Erkennen Sie Mannheim?

Als die Käfertaler Straße in Mannheim fast autofrei war

In die Käfertaler Straße entührt die aktuelle Folge unserer historischen Rätselserie "Erkennen Sie Mannheim?". Heute stehen dort massenhaft Autos herum oder fahren durch. Das war nicht immer so

Von 
Bertram Bähr
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Auf der historischen Aufnahme, die ungefähr im Jahr 1930 entstanden ist, sieht man rechts im Hintergrund ein Gebäude des Klinikums. © Marchivum

In aller Ruhe überquert eine junge Frau die breite, gepflasterte Straße. Wenige Meter von ihr entfernt, an einer Hausecke, plaudert gerade eine Radfahrerin mit einer Fußgängerin. Ansonsten wirkt die Szene wie ausgestorben. Autos? Fehlanzeige. Aber das ist nicht ungewöhnlich – denn die historische Aufnahme aus den Beständen des Marchivums entstand um das Jahr 1930. Und damals waren motorisierte Fortbewegungsmittel noch eher die Ausnahme.

Die Käfertaler Straße 95 heute: An Autos herrscht kein Mangel. © Christoph Blüthner

Ganz anders sieht das heute aus. An dieser Stelle in der Neckarstadt-Ost brummt der Verkehr – und das fast rund um die Uhr. Denn das Haus links liegt an der Käfertaler Straße, an der Ecke zur Friedrich-Ebert-Straße (B 38). Und damit an einer der Haupteinfallstraßen nach Mannheim. „Die Käfertaler Straße hat heute viel Durchgangsverkehr“, stellt denn auch Werner Hübner fest. Die in der Folge 206 von „Erkennen Sie Mannheim?“ gesuchte Stelle hat er auf Anhieb erkannt – wie fast alle anderen Einsenderinnen und Einsender. Gut zu erkennen sei der Ort auch an dem gegenüberliegenden Gebäude (im Hintergrund rechts), „an dem markanten Zaun und dem alten Kamin der Wäscherei des Klinikums“, schreibt Karlheinrich Trumpp.

Die Gewinner

  • Mannheimer Morgen und Marchivum arbeiten bei „Erkennen Sie Mannheim?“ Hand in Hand.
  • Unter den richtigen Einsendungen werden kleine Geschenke aus dem Bestand des Marchivum verlost.
  • Als Gewinner der Folge 206 sind gezogen worden: Erika Luge, Bernd Röchner und Erhard Trabold.
  • Folge 207 unserer Rätsel-Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ erscheint am Mittwoch, 2. August.
  • Die Auflösung zu Folge 207 erscheint am Donnerstag, 10. August.
  • Alle Serienteile unter www.mannheimer-morgen.de/erkennen-sie-mannheim

Die meisten von ihnen verweisen außerdem auf die Verschaffeltstraße, die von links in der Käfertaler Straße einmündet. Und an deren Ecke sich die Gaststätte „Zur Heinrichsbrücke“ befand, wie Bernd Röchner feststellt. Gegenüber von diesem Lokal, berichtet Erhard Trabold, „war 1961/62 ein Kinderarzt tätig“. Trabolds Frau ist nicht weit entfernt, in der Käfertaler Straße 53, aufgewachsen. Der Kinderarzt war ihr Kinderarzt – und der ihrer Schwester. Die habe als Eineinhalbjährige immer geweint – deshalb sei man zum Arzt gegangen. Die „Diagnose“ des Mediziners kam prompt – mitsamt der „Therapie“: „Gib dem Kind seinen ,Dudu’ wieder“, empfahl er der großen Schwester, die der Meinung war, das Kleinkind brauche keinen „Dudu“ mehr. Dann eben doch. „Und schon war Ruhe.“

Zum Zeitpunkt der historischen Aufnahme kann man beim Haus Käfertaler Straße 95 fast von einem Neubau sprechen, denn es wurde 1925 errichtet, teilt Reinhard Siegel mit. Das sei auch an einer Steinmetzarbeit über dem Eingang abzulesen, verziert mit einem aufrechten Doppelhaken, der Mannheimer Wolfsangel, ergänzt Karlheinrich Trumpp, und fügt hinzu: „In diesem Wohnblock hatte unser früherer Elektromeister Fritz sein Büro, der früher unsere E-Durchlauferhitzer und Boiler einmal im Jahr gewartet hat.“

Reges Geschäftsleben

An das rege Geschäftsleben im Viertel dachte auch Reinhard Siegel, als er das historische Foto sah: „Als junges Ehepaar wohnten wir, in den 1970er Jahren, zehn Jahre in derselben Straße, nur zehn Häuser weiter, aber auf derselben Seite, in Nummer 85. Zu dieser Zeit gab es noch fußläufig Kolonialwarenhändler, Bäcker und Konditoren, Radio- und Fernsehgeschäfte, Metzgereien und Haarschneider, also Einzelhändler. Alles konnten wir zu Fuß erreichen, wir hatten kein Auto, nicht einmal ein Fahrrad“, blickt er zurück. Mit der Straßenbahn sei er „anfangs noch zu T&N, dann aber zu BBC gefahren – und zehn Jahre lang an diesem Haus vorbeigekommen, das der Stadt Mannheim gehörte.“ Reinhard Siegel denkt denn auch gerne zurück: „Schää war’s!“

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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