Mannheim. Hitzig und emotional, aber friedlich ist am Donnerstagabend in der Philippuskirche in Käfertal diskutiert worden. Mehr als 200 Menschen sind der Einladung von Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) gefolgt, um einen offen Dialog über die umstrittenen Pläne für ein islamisches Gemeindezentrum, das auch eine Moschee beinhalten soll, zu führen. Dabei sollte sich der Bauherr vom Islamischen Arbeiterverein den Anwohnerinnen und Anwohnern vorstellen, diese wiederum sollten die Möglichkeit bekommen, ihre Befürchtungen loszuwerden.
„Ich lehne die Moschee weder ab, noch werde ich sie fördern“, sagt Specht selbst zu Beginn der Veranstaltung. Er möchte den Konflikt konstruktiv und kritisch begleiten und die Ängste und Sorgen der Anwohnenden ernstnehmen. Es geht um Sicherheitsbedenken, aber auch um die Verkehrs- und Parksituation in der Neustadter Straße sowie das Nahversorgungsangebot in Käfertal-Süd. „Es ist wichtig, dass wir miteinander und nicht übereinander reden“, erklärt Specht.
Vorneweg: Eine Lösung für den Konflikt wird nicht gefunden. Das ist auch nicht zu erwarten gewesen. Doch zumindest Sicherheitsbedenken kann der Oberbürgermeister wohl etwas aus dem Weg räumen. Wegen eines salafistischen Imams, der bis 2017 in Mannheim tätig war, stand der Verein bisher unter Beobachtung. Specht berichtet nun aus einem Schreiben der Verfassungsschutzpräsidentin Beate Bube. Darin steht, dass seit 2017 keine salafistisch ausgerichteten Veranstaltungen des Vereins mehr festgestellt worden seien. Darüber hinaus lägen aktuell keine weiteren verfassungsschutzrelevanten Erkenntnisse vor.
Verfassungsschutzpräsidentin Bube: „Glaubhafte Distanzierung von extremistischem Gedankengut“
Bube schreibt weiter: „Der Vorstand des Vereins hat sich glaubhaft von extremistischem Gedankengut distanziert.“ Insbesondere dieser Umstand spielt bei der Bewertung eine Rolle. Specht ergänzt nach der Veranstaltung im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ich habe selbst mit dem Innenminister gesprochen, der hinter diesem Schreiben steht. Er hat gesagt, dass keine Gefahr mehr von diesem Verein ausgeht.“
Auch Vereinssprecher Khalil Khalil distanziert sich noch mal deutlich von extremistischem Gedankengut. „Wir sind keine Salafisten“, sagt er. „Sollten hier welche sein, dann können sie den Raum verlassen“, schiebt er entschlossen hinterher. Khalil verweist darauf, dass der Verein die Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt unterschrieben habe.
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Auch erklärt Khalil auf Nachfrage aus dem Publikum, wie der Verein möglichen extremistischen Strömungen entgegenwirkt: „Wir handeln präventiv und wollen nicht erst reagieren, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.“ So werde eng mit Sicherheitsbehörden zusammengearbeitet. Der Verein beobachte die eigene Entwicklung genau. Khalil betont noch mal: „Salafisten haben bei uns Hausverbot. Das wird bei uns nicht praktiziert.“
Neben den Sicherheitsbedenken beschäftigt die Anwohner vor allem das fehlende Nahversorgungsangebot. Vielen geht es nicht darum, das Gemeindezentrum, das in einem ehemaligen Netto-Supermarkt entstehen soll, zu verhindern. Sie halten aber den Standort für falsch. Khalil entgegnet, dass es eine Option sei, einen Laden in das Gemeindezentrum zu integrieren. Dann aber müsste der Verein den Mietern, die im Obergeschoss des Gebäudes wohnen, kündigen. Ob das der richtige Weg sei, fragt Khalil. Eigentlich habe man das nicht vor. Er sagt aber auch: „Wenn die Mieter einverstanden sind, sind wir offen dafür.“
Sorgen um Verkehrs- und Parksituation
Specht sieht hier den größten Handlungsbedarf. Er spricht zwar das auf dem Chisinauer Platz entstehende Nahversorgungszentrum und das Zentrenkonzept der Stadt an. Doch er betont: „Es kann sein, dass wir für alte Menschen und die, die es gewohnt waren, im Netto einzukaufen, nach einer Lösung suchen müssen, ohne dass wir das Zentrenkonzept über den Haufen werfen.“
Auch um die Verkehrs- und Parksituation machen sich einige Anwohnende Gedanken. Khalil verweist in dem Zusammenhang darauf, dass es zwar bei den Freitagsgebeten zu einem hohen Andrang kommen werde. Ansonsten sei aber nicht mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen rund um das geplante Gemeindezentrum zu rechnen.
Neben der lebhaften Diskussion gibt es an diesem Abend auch ein Angebot eines Anwohners: Friedrich Naumer, der schon mit einer Unterschriftenaktion und einem Bürgertreff gegen die Moschee-Pläne mobil gemacht hat, bietet an, das Objekt zu kaufen und gemeinsam nach einem neuen Standort zu suchen. „Das Angebot kann ich nur mitnehmen und mit dem Vorstand besprechen. Mal schauen, ob wir in Gespräche kommen“, zeigt sich Khalil dafür offen.
Die Fronten bleiben dennoch verhärtet. Beide Parteien haben sich aber zumindest angenähert. Viele Zuschauer betonen, dass ein Dialog dafür wichtig sei. Das sieht auch Specht so. „Es war nicht die Absicht, alle von irgendetwas zu überzeugen, sondern sich aufeinander zuzubewegen und offene Fragen anzusprechen“, sagt er und geht davon aus, dass der Dialog fortgesetzt wird.
Das hat auch der Islamische Arbeiterverein vor. Dieser lädt im Omar Al-Faruq Center in der Neckarstadt zu einem Mittagessen am 17. Februar ein: „Ich hoffe, dass die Nachbarschaft erscheint, damit wir uns weiter kennenlernen und gemeinsam nach einer Lösung suchen können“, sagt Khalil.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Specht muss Menschen von der Moschee überzeugen