Gemeinderat

Warum ein zweiter verkaufsoffener Sonntag in Mannheim gescheitert ist

Nach drei verkaufsoffenen Sonntagen 2023 bei der Buga wird es dieses Jahr in der Mannheimer Innenstadt definitiv nur einen geben. Das hat am Dienstagnachmittag der Gemeinderat beschlossen. Was der Handel sagt

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Steffen Mack
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Es ist voll in der Mannheimer Innenstadt beim verkaufsoffenen Sonntag. © Michael Ruffler

Mannheim. Am Ende ist es knapper als von vielen erwartet. Wobei sich mancher schon gedacht hat, dass es auf jede Stimme ankommen könnte. So handelt sich Grünen-Stadtrat Matthias Pitz, der am Dienstagnachmittag im Mannheimer Gemeinderat in eher gemächlichem Tempo zu seinem Sitz schreitet, ein lautes „Hey!“ vom Sozialdemokraten Stefan Höß ein. Und Holger Schmid, Fraktionschef der Mannheimer Liste (ML), fragt kaum aus Höflichkeit spöttisch, ob man nicht warten wolle, bis die SPD wieder wie zu Sitzungsbeginn vollzählig sei.

Die grünen Pluszeichen zeigen, wer im Gemeinderat für einen zweiten verkaufsoffenen Sonntag gestimmt hat. Minus bedeutet Ablehnung, blau markiert sind Abwesende. © Steffen Mack

Seine Grünen-Kollegin Stefanie Heß entgegnet kühl, niemand sei zum Abstimmen gezwungen. Je zwei Plätze sind bei SPD, Grünen und CDU leer, bei den beiden Letzteren primär aus terminlichen Gründen.

Dann lehnt die rot-grün-rote Mehrheit mit 23 zu 20 Stimmen einen zweiten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr ab. Einstimmig beschlossen wird dagegen der traditionelle Termin am 6. Oktober, der erste hätte am 16. Juni sein sollen.

Handel enttäuscht vom Ausgang der Abstimmung zum verkaufsoffenen Sonntag

Ralf Heller und Lutz Pauels haben das Spektakel auf der Stadthausempore verfolgt. Der DGB-Chef zeigt sich im Hinblick auf die Beschäftigten sehr erfreut, der Einzelhandelsvertreter sagt: „Wir sind sehr enttäuscht.“ Der Gemeinderat habe eine große Chance verpasst, so Pauels. Das sei ein „absoluter Rückschlag“ für das Konzept der lebendigen Innenstadt. Für den 16. Juni, der sich um die Musikstadt Mannheim drehen sollte, hätten sie zahlreiche Aktionen und Auftritte geplant.

Könnte man die nicht einfach auf den Samstag verlegen? Nein, meint Pauels. Für Besucher aus dem Umland, besonders für Familien, sei ein Sonntag weitaus attraktiver.

Heller findet indes, man dürfe die Probleme des Handels nicht an einem Sonntag festmachen. Da sei in einigen Bereichen Kreativität gefragt. Er habe auch nicht verstanden, wie manche Geschäftsleute vergangenes Jahr nur wegen einiger weggefallener Parkplätze gewettert hätten.

So stehen die Fraktionen zum verkaufsoffenen Sonntag

Die scharfen Attacken einiger Einzelhändler gegen den Verkehrsversuch dürften auch dazu beigetragen haben, dass sich im linken Lager nun so massiver Widerstand formierte. Zumal der Handel dieses Jahr sogar wie 2023 drei verkaufsoffene Sonntage wollte, was eine einmalige Ausnahme zur Buga war. Nach dem Planken-Umbau 2019 gab es zwei, sonst stets nur einen im Oktober in der City und einen weiteren in Stadtteilen wie Feudenheim.

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Oberbürgermeister Christian Specht wären drei Termine in der Innenstadt ebenfalls zu viel, wie er sagte. Zwei dagegen nannte er erneut vergeblich einen guten Kompromiss. Dabei gehe es ja nicht nur ums Einkaufen, sondern um ein besonderes Erlebniswochenende auch im Wettbewerb mit anderen Städten.

Verbal unterstützt wurde der Christdemokrat in der Debatte von den Fraktionsvorsitzenden Claudius Kranz (CDU), Schmid (ML), Birgit Reinemund (FDP), Jörg Finkler (AfD) sowie von Stadtrat Wolfgang Taubert (Mittelstand für Mannheim).

Pauels: Konzentrieren uns jetzt auf zwei Termine im nächsten Jahr

Dagegen argumentierten die Fraktionsvorsitzenden Heß (Grüne), Reinhold Götz (SPD) und Dennis Ulas (LI.PAR.TIE), die Innenstadt lasse sich auf vielfältige Weise attraktiver machen. Kritisiert wurde auch erneut die Kommunikation der Stadtspitze. Vor allem, dass die Gewerkschaften nicht einbezogen wurden. Anders als von Specht dargestellt sei auch der Betriebsrat von Galeria Kaufhof wegen Personalnöten strikt gegen einen zweiten Termin.

Nun sind nach der Kommunalwahl am 9. Juni ja andere Mehrheitsverhältnisse denkbar. Theoretisch könnte dann erneut jemand einen zweiten verkaufsoffenen Sonntag beantragen. Doch darauf angesprochen, winkt Pauels ab. Der Handel brauche ja auch immer langen Vorlauf. „Wir konzentrieren uns jetzt auf zwei Termine im nächsten Jahr.“

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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