Mannheimer Muslime

Bei in Käfertal-Süd geplanter Moschee noch zwei Fragen offen

Die Pläne für ein neues islamisches Gemeindezentrum in Mannheim erhitzen noch einige Gemüter. Aus Sicht des Oberbürgermeisters und des Bezirksbeirats müssen allerdings nur noch zwei Problemfelder geklärt werden

Von 
Steffen Mack
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Mitglieder der Gemeinde vor dem früheren Netto-Markt bei der städtischen Aktion „Putz’ deine Stadt raus“. Mitmach-Aufrufe an Anwohner verhallten. © Islam. Arbeiterverein

Mannheim. Zurück an jenem Ort, an dem vor knapp einem halben Jahr die öffentliche Debatte begonnen hat. Im Integrationsausschuss des Mannheimer Gemeinderats berichtet Christian Specht, wie der Stand bei der in Käfertal-Süd geplanten Moschee ist. Von mehreren Stellen seien ja Bedenken vorgetragen wurden, sagt der Oberbürgermeister. Doch habe die von ihm erbetene Stellungnahme der Verfassungsschutzpräsidentin Beate Bube ein klares Ergebnis gebracht: Vom islamischen Arbeiterverein gehe keine Gefahr aus. Er stehe auch nicht mehr - wie früher wegen salafistischer Strömungen - unter ständiger Beobachtung des Landesamts.

Moschee in Mannheim-Käfertal: Parkplätze und Nahversorger noch Problem

Nun müssten noch zwei Fragen geklärt werden, so der Christdemokrat. Zum einen die Verkehrs- und Parkplatzproblematik, zum anderen der Wunsch vieler Anwohner nach einem neuen Nahversorger in Käfertal-Süd. Der Netto-Markt in der Neustadter Straße musste Anfang 2023 schließen, weil der Verein als Hauseigentümer hier sein neues Gemeindezentrum errichten will.

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Specht erinnert die Ausschussmitglieder daran, dass sie im November „eine klare Empfehlung“ für den Bau ausgesprochen hätten. Erst sagt er „wir“, korrigiert sich dann in „Sie“. Das Stadtoberhaupt hatte indes höchstselbst erklärt, die Verwaltung sei sich einig, dass das Projekt mehr Chance als Risiko darstelle.

Diese frühe Festlegung soll nicht nur Begeisterung hervorgerufen haben, vor allem in seiner CDU. Spechts persönlicher Referent David Linse, zusammen mit dem Integrationsbeauftragten Claus Preißler neben ihm auf dem Podium, hat es am Vorabend im Bezirksbeirat Käfertal nochmal erklärt: Der Oberbürgermeister beziehe sich auf die positive Entwicklung, die der Islamische Arbeiterverein genommen habe.

Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde lobt Moschee-Verein

SPD-Stadträtin Heidrun Deborah Kämper, auch Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, bezeichnet es als „sehr anerkennenswert“, wie sich der Verein in der Lokalpolitik und vor Ort um Zustimmung bemühe. Er habe „mehr als genug getan“, findet Zahra Alibabanezhad Salem, die Vorsitzende des Migrationsbeirats. „Wir stehen hinter dem Vorhaben.“ Diese Moscheegemeinde handle eindeutig im Geiste der Mannheimer Erklärung. Darin bekennen sich Religionsgemeinschaften wie andere gesellschaftliche Akteure zu einem Zusammenleben in Vielfalt und ohne jegliche Diskriminierung.

Im ehemaligen Netto-Supermarkt in der Neustadter Straße ist ein muslimisches Gemeindezentrum geplant. © Christoph Blüthner

Der Käfertaler Bezirksbeirat Marco Lange berichtet in Namen des Gremiums: „Wir haben keinerlei Sicherheitsbedenken mehr.“ Mittlerweile hätten sie den Verein ja auch kennengelernt. Allerdings: „Die Bürgergesellschaft ist in Gänze noch nicht abgeholt.“ Eine weitere Informationsveranstaltung wie im Februar in der Phillipuskirche wäre gut.

Specht sagt das in zumindest ähnlichem Format zu. Aber erst, „sobald es inhaltlich etwas Neues gibt. Reines Wiederholen macht keinen Sinn.“ Selbst mit dem gestarteten Dialogprozess lasse sich nun mal nicht jeder Einzelne „abholen“.

Moschee-Verein in Käfertal lädt Anwohner zum Fastenbrechen ein

Für Anwohner gibt es am Dienstagabend ein Angebot. Der Verein lädt zum Fastenbrechen in den früheren Netto. Zu einem Essen Mitte Februar kamen etwa zwei Dutzend Gäste. Sprecher Khalil Khalil beklagte nun im Bezirksbeirat, für sie sei es nicht leicht, die Nachbarn zu erreichen. So hätten sie mit 740 Schreiben in Briefkästen zum Mitmachen bei der städtischen Reinigungswoche aufgerufen. Doch seien sie dabei ganz unter sich geblieben.

In der Sitzung im Kulturhaus Käfertal verteilte Khalil Einladungen für Dienstag, mit der Bitte um Anmeldung. Man kann fleischhaltig oder vegetarisch ankreuzen. Ein Mann in der ersten Reihe schob die Zettel ungelesen weiter. Später sprach er ins Mikrofon: „Teile des Islam sind nicht friedvoll.“ Daher hätten „als christliche Kultur“ gerade Ältere ein Problem mit der Moschee. Das wollte Bürgermeister Thorsten Riehle als Sitzungsleiter so nicht stehenlassen. Jede Religion habe wechselvolle Zeiten hinter sich, Missbrauch gebe es in allen Bereichen.

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Rolf Stockert, einer der Initiatoren einer Unterschriftensammlung gegen das Projekt und für einen neuen Supermarkt, kritisierte die Stadtspitze dafür, sich über die Meinung der 400 bis 450 Unterzeichner einfach hinwegzusetzen. Sie lehnten die Moschee nicht generell ab, aber ganz klar an jenem Standort. Von den Bezirksbeiräten sagte der CDU-Kreisvorsitzende Christian Hötting, seine Sicherheitsbedenken seien zu 90 Prozent ausgeräumt. Doch ein komisches Gefühl bleibe. Die Verfassungsschutzpräsidentin schreibe, die Räume der großen arabischen Gemeinde seien auch „eine attraktive Anlaufstelle für ein konservativ bis reaktionäres Spektrum der regionalen muslimischen Community“.

Riehle: Bisherige Antworten der Verwaltung unbefriedigend

Der städtische Integrationsbeauftragte Preißler wies im Bezirksbeirat darauf hin, dass sich Mannheim verändere. Fast die Hälfte der Menschen habe einen Migrationshintergrund. Bei den christlichen Kirchen, die heute großteils recht leer seien, hätten die Gläubigen noch drumherum gewohnt. Die vielen neuen religiösen Vereine bräuchten nun eher jeweils eine zentrale Anlaufstelle.

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Noch geklärt werden soll etwa, ob für Freitagsgebete auch externer Parkraum genutzt werden kann. Zur Nahversorgung schlug Bezirksbeirat Andreas Mayer vor, die Unterführung zum Marktkauf im Wohlgelegen für Radfahrer und barrierefrei auszubauen. Stadtplanerin Helga Dieringer sagte zu, diese Anregung wie andere mitzunehmen. Dabei hätten jedoch mehrere Stellen mitzureden. Riehle kritisierte, bisher seien die Antworten der Verwaltung auf offene Fragen unbefriedigend. Laut Linse und Specht laufen indes auf mehreren Ebenen Gespräche.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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