Wirtschaft

Bundeskanzler Scholz besucht Mannheimer Unternehmen Suntat

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte das Unternehmen Suntat in Mannheim. Im Austausch mit den Gründern und Mitarbeitenden ging es um Integration, Unternehmertum und die Anliegen der türkischen Gemeinschaft in Deutschland

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
Lesedauer: 
Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte) mit den Brüdern Kadir Baklan (links) und Mustafa Baklan (rechts) von Suntat im Anschluss an seinem Besuch bei der Lebensmittelhandelsgesellschaft Suntat Europe GmbH in Mannheim. © Fatih Yilmaz

Mannheim. Ein Hauch von Hollywood - und das im Neckarauer Gewerbegebiet. Über einen Roten Teppich schreitet Olaf Scholz, als er das international aufgestellte Familienunternehmen Suntat mit Hauptsitz in Mannheim besucht. Trotz trüben Novemberwetters wird der Bundeskanzler von einer Sonne „überstrahlt“, die symbolträchtig als Firmenemblem am Eingangstor prangt und mittlerweile in 50 Ländern aufgeht.

KanzlerGespräch

Olaf Scholz stellt sich den Fragen des Mannheimer Publikums

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
12
Mehr erfahren

Üblicherweise werden in der riesigen Lagerhalle mit 25 000 Paletten von morgens bis zum späten Nachmittag Dosen mit Getränken, aber auch mit Peperoni, Oliven, Mais und vielem mehr von oder auf Lastwagen geladen. Am Donnerstag ist bereits um 12.30 Uhr mit dem Rangieren Schluss. Kein Gabelstapler soll in der Halle herumkurven, wenn der Bundeskanzler eintrifft. Dafür wimmelt es vor Security-Leuten, die strikt darauf achten, dass Fotografen wie Journalisten hinter den Absperrbändern bleiben.

Kanzler besucht Suntat in Mannheim: Firmengeschichte erzählt

Begleitet von zwei der einst fünf Firmengründern und den heutigen Geschäftsführern Mustafa und Kadir Baklan sowie zwei Töchtern betritt Olaf Scholz gegen 15 Uhr in dunklem Anzug und mit weinroter Krawatte den Umschlagplatz für südländische Lebensmittel, die den Kern des Unternehmens ausmachen. Vorstandsvorsitzender Mustafa Baklan erzählt zwischen fast haushohen Vorratsregalen die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens, die reichlich Stoff für einen HollywoodFilm böte.

KanzlerGespräch (mit Fotostrecke und Video)

Bundeskanzler Olaf Scholz in Mannheim: Deutsch bei Kindern fördern

Veröffentlicht
Von
Marco Pecht
Mehr erfahren

Als der Sohn eines türkischen Gastarbeiters mit 16 Jahren nach Deutschland kam, hatte sich weder der Elektro-Schweißer-Azubi noch dessen Vater träumen lassen, dass fünf Brüder der Familie Baklan mit einem 1986 in Mannheim gegründeten kleinen Einzelhandel die Keimzelle für ein Lebensmittelimperium legen würden, das heute in mehreren deutschen Städten präsent ist und in insgesamt 14 Unternehmen um die 1800 Menschen beschäftigt - davon 100 am Hauptsitz.

Olaf Scholz bei Suntat in Mannheim: Austausch mit der Belegschaft

Mit der Belegschaft sucht Olaf Scholz das Gespräch. Als er wissen möchte, wer am längsten dabei ist, meldet sich ein Mann und berichtet, seit 31 Jahren für die Baklans zu arbeiten. Bei der eigentlichen Fragerunde darf die Presse nicht dabei sein - wohl aber Isabel Cademartori, die Mannheimer Abgeordnete der SPD im Bundestag. Von ihr ist später zu hören, dass die vorwiegend türkischstämmigen Männer und Frauen als Thema die doppelte Staatsbürgerschaft umtreibt. „Dazu konnte der Bundeskanzler mitteilen, dass ein entsprechendes Gesetz noch vor Weihnachten eingebracht werden soll“, so Cademartori. Die Politikerin geht davon aus, dass Olaf Scholz vor seinem Bürgergespräch in der Alten Schildkrötfabrik nicht von ungefähr das Unternehmen einer Familie mit Migrationshintergrund besucht.

KanzlerGespräch

Liveblog: Bundeskanzler Olaf Scholz stellt sich den Fragen der Bürger

Veröffentlicht
Von
Marco Pecht und Till Börner
Mehr erfahren

Schließlich ist Mustafa Baklan 2018 von der örtlichen SPD als „Musterbeispiel der Integration“ mit einem Preis gewürdigt worden. Dass sich die Baklans auf Zusammenführen verstehen, davon kündet auch der Wahlspruch ihres Erfolgsrezeptes - und dieser lautet: „Deutsche Disziplin mit türkischer Flexibilität“.

Türkische Unternehmer Rhein-Neckar richten Anliegen an Kanzler Scholz

Als Mitbegründer des Verbandes Türkischer Unternehmer Rhein-Neckar (TID) hat Mustafa Baklan zu dem Bundeskanzler-Besuch auch Kollegen der Region eingeladen. Was in dieser internen Runde besprochen wird, ist nicht bekannt - weil die Presse draußen vor der Tür bleiben muss. Aber dafür gibt es eine vorbereitete Erklärung, deren Anrede „Sehr geehrter Herr Bundeskanzler“ lautet. Darin heißt es: „Deutschland ist unsere Wahlheimat. Wir sind Deutsche. Egal wie sehr man es in manchen Kreisen zu leugnen versucht - der aktuelle starke Rechtsruck in manchen Bevölkerungskreisen lässt uns mit großer Sorge in die Zukunft blicken.“

Newsletter "MM Business" - kostenlos anmelden!

Genannt werden außerdem Anliegen, die vermutlich auch in dem Gespräch mit dem Bundeskanzler erörtert wurden. Unter der Überschrift „Wir würden ausdrücklich befürworten“ sind drei Punkte aufgeführt: das Ausweiten von Bildungsmöglichkeiten, wenn Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden. Mehr Plätze in Kitas und betreuenden Schulen für Kinder berufstätiger Eltern.

Außerdem sprechen sich türkische Unternehmer dafür aus, dass „Menschen, die Bürgergeld beziehen, zu angemessenen Tätigkeiten verpflichtet werden“. Und ausdrücklich betont Mustafa Baklan: „Wir begrüßen sehr die neue Reform im Staatsangehörigkeitsrecht, wonach die Doppelstaatsangehörigkeit ermöglicht wird.“

Scholz ist zweiter hoher Besuch bei Suntat in Mannheim

Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Monate, dass ein hoher Politiker mit einem Besuch in Mannheim die türkische Gemeinschaft würdigt. Im April nutzte Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha ein gemeinsames Fastenbrechen, um den an Rhein und Neckar lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln seinen Respekt für ihr pragmatisches Engagement im Erdbebengebiet ihres Heimatlandes auszusprechen.

Mehr zum Thema

Wirtschaft

Wie Mustafa Baklan zu einem der erfolgreichsten Unternehmer Deutschlands wurde

Veröffentlicht
Von
Ilgin Seren Evisen
Mehr erfahren
Migration in Mannheim

Deutsch-Türkische Initiative in Mannheim will Integration durch Erfolg im Beruf ermöglichen

Veröffentlicht
Von
Ilgin Seren Evisen
Mehr erfahren
Mannheim

Sozialminister Lucha: „Mannheim ist die Blaupause für eine vielfältige Gesellschaft“

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren

„Mannheim ist eine Blaupause für eine vielfältige Gesellschaft“, betonte Lucha. Seine Anerkennung galt auch dem Baklan-Familienunternehmen, das geholfen hat, Hilfen für das zerstörte Krisengebiet professionell zu koordinieren.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke