilling, die den Bloomäulern weiter eng verbunden sind. „Wer den Bloomaulorden trägt, braucht in Mannheim keine andere Ehrung, er hat im Grunde alles erreicht, was ein Mannheimer Bürger erreichen kann“, machte Weizel deutlich. „Obwohl der Orden so schwer ist, dass er den Träger nach vorne zieht, tragen ihn alle Bloomäuler erhobenen Hauptes“, betonte er. „50 Jahre Bloomaul“ seien zwar „ein Einschnitt, aber nur eine Etappe“, so Weizel: „Es geht weiter, das Komitee wird sich jedes Jahr erneut Gedanken machen und ähnlich wie bei der Oscar-Preisverleihung wird man jedes Jahr im Herbst rätseln: Wer wird das neue Bloomaul? Und bis zur Preisverleihung hält das Komitee an seiner Devise fest: Wir sagen nichts.“
„Völlig unumstritten“
„Ein völlig unumstrittenes Bloomaul hat die Jury dieses Mal erwählt“, meinte Pfarrerin Ilka Sobottke, die im Vorjahr die Auszeichnung erhielt, obwohl sie zuvor mit kontroversen sozialpolitischen Thesen im „Geistlichen Wort“ im „MM“ auch Menschen gegen sich aufgebracht hatte. Diesmal seien aber „alle begeistert“, denn erkoren sei „ein Mann, ein Mannemer, ein Sänger“, wobei „das einzig Skurrile daran ist, dass das vielleicht umstrittenste Bloomaul nach den Regeln unseres Ordens diese Laudatio halten darf“, rief sie noch mal die Debatten nach ihrer Ehrung in Erinnerung.
Während aber bei ihr „Mannemerisch immer noch ein norddeutsches Gschmäckle hat, hat er es aufgesogen mit der Muttermilch“. Zwar sei er von der Intendanz schon kritisiert worden, als er Mannemer Passagen in die Dialoge auf der Bühne einfügte. „Joachim aber, echtes Bloomaul schon da, lässt sich die Gosch nicht verbieten. Und gleich ob als Pluto oder Beckmesser – er hat das seine dazu zu sagen“, so Sobottke. Seine Regieeinfälle seien „immer nah am Publikum“, Goltz selbst „witzig, charmant und unkompliziert, unprätentiös, uneitel, nie eifersüchtig“.
Völlig begeistert, glücklich und im Dialekt reagierte Goltz: „Tja – ich hab‘n wirklisch – de Gral vun Monnem – wow – Isch glaabs jo immer noch net!“
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