Bundesgartenschau (mit Video)

Buga-Seilbahn in Mannheim: So läuft der Abbau

Die Seilbahn war die Hauptattraktion der Buga, jetzt werden die Kabinen ausgehängt und verpackt, Ende Januar das Seil eingezogen. Wie es dann weitergeht und wo die Seilbahn künftig fährt.

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Per Ladekran eines Lkw werden die Gondeln aus der Anlage im Mannheimer Luisenpark herausgehoben und mit einem Radlader auf den Sammelplatz transportiert, von wo sie per Tieflader abgeholt werden. © Christoph Blüthner

Mannheim. „Jetzt wirds ernst“, seufzt Nadine Haas und blickt wehmütig zu dem Ausleger des Ladekrans. Der hat gerade die erste Kabine der Seilbahn am Haken. Mit dem Aushängen der Gondeln an der Station im Luisenpark beginnt der Abbau der Seilbahn, die während der Bundesgartenschau 2023 das Spinelli-Areal mit dem Luisenpark verbunden hat. Bis Ende März soll die ganze Anlage verschwunden sein. Sie ist an das österreichische Skigebiet Kappl verkauft.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Abbau der Buga-Seilbahn in Mannheim: Mehr als drei Millionen Passagiere

Damit erfüllt sich die Hoffnung der Firma Doppelmayr, die Seilbahn ein drittes Mal verwenden zu können. Vor Mannheim war zumindest ein Teil der Kabinen und der Antrieb 2022 bei der niederländischen Weltgartenbauausstellung Floriade im Einsatz. Während der Mannheimer Bundesgartenschau zählte sie über drei Millionen Passagiere - weil manche der 2,2 Millionen Besucher häufiger gefahren sind.

Aber die Anlage blieb stets Eigentum der Vorarlberger Firma Doppelmayr, Weltmarktführer ihrer Branche. „Wir hatten den Auftrag für Planung, Bau, Betrieb und Rückbau“, so Nadine Haas. Nach dem Maschinenbaustudium an der Technischen Universität München wurde sie die verantwortliche Projektleiterin für Mannheim. „Es war mein erstes Projekt, daher wird es immer etwas Besonderes bleiben“, sagt sie und schwärmt „von vielen schönen Erinnerungen“, die auch sie hat. Aber ihr ist ebenso klar, dass die Anlage immer nur vorübergehend gedacht war. „Ich habe oft von Fahrgästen gehört, dass sie sich wünschen, dass die Seilbahn bleibt, aber so, wie sie jetzt dasteht, macht sie ja nach der Buga langfristig keinen Sinn mehr“, so die Projektleiterin.

Ein Radlader fährt die Kabinen zum Lagerplatz, wo sie verpackt werden. © Christoph Blüthner

Seit dem Ende der Bundesgartenschau war die Seilbahn zwar noch weitergelaufen - aber ohne Genehmigung für Fahrgastbetrieb. Nur fünf Mitarbeiter für den Betrieb und zwei Ingenieure für Messungen durften die Anlage noch nutzen.

Bei den Tests habe man „verschiedene Einstellungen und Konfigurationen und deren Einflüsse auf den Fahrkomfort untersucht“, erläutert Haas: „Wir haben probiert, wie wir den Fahrkomfort noch mehr erhöhen, sanfter fahren, welche Einstellungen man nachjustieren kann.“ Allzu viel will sie davon nicht verraten - denn es gibt in der Branche ja auch Wettbewerber. Aber es sei „eine einzigartige Gelegenheit“ gewesen, ergänzt Julia Schwärzler von Doppelmayr, dass die Anlage noch etwas länger stehen konnte.

Tests mit Tempo und Wind: Mannheim als „ideales Beispiel einer urbanen Seilbahn“

Für das Vorarlberger Familienunternehmen dient Mannheim als „ideales Beispiel einer urbanen Seilbahn“ - sprich einer Anlage, die horizontal verläuft und nicht schräg hinauf auf einen Berg. Und um solche städtischen Seilbahnen, bei denen man sich einen wachsenden Markt verspricht, weiterzuentwickeln, seien eben die Tests erfolgt, so Haas. Ausprobiert habe man etwa unterschiedliche Seilspannungen auf langen geraden Strecken, verschiedene Geschwindigkeiten, Antriebsvarianten, das Verhalten der Kabinen je nach Tempo und Wind. Das alles sei „sehr aufschlussreich“ gewesen, sagt Schwärzler.

Mehr zum Thema

Kommentar (mit Video) Ein Plädoyer für die Seilbahn

Veröffentlicht
Kommentar von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Nahverkehr

Wo in der Rhein-Neckar-Region künftig eine Seilbahn fahren könnte

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Bundesgartenschau

Wie es fast drei Monate nach der Buga jetzt auf dem Spinelli-Areal aussieht

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Auch für Kunden, die sich für solche Anlagen interessieren, diente Mannheim noch als Anschauungsobjekt. Aber seit der vergangenen Woche sind die Tests abgeschlossen - und auch der Verkauf ist perfekt. Ein Teil der Stützen, der Antrieb und etwa 45 der 62 Kabinen gehen nach Kappl im Tiroler Paznaun. Da wird die Bahn aber erst im nächsten Winter fahren. „Die Kabinen werden erst gesäubert, neu beklebt und umgebaut“, erläutert Haas, denn sie bekommen Skiköcher, in die die Skier hineingesteckt werden können.

So eisig wie in einem Skigebiet ist es aber auch jetzt, beim Abbau der Anlage. Dazu sind gleich mehrere Doppelmayr-Teams am Montagmorgen aus Österreich nach Mannheim gekommen. „Einige bereiten schon das Einrollen des Seils vor, andere entfernen aus den Stationen die Technik, die nicht mehr gebracht wird“, erläutert Haas.

Noch eine letzte Fahrt: Die Kabinen der Seilbahn müssen zum Luisenpark 

Doch der erste Schritt ist, die Kabinen alle zu entfernen. Das passiert im Luisenpark, weil die Stadtpark-Gesellschaft da - außerhalb des Luisenparks - auf einem Betriebsgelände eine Fläche zur Verfügung gestellt hat. Dort werden die jeweils 650 Kilogramm schweren, 2,70 Meter hohen Gondeln alle zwischengelagert und wetterfest verpackt, ehe Tieflader sie abholen. Dieses Areal wird gerade erst von einer Straßenwalze planiert, als der Abbau der Seilbahn bereits beginnt.

Dazu werden sie nach und nach aus der Station herausgerollt, die Klemmen geöffnet und dann per Ladekran eines Lkw auf ein Podest gehoben. Rrrrrrr, rrrrrrr, ertönen dort die Akkuschrauber, und ganz routiniert entfernen Monteure die Klemmen und Bügel. Ein Radlader hievt die Kabinen dann empor, bringt sie zum Lagerplatz, wo sie verpackt werden. Bis Ende der Woche, so schätzt Nadine Haas, werden alle Gondeln weg sein. Zwischendurch sind einige noch ein letztes Mal über Mannheim in der Luft zu sehen, denn auch die in der Spinelli-Station hängenden Kabinen müssen zum Luisenpark fahren und werden dort ausgehängt.

Parallel beginnen andere Doppelmayr-Mitarbeiter schon weitere Schritte des Rückbaus der Anlage. „Das ist ein sehr eingespieltes Team“, sagt Haas über die Mannschaft. So haben sie schon eine Winde aufgebaut, um das Seil nach und nach einziehen zu können - was, je nach Wetterlage, vermutlich Ende Januar passiert. Dabei werden teilweise Drohnen eingesetzt. Nachdem das Seil entfernt ist, kommen ab Februar nacheinander die zehn Stützen dran, die dann mit Hilfe von Autokranen abmontiert werden. „Ab Ende März wird nichts mehr zu sehen sein“, nimmt Haas an.

Das gilt ebenso für alle Betonfundamente und Bodenplatten. Die in der Au müssen, so hat es das Regierungspräsidium in seiner Genehmigung vorgeschrieben, komplett entfernt werden, sonst bis zu einer Tiefe von 1,50 Metern. „Vielleicht machen wir auch überall alles raus, das kommt auf die Kosten und Angebote an“, so Christian Lerch, der zuständige Abteilungsleiter der Buga, die diese Arbeiten jetzt ausschreibt.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke