Mannheim. Rainer Hohenberger sitzt in seinem Stuhl auf der Terrasse und betrachtet das Treiben auf den Wiesen und in den Becken. Seit 1995 führt er den Kiosk im Parkschwimmbad. Die am Wochenende eröffnete Saison ist also seine 29. Und doch eine besondere: Denn in dieser wird er seinen 80. Geburtstag feiern (was man ihm nicht ansieht). „Das Bad ist eben ein wahrer Jungbrunnen“, lacht er.
Für viele Rheinauer auch. Groß ist daher der Andrang beim traditionellen Saisoneröffnungsfest des Fördervereins. Die Stimmung ist super - nicht nur, weil endlich einmal gutes Wetter bei diesem Anlass herrscht, sondern auch auf Grund der politschen Rahmenbedingungen: Im Januar wurde bekannt, dass die Sanierung des Bades vom Bund als förderungswürdig anerkannt wird - mit 1,6 Millionen Euro Bundesmitteln.
Kommunaler Zuschuss angemahnt
„Eine tolle Sache“, bekennt Fördervereinschef Christoph Hambusch: „Darüber freuen wir uns sehr als Bestätigung unserer Arbeit.“ Aber er kündigt auch an: „Der Förderverein erlaubt sich schon, in der nächsten Zeit immer mal nachzufragen, ob hier alles nach Plan läuft.“ Das betrifft vor allem den notwendigen kommunalen Beitrag von 600 000 Euro. Doch da zeigt er sich zuversichtlich: „Es haben sich ja lokale Politikgrößen über Social Media positiv dazu geäußert“, formuliert er spitz.
Im Rahmen der Sanierung sollen die Rutsche im Nichtschwimmerbecken und das Kinderplanschbecken sowie die Sprunganlage erneuert werden: „Es handelt sich um Maßnahmen, die der Förderverein seit vielen Jahren anmahnt.“
Neuestes Projekt: eine Slackline
Aber auch der Verein ist aktiv und wird eine Slackline installieren. „Wir glauben, dass das eine ganz tolle Sache für Jugendliche ist“, sagt Hambusch. Die Kosten sollen sich Verein und Stadt teilen. Und er verspricht für den Tag der Einweihung: „Ich werde mich auf die Slackline begeben und sehen, ob ich rüberkomme.“
Auch ein Dauerbrenner soll angegangen werden: „Leider ist die Boulebahn, und das sehen wir in jeder Saison, kein guter Erfolg.“ So soll sie zurückgebaut oder anders genutzt werden. Im Gespräch sind kleine Häuschen für Kindergeburtstage. Pünktlich zum Saisonstart erhielt auch das Maskottchen des Bades seinen Namen: Er lautet Rainerle.
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Verein lädt zum Taufgottesdienst
Auch sonst hat der Verein viel vor. Am 18. Juni lädt er zusammen mit der Evangelischen Kirche Rheinau, Seckenheim und Friedrichsfeld zu einem Taufgottesdienst ein: „Wir sind uns sicher, dass das ein wirklich unvergessliches Erlebnis für die Kinder wird.“ Beim Schlüsselfest im September soll ein neuer Anlauf zum Open Air Kino gemacht werden, das im letzten Herbst ins Wasser fiel.
All diese Arbeit des Fördervereins würdigt als offizieller Vertreter der Stadt Mannheim deren Erster Bürgermeister Christian Specht. „Das ist ein Who is who Rheinaus“, freut er sich mit Blick auf die Gästeliste: „Doch das macht den Erfolg dieses Vereins aus, dass die Rheinau hinter diesem Bad steht, in guten wie in ganz schlechten Zeiten.“ Und er fügt hinzu: „Das ist nicht alltäglich in unseren Stadtteilen. Das macht den gewissen ,Rheinauer Geist’ hier aus.“
Das Rheinauer Bad hat eine "wichtige soziale Funktion"
Doch auch die Stadt habe ihren Beitrag geleistet, erinnert der Stadtkämmerer: „Eine Investition, die Gold wert war, war, als wir entschieden haben, dass wir das Freibad an die Fernwärme anschließen“, betont Specht: „Und deshalb muss hier auch keine Absenkung der Temperatur stattfinden.“ Das ist nicht überall so: „Das Gas macht uns in anderen Bädern momentan Probleme.“
„Das Bad hat eine wichtige soziale Funktion“, unterstreicht Specht: „Viele können nicht verreisen, und deswegen ist es auch gerade in der Ferienzeit ein wichtiger Anlaufpunkt für Menschen - und insofern ein zentraler Treffpunkt im Sinne des Zusammenhalts im Stadtteil.“
Specht streicht auch die ökologische Bedeutung des Bades heraus: „Wir reden ja ganz viel über Grün in den Städten, mehr Bäume, ein bisschen mehr Natur“, erinnert er: „Hier haben wir ein Kleinod für die Rheinau. Hier haben wir - der Name sagt es ja schon - eine Parkanlage. Das ist mehr als eine Sportstätte.“
Ja zu Zuschuss und Bestand
Den kommunalen Anteil zur Sanierung in Höhe von 600 000 Euro sagt Specht zu: „Da gibt es keine Frage“, formuliert er und versichert: „Unseren Anteil als Stadt, die 600 000, werden wir ganz sicher bis 2027 bereitstellen“, kündigt der Kämmerer an, „damit Rheinau hiervon profitieren kann und dieses Parkschwimmbad weiterhin zu einem Aushängeschild dieses Stadtteils und unserer ganzen Stadt wird. Insofern kann ich Ihnen dies schon mal versprechen.“
Und Specht setzt noch eins drauf: „Ich kann mir nicht vorstellen - und ich glaube, ich rede damit im Namen auch aller Fraktionen - dass wir je über eine Schließung dieses Bades, zumindest so lange ich politische Verantwortung trage, auch nur reden werden.“ Stürmischer Beifall für dies Bestandsgarantie bei einem Verein, der sich einst im Kampf gegen die Schließung gegründet hat.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Finanzierung Bundeszuschuss für Parkschwimmbad Rheinau ist bemerkenswert