Rheinau

Das AWO-Ballett tanzt auf dem Siedlerfest auf der Rheinau - und das Zelt jubelt

Zwei Tage lang wurde im kleinen Ortsteil Rheinau-Süd das traditionelle Siedlerfest gefeiert. Ein Höhepunkt der 30 Programmpunkte war der Auftritt des AWO-Balletts mit seiner umstrittenen "musikalischen Weltreise"

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Konstantin Groß
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Einer der Höhepunkte im Programm des zweitägigen Siedlerfestes Rheinau-Süd: die musikalische Weltreise des AWO-Balletts – mit Sombrero. © Konstantin Groß

Mannheim. Seit gut einer halben Stunde agieren die Damen im Alter zwischen 60 und 86 Jahren auf der Bühne: Das AWO-Ballett präsentiert seine inzwischen ja fast schon weltweit bekannte „musikalische Weltreise“, stets mit freundlichem Zwischenapplaus bedacht.

Doch als die Reisestation Mexiko an die Reihe kommt und die Akteure mit jenen Sombreros erscheinen, die auf der Buga nicht gestattet sind, da erst tobt das voll besetzte Zelt so richtig. Und zustimmendes Kopfschütteln ist zu beobachten, als die Leiterin Erika Schmaltz seufzt: „Und deshalb die ganze Aufregung!“

Auftritt des Awo-Ballets beim Siedlerfest in Rheinau voller Erfolg

Der Auftritt der in Rheinau beheimateten Truppe - er ist ohne Zweifel einer der Höhepunkte beim zweitägigen Fest der Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd auf dem Marktplatz. Deren Bilanz: „Begeistert!“, bekennt Siedlerchef Hans Held: „Es war ein wunderbarer Spirit“ - dank des für Oktober eigentlich nicht erwartbaren schönen Wetters, aber auch aufgrund professioneller Organisation und vielfältigen Programms.

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Zwei Tage wird der Marktplatz im Herzen des kleinen Ortsteils im Süden Mannheims zum Festplatz, erweitert durch zu diesem Zweck gesperrte Straßen und den Kirchenvorplatz. Dort herrscht quirliges Treiben an Essens- und Getränkeständen, bewirtschaftet von einem beachtlich großen Stab an Ehrenamtlichen, sowie Mitmachaktionen und Vorführungen; vor allem die Demonstration der Feuerwehr mit dem Modell eines kleinen brennenden Häuschens fesselt Groß und Klein.

28 Stunden Programm beim Siedlerfest auf der Rheinau

Und schließlich das Bühnenprogramm, gekonnt moderiert von Ex-„Sandhase“-Chef Wolfgang Göck: „Am Abend hat mir der Kopf gebrummt“, schmunzelt er angesichts von 28 Stunden Programm mit 30 Punkten, die er anzusagen hat. Die Akteure stammen vor allem aus dem Stadtteil selbst.

Und wenn etwa Schüler der Gerhart-Hauptmann-Schule aus Süd oder aus der Konrad-Duden-Schule von Kern-Rheinau auftreten, dann ist nicht nur die Bühne brechend voll, sondern auch das Zelt - mit Geschwistern, Eltern und Großeltern der kleinen Akteure. „Mein Enkelkind geht auf die Dudenschule“, berichtet etwa Heinrich Decker, Vorstandsmitglied der GdS Neckarau: „Bei diesem Auftritt will ich natürlich dabei sein.“

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Doch auch die reiferen Akteure erfreuen sich einer begeisterten Fangemeinde, vor allem das AWO-Ballett. Viele Besucher kommen am Samstagnachmittag eigens wegen ihm, wenn es seine „musikalische Weltreise“ unternimmt: „Wir präsentieren unser gesamtes Buga-Programm“, verspricht Erika Schmaltz, bevor es zu den Klängen von „Girls, Girls, Girls“ losgeht. Und in den Pausen, in denen die Damen ihre Kostüme wechseln, intoniert Michael Kussmann Evergreens aus früheren Jahrzehnten - bei dem Publikum kommt das einfach prima an.

Fleisch und Wein rasch ausverkauft beim Siedlerfest auf der Rheinau

Abends jedoch gehört das Zelt den Jüngeren. „Da kamen die um die 20-Jährigen und haben gefeiert“, freut sich Hans Held. So ist es am ersten Festtag halb drei, am zweiten dank Gringo Mayer zwei Uhr nachts, bis das Festzelt schließen kann - übrigens, ohne dass sich einer der Anlieger beschwert: „So etwas gibt es bei uns nicht“, schmunzelt Held.

Derart großer Andrang sorgt dafür, dass beispielsweise Fleisch und Wein rasch ausverkauft sind. Dafür, dass es zumindest ausreichend Gerstensaft gibt, sorgt der Festbieranstich zum Start am Samstagvormittag. Zu den Klängen der Musiker des Jazz Bungalow, von denen einige in der Siedlung wohnen, treibt Welde-Geschäftsführer Max Spielmann mit drei gekonnten Hammerschlägen den Zapfhahn in das Festbierfass. Jürgen Wetterauer, der stellvertretende Landesvorsitzende des Dachverbandes Wohneigentum Baden-Württemberg, gibt in Krügen das Freibier aus, für das sich schnell eine lange Schlange bildet.

Gottesdienst beim Siedlerfest mit aktuellem Bezug

Den Start des zweiten und letzten Festtages markiert der Ökumenische Gottesdienst. Trotz der frühen Uhrzeit am Sonntagmorgen ist das Festzelt zu diesem Anlass voll besetzt. „Danke, dass Gott mit dabei sein darf“, sagt Pfarrer Lorenz Seiser, für den es einer seiner letzten Auftritte in Rheinau-Süd ist, bevor er demnächst den Stadtteil verlässt.

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Unter Anspielung auf die Entstehung der Siedlung im damals noch fast menschenleeren Gebiet vor 90 Jahren steht der Gottesdienst unter dem Motto „Das gelobte Land“ - ein Motto, „das mir heute Morgen nur schwer über die Lippen kommt“, wie Seiser unter Hinweis auf den Krieg gegen Israel bekennt, das ja in der Bibel als „gelobtes Land“ bezeichnet wird. „Die Welt ist aus den Fugen“, seufzt der katholische Geistliche.

So hat der Titel des gesungenen Liedes „Wo Menschen sich vergessen“ angesichts der Weltlage Aktualität: „Wo Menschen den Hass überwinden und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.“

Umso wichtiger, vor Ort Gemeinschaft zu praktizieren, sagt Prädikant Randolf Troche von der evangelischen Martinskirche. In Rheinau-Süd wird zwei Tage erlebbar, wie sein Wunsch hier längst Realität ist.

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