Mannheim. Wer hört, wie sie im Laden manchmal Mannemerisch spricht, hat daran keinen Zweifel – und wer ihr immenses, auch unerschrockenes Engagement kennt ohnehin nicht: Barbara Waldkirch ist ein Bloomaul. 2025 wird sie es auch offiziell. Die Buchhändlerin, Verlegerin und ehemalige IHK-Vizepräsidentin bekommt den 55. Bloomaulorden. Sie ist erst die elfte Frau, die diese höchste bürgerschaftliche Auszeichnung Mannheims erhält.
Sie sieht die Ehrung als „eine Aufforderung für ein weiteres, stetiges Bemühen, in der Mannheimer Stadtgesellschaft Dinge zu bewegen“, so Barbara Waldkirch in einer ersten Reaktion. Auch wolle sie „dazu beitragen, dass sich in Mannheim die Dinge in eine positive Richtung bewegen“.
Für sie sei der Bloomaulorden „wirklich der Gipfel dessen, was möglich ist, weit über dem Bundesverdienstkreuz“, sagt sie, „denn es bedeutet für mich die Wahrnehmung und Anerkennung meiner Bemühungen, etwas für Mannheim und seine Menschen zu tun, oft gegen den Mainstream, also mühsam, aber trotzdem“, so Waldkirch. „Selbstbeweihräucherung“, wie sie sagt, brauche sie nicht: „Ich habe sehr viel von Mannheim profitiert – nun ist mein Bestreben, davon etwas zurückzugeben“, kündigt sie an.
Aufgewachsen in der Speckwegsiedlung
Gestiftet worden ist der Orden 1970 vom langjährigen „MM“-Herausgeber Rainer von Schilling, der seinerzeit als Fasnachtsprinz amtierte. Zunächst als Orden mit Augenzwinkern gedacht, hat er in Mannheim längst enormes Ansehen und den Rang der höchsten bürgerschaftlichen Auszeichnung.
Regeln dafür, wer von dem geheim tagenden Dreiergremium mit diesem Orden geadelt werden kann, gibt es nicht. Das Trio aus Markus Haass, Bert Siegelmann und Achim Weizel setzt sich einfach im Herbst zusammen und überlegt, wer von den Kandidaten, die das Gremium meist über Jahre beobachtet und auf der Warteliste hat, nun an der Reihe sein soll. Verliehen wird eine vom Künstler Gerd Dehof geschaffene, pfundschwere Bronzeplastik des Blumepeter, wie er die Welt aus einer besonderen Perspektive betrachtet.
Die Auszeichnung wird am Fasnachtssonntag wieder im Nationaltheater verliehen – wegen der Generalsanierung zwar noch nicht im Stammhaus am Goetheplatz, sondern erstmals im „Opal“, der Oper am Luisenpark in der musikalischen Satire „Der Operndirektor“ von Domenica Cimarosa, die erst Anfang Februar Premiere hat.
Eine engagierte Unternehmerin und Förderin der Regionalgeschichte
Das Verleihungskomitee würdigt Barbara Waldkirch als „eine vielseitig auch im Ehrenamt engagierte Persönlichkeit“ sowie als „eine starke Frau, die keine halben Sachen macht und ihre Selbstständigkeit auch als Philosophie sieht“. Sie sei „gleichermaßen zielorientiert wie humorvoll, sie begeistert, scheut aber auch Konflikte nicht“. Als „positiv im Leben stehende Buchhändlerin“ sowie „umtriebige Verlegerin“ habe sie es sich zur Aufgabe gemacht, speziell und nachhaltig regionalen Autoren und Projekten eine größere Öffentlichkeit zu geben. So bringt sie immer wieder mit viel Aufwand produzierte und aufwendig gestaltete Bücher zur Stadt- und Regionalgeschichte sowie zur jüdischen Geschichte heraus.
Die 1957 geborene Diplom-Übersetzerin für Russisch und Englisch ist in der Speckwegsiedlung auf dem Waldhof aufgewachsen, „in unmittelbarer Nachbarschaft der Benz-Baracken, die sich zu meiner Zeit noch völlig anders darstellten“, wie sie sagt. Ihre Eltern hätten „alles getan, um uns eine bessere Zukunft zu ermöglichen – Papa ist zu seinen 48 Arbeitsstunden Lkw gefahren“, erzählt sie. Nun wohnt und arbeitet sie in Feudenheim. Mit ihrem – ebenso mit einem Yoga-Studio selbstständigen – Mann hat sie drei Söhne. Seit 1992 führt sie die Waldkirch KG, die auf eine seit 1542 bestehende Druckerei zurückgeht.
Erstes weibliches Mitglied des IHK-Präsidiums
Barbara Waldkirch hat sich parallel zum Beruf stets ehrenamtlich engagiert, etwa in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar. Hier war sie erst bei den Wirtschaftsjunioren aktiv, saß in der Vollversammlung („Parlament der Wirtschaft“) und war von 2001 bis 2015 als das erste weibliche Mitglied des Präsidiums Vizepräsidentin und ist nun Ehrenmitglied des Präsidiums. 2007 gründete Barbara Waldkirch zusätzlich zum Verlag und der Verwaltungsarbeit für das Yoga-Studio die Verlagsbuchhandlung Waldkirch in Feudenheim, die seit November 2012 in größere Räume expandierte und die bei vielen Veranstaltungen ein kulturelles Zentrum des Stadtteils darstellt.
Nach langjährigem ehrenamtlichen Engagement als Handelsrichterin, war sie zunächst in mehreren Gremien der IHK tätig. Weiterhin im Lenkungskreis der Zukunftsinitiative Rhein-Neckar-Dreieck, im Mannheimer Netzwerk „Frau und Beruf“, bei der Deutschen Familiengenossenschaft, als Beiratsmitglied im Gründerinnenzentrum oder der Frank-Herrmann-Stiftung sowie im Vorstand vom Verein Stadtbild Mannheim und bei den Freunden und Förderern der Kulturkirche Epiphanias. In diesem Jahr übernahm Barbara Waldkirch auch den Vorsitz im Verein für Ortsgeschichte. Vom „Feudenheimer Bürgertaler“ über den „Goldenen Spargel“ bis zum „Hungerleiderorden“ erhielt sie schon viele Auszeichnungen, doch der Bloomaulorden, der sei für sie „jetzt das Größte“, freut sie sich.
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