Mannheim. Es ist ein Privileg der Jugend, mal nassforsch vorpreschen zu können. Man sieht ihnen das eher nach als vermeintlichen alten Eseln. Mit seinen 26 Jahren geht Lennart Christ indes kaum mehr als Frischling durch. Nicht mal in der Politik, weil er schon für den Landtag kandidiert hat und nun zum zweiten Mal in den Gemeinderat will. Umso mehr stößt bei der Konkurrenz auf Empörung, dass an einigen Stellen in der Stadt bereits Plakate von dem Christdemokraten zu sehen sind. Eigentlich darf Wahlwerbung erst ab diesem Wochenende aufgehängt werden.
Auf Anfrage kann Christ jedoch jegliche Schuld von sich weisen. Sein Konterfei sei lediglich auf Plakaten an den sogenannten Stimmgabeln, das habe die städtische Tochter Event und Promotion verbockt. Die habe sich beim ihm bereits dafür entschuldigt, berichtet Christ.
Unangenehm sei ihm die Panne dennoch, sagt der 26-Jährige. „Manche Leute denken jetzt: Der hat den Kalender nicht richtig im Kopf.“
Denn klassische Werbung für die Kommunalwahl am 9. Juni - also wie bei Christ mit Foto, Name und Partei sowie seinem Listenplatz 4 - ist erst sechs Wochen vorher zulässig. Also ab diesem Sonntag. Daher werden am Samstag kurz vor Mitternacht wieder allerlei Menschen mit Werkzeugen und Leitern durch die Stadt ziehen, die keine Einbrecher sind. Für sie geht es darum, sich möglichst schnell die besten Plätze zu sichern. Seine Plakate selbst aufzuhängen, das ist auch deutlich günstiger, als Event und Promotion damit für die Stimmgabeln zu beauftragen.
Zwei Ausnahmen von klassischer Wahlwerbung sind immer erlaubt
Nun mag der eine oder die andere einwenden, es hingen doch schon seit Monaten überall in der Stadt immer wieder irgendwelche Wahlplakate. Inhaltlich mag das stimmen, formal aber nicht. Denn die Parteien nutzen hier zwei Ausnahmeregeln von der Sechs-Wochen-Frist. Für bestimmte Zeiträume sind Hinweise auf Veranstaltungen ebenso erlaubt wie inhaltliche Botschaften.
Allerdings werden die Grenzen da von einigen Protagonisten traditionell gern weit gedehnt. So könnten die guten Weihnachtswünsche, die im Dezember hingen, allenfalls in einem streng muslimischen Land als politische Aussage durchgehen.
Spannend wird, ob die Parteien Mannheim diesmal wieder in so einen Plakatdschungel verwandeln wie 2019. Damals ärgerten sich viele Menschen sehr darüber, die Verantwortlichen gelobten selbstkritisch Besserung. Bei der Oberbürgermeister-Wahl im vergangenen Sommer hat das allerdings zeitweise bei manchem nur mittelgut geklappt.
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