Mannheim. „Seine Aura fehlt“, bedauert Christiane Berger-Kühn, Vizepräsidentin des Mannheimer Reiter-Vereins, „seine herzliche Art, seine immer gute Laune“. Denn Peter Hofmann, seit 1982 Präsident des Reiter-Vereins und damit Turnierchef, ist nicht da, zumindest nicht persönlich im MVV-Reitstadion. Ausgerechnet in seinem 40. Jahr als Turnierchef, in dem Mannheim obendrein in der Reiterwelt gewaltig aufgewertet wurde und erstmals beim Maimarkt den Nationenpreis ausrichten darf, fehlt Hofmann – wegen Corona-Quarantäne bekommt er alles nur von zu Hause per Handy mit.
„Wir haben natürlich quasi eine Standleitung“, sagt Berger-Kühn lachend. Seit 1980 hilft sie beim Maimarkt-Turnier, seit 1999 ist sie Vizepräsidentin. Eigentlich verantwortet sie den Dressur-Teil des Turniers, nun muss sie auch beim Springen präsent sein, mit Hofmanns Sohn Paul Hofmann den Verein repräsentieren, Siegerehrungen vornehmen. Mit Peter Hofmann gibt es ständigen Telefonkontakt, und der wiederum ist sehr dankbar, dass er ein bewährtes, ehrenamtliches Team hat, das alles Aufgaben „hervorragend meistert“, wie er sehr dankbar sagt, während er nur per Bildschirm und Telefon mitfiebern kann.
„Die meisten Leute sind ja schon so lange dabei, dass sie wissen, in welche Richtung es gehen muss“, sagt Christiane Berger-Kühn. Mit am Längsten dabei, nämlich seit 1982, ist Jutta Schmid, früher in der Firma Berrang die Assistentin von Hofmann, inzwischen aber im Ruhestand. „Ich habe noch Startlisten mit der mechanischen Schreibmaschine getippt – mit drei Durchschlägen“, erinnert sie sich. Nun ist sie der ruhende Pol und erfahrene wie beliebte Problemlöserin im Turnierbüro, die alles weiß und jeden kennt.
Neben ihr sitzt nun Alessandra Hauck, in der Firma Jutta Schmids Nachfolgerin im Büro von Peter Hofmann und nun auch im Turnierbüro eine wichtige Stütze. Die 28-Jährige reitet seit ihrem fünften Lebensjahr und hat nach einer kaufmännischen Ausbildung an der Hochschule Ludwigshafen Betriebswirtschaft studiert. Eigentlich suchte sie eine Firma, um ihre Bachelorarbeit zu schreiben – daraus wurde eine Festanstellung in der Firma Berrang und nebenbei ein Engagement an der Seite von Peter Hofmann.
„Stressig und anstrengend“ sei das, „aber es macht viel Spaß“, betont sie: „Das ist wie die Erfüllung eines kleinen Mädchentraums, hier jetzt mit all den bekannten, erfolgreichen Reitern zusammenzusein“, strahlt sie glücklich, zumal „ein ganz tolles Team“ für das Turnier arbeite.
Dazu gehört seit Jahrzehnten Hermann Heidenreich. Der 84-jährige Wallstadter ist bekannt als „Stimme Mannheims“, war seit den 1970er Jahren bis vor ein paar Jahren Ansager und tritt manchmal immer noch ans Mikrofon. Ansonsten kümmert sich der Versicherungsfachmann um die Versicherungen, besorgt die Fahnen. „Dieses mal haben wir 26 Nationen, darunter erstmals Iran – so eine Fahne ist nicht einfach zu bekommen“, sagt er, doch durch jahrzehntelange Kontakte hat er da so seine Quellen. . . Zudem macht Heidenreich Gästebetreuung, Stall- und Parcoursführungen. „Ich habe nicht einmal gefehlt“, betont er, „es macht einfach Spaß, das Miteinander aller Helfer und der Reiter ist toll, einfach familiär“, so Heidenreich.
Aufsicht und Fahrdienst
Zu dieser „Familie“ zählt ebenso Heinz Orth. „Ich bin als Elfjähriger auf dem Maimarkt geritten, damals gab es noch Jugendturniere“, denkt er gerne zurück, „seither habe ich kein Turnier versäumt“. Inzwischen arbeitet der 69-Jährige aus Fußgönheim als Steward, sprich als eine Art Aufsicht vor und während des Turniers am Platz und in den Ställen, „damit niemand etwas verbotenes macht“, wie er die wichtige Aufgabe, auf die Einhaltung des Reglements zu achten, umschreibt. „Ich helfe gerne, solange ich gebraucht werde“, denn Peter Hofmann sei ein toller Turnier-Chef, „und das Turnier hat eine so tolle Atmosphäre, ein so tolles Team“, so Orth.
Fast genauso antwortet Christa Jung, seit knapp 40 Jahren Parcourschefin. Assistiert von ihrem Mann Karl-Georg entwirft sie den Parcours, also die – je nach Turnierart immer schwieriger werdende – Aufstellung der in Mannheim ja oft mit lokalpatriotischen Motiven versehenen Hindernisse für die Springreiter.
„Eine tolle Atmosphäre und ein Team, in dem das Arbeiten Spaß macht“, biete das Maimarkt-Turnier, so die pensionierte Lehrerin, die einen eigenen kleinen Reitstall hat. „Jeder weiß, was zu tun ist, es ist eine gute, eingespielte Mannschaft.“
Dazu zählt seit Jahrzehnten zudem Heinrich Krauth, pensionierter Leiter der Reiter- und Diensthundeführerstaffel der Mannheimer Polizei und Vorsitzender vom Reitclub Heidelberg-Grenzhof. Krauth leitet den Fahrservice, der mit gesponserten Fahrzeugen von Auto Gauch und der Torpedo Garage Kaiserslautern dafür sorgt, dass die Reiter vom Hotel zum Turnier und umgekehrt kommen. „Es macht Spaß, ich helfe gerne ehrenamtlich und finde, dieses Turnier ist jede Unterstützung wert – denn es ist doch einfach schön hier“, so Krauth, der 25 ehrenamtliche Fahrer aus den Reihen seines Vereins, von Volunteers oder der Studentenreitgruppe disponiert.
„Es macht einfach Spaß“ – das ist auch die Antwort, die einer der wohl bekanntesten Fahrer aus dem Team von Heinrich Krauth gibt: Eckhard („Ekki“) Seeber, von 1969 bis 2008 Fahrer und enger Vertrauter von Helmut Kohl. Schon seit 2010 ist der 83-Jährige beim Maimarkt-Reitturnier dabei, und er will dessen besondere Atmosphäre nicht missen. Peter Hofmann indes vermisst er.
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