Künstliche Intelligenz

Buga23 in Mannheim: So ist die Sprechstunde beim Computer-Doc

Auf der Mannheimer Buga gibt es einen Arzt, hinter dem die künstliche Intelligenz Chat-GPT steckt. Wir haben ihn gefragt, was wir gegen unsere Schulterbeschwerden tun sollen und haben Bauchweh simuliert. Ein Selbstest

Von 
Timo Schmidhuber
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Der Patient muss seine Fragen in den Hörer sprechen, über den der Arzt auch antwortet. Auf dem Display wird alles verschriftlicht. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Er dürfte Mitte 30 sein, hat kurze, dunkle Haare und trägt ein blaues Shirt mit V-Ausschnitt unter dem weißen Kittel. So jedenfalls ist der „Virtuelle Doktor“ illustriert, hinter dem eine Künstliche Intelligenz (KI) steht und der auf dem Buga-Gelände in einer gelben Telefonzelle aus den 80er Jahren medizinische Fragen der Besucher beantwortet. Und ich werde die Sprechstunde mit dem Computer-Doc testen.

Innovation als Nachhaltigkeitsziel

17 kleine Gärten beschäftigen sich auf dem Spinelli-Gelände mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Eines davon ist „Industrie, Innovation und Infrastruktur“, und hier steht das Telefonhäuschen mit dem KI-Doc. Das Ganze ist ein Projekt des Uniklinikums Gießen. Das Klinikum erforscht, wie KI die Gesundheitsversorgung verbessern kann. Der virtuelle Buga-Doc basiert auf der zuletzt viel diskutierten Sprach-KI Chat-GPT. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) setzt große Hoffnungen in solche virtuellen Ärzte, wie er dieser Tage im „MM“-Interview betont hat. „Künstliche Intelligenz kann manchmal besser sein als ein geübter Facharzt“, so Lauterbach.

So wird der virtuelle Arzt illustriert, hinter dem die Sprach-KI Chat-GPT steckt. © Timo Schmidhuber

Die Maschine zeigt Empathie

Ein volles Wartezimmer gibt es nicht, der Test kann gleich losgehen. Seit dem Kicken mit den Kumpels am Abend davor tut mir passenderweise die rechte Schulter weh - da kann ich den Computer-Doc gleich mal fragen, was ich tun soll. Ich spreche mein Anliegen in den Telefonhörer, auf einem kleinen Bildschirm wird alles nochmal verschriftlicht. Also, die Schulter tut weh. . . „Verstehe“, antwortet die KI.

Die Schulter tut weh - was soll ich tun

Empathie zeigen - ganz wichtig für einen Arzt! In einer angenehmen Stimme, die nicht wirklich künstlich klingt, erklärt mir der Doc, dass Schmerzen in der Schulter häufig „von Muskelverspannungen, Sprunggelenksverletzungen oder Rotatorenmanschettenverletzungen“ verursacht werden. Rotatorenmanschetten - nie gehört! „Ich würde Dir empfehlen, Deine Bewegung und Dein Training zu überprüfen, um herauszufinden, worin die Schmerzen resultieren.“ Außerdem spricht sich der Computer-Doc für eine Röntgenaufnahme aus - um sicherzustellen, dass keine Knochenbeschädigung vorliegt.

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Mit 48 zu alt für Fußball?

Okay. Mir ist das Ganze aber noch zu vage. Ich hake nach und betone, dass es seit dem Fußballspielen wehtut. Der Doc entgegnet geduldig, dass ich mir möglicherweise eine Sehnen- oder Muskelverletzung zugezogen habe. Seine Empfehlung: Übermäßiges Training in der nächsten Zeit vermeiden und das Schultergelenk nur so leicht wie möglich bewegen. Wenn die Schmerzen nicht nachlassen, soll ich einen Arzt aufsuchen.

Mein erstes Fazit

In Ordnung, so können wir’s machen. Aber mich treibt noch eine ganz andere Frage um. Ich bin 48 - Bastian Schweinsteiger hat schon mit 35 mit dem Kicken aufgehört. Sollte ich es also auch lieber lassen? „Die Entscheidung liegt bei Dir“, sagt der KI-Arzt verheißungsvoll und hört sich dabei an wie Obi-Wan Kenobi in „Star Wars“, wenn er mit dem jungen Luke Skywalker spricht. „Wenn Du das Risiko einer erneuten Verletzung verringern oder verhindern möchtest, empfehle ich Dir, einen personalisierten und effektiven Trainingsplan zu entwickeln, der speziell auf Deine Ziele und Bedürfnisse zugeschnitten ist.“ Mein Fazit: Für eine erste Beratung ist der Computer-Doc unterm Strich gar nicht schlecht.

Und wie sieht's mit Bauchweh aus?

Ich teste ihn ein zweites Mal. Da ich von der Schulter abgesehen kerngesund bin, muss ich nun eine Krankheit simulieren: Bauchschmerzen. Was soll ich tun? Wieder eine Antwort mit viel Empathie: „Es tut mir leid, dass Du Bauchschmerzen hast.“ Dann hat der Doc aber einige gezielte Fragen: Wie lange sind die Schmerzen schon da? Gibt es Stellen, wo es mehr wehtut? Wie fühlt es sich an, wenn die Schmerzen kommen? Gibt es weitere Symptome? Übelkeit? Fieber? Schüttelfrost? Durchfall?

Der Computer-Doc auf dem Gelände der Buga in Mannheim. © Timo Schmidhuber

Ich heule dem KI-Arzt vor, dass der gesamte untere Bauchbereich wehtue. Und dass ich seit einigen Tagen weniger Appetit habe (schön wär’s!). Er will wissen, ob die Schmerzen, „dumpf, stechend, konstant oder schneidend“ sind. Und ob sie bei bestimmten Aktivitäten schlimmer werden. Dann fragt er noch nach der Farbe meines Stuhlgangs, wie oft ich auf Toilette muss und ob ich in den letzten Tagen bestimmte Lebensmittel gegessen habe, die ich sonst nicht esse - ich antworte brav entsprechend meiner Krankheitssimulation.

Versteht auch Kurpfälzisch

Dann sagt der Doc, er stelle jetzt eine „Verdachtsdiagnose“. Die ist viel konkreter als bei meinen echten Schulterbeschwerden. Ganz nebenbei wechselt er vom „Du“ aufs „Sie“, wahrscheinlich weil es jetzt ernst wird. „Es könnte eine Gastroenteritis sein, eine Magen-Darm-Entzündung, die durch Bakterien oder Viren verursacht werden kann.“ Er empfiehlt mir, mehr Wasser zu trinken, um meinen Körper vor Dehydrierung zu schützen. „Achten Sie auf Ihre Ernährung und essen Sie mehr faserreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse und Obst.“ Falls die Symptome innerhalb weniger Tage nicht besser werden, empfiehlt er mir, einen Arzt aufzusuchen.

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Ein Buga-Besucher hatte erzählt, der Computer-Doc sei zwar gut, aber er habe Probleme mit dem Kurpfälzer Dialekt. Ich als Schwabe kann den Dialekt kaum, probiere aber dennoch: „Hära Se mol, mei reschd Schulda duud wäh.“ Die KI macht in der schriftlichen Form auf dem Bildschirm daraus zwar „Hose mal meine rechte Schulter tut weh“. Aber sie versteht offenbar meine Frage und antwortet ganz unaufgeregt in Hochdeutsch. Was für ein netter Arzt.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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