Bürgerdienst

Menschen in Mannheim-Käfertal bekommen ihr Rathaus zurück

Im wachsenden Stadtteil Mannheim-Käfertal gab es über zweieinhalb Jahren keinen Bürgerdienst. Denn: Die Generalsanierung des historischen Verwaltungsgebäudes zog sich viel länger hin als geplant

Von 
Peter W. Ragge
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Komplett saniert einschließlich Glockentürmchen: Das Rathaus Käfertal wird am Samstag offiziell wieder der Öffentlichkeit übergeben. © Michael Ruffler

Ab 11 Uhr öffnen sich die Türen: Am Samstag, 13. Mai dürfen die Käfertaler bei einer kleinen Feier wieder von ihrem Rathaus Besitz nehmen und es besichtigen. Seit März 2020 war das historische Verwaltungsgebäude geschlossen. Die Generalsanierung, die sich viel länger hinzog und teurer wurde als geplant, ist zugleich das letzte Projekt der seit 2011 laufenden Ortskernsanierung, der im Rathaus eine kleine Ausstellung gewidmet wird.

Ortskern umgestaltet

Mannheimer Straße, Wormser Straße und Kulturhaus sowie Stempelpark sind saniert, anstelle der dunklen Unterführung eine ebenerdige Querung über die B 38 gebaut, der Kindergartens von der Mannheimer Straße in die Ladenburger Straße verlagert und so Platz geschaffen für einen Rewe-Markt mit Wohnungen in den Obergeschossen, damit Kaufkraft im Ort bleibt -- all das ist nach langer Diskussion und Planung seit zwölf Jahren im alten Käfertaler Ortskern passiert. 13,9 Millionen Euro sind dafür allein an öffentlichen Geldern geflossen, darunter Städtebaufördermittel in Höhe von rund 6,75 Millionen Euro vom Land, der Rest von der Stadt.

Mehrfache Verschiebung

1,4 Millionen Euro davon waren mal für das Rathaus veranschlagt - doch nun wurden es 1,8 Millionen Euro, wovon das Land aus dem Programm „Lebendige Zentren“ (LZP) die Hälfte trägt. Aber schließlich war seit den 1950er Jahren in dem 1818/19 nach den Plänen des Mannheimer Architekten Jacob Friedrich Dyckerhoff im klassizistischen Stil erbauten Rathaus, das den Rang eines Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung hat, nichts mehr gemacht worden.

Auftakt zu der Ende Januar 2020 genehmigten Sanierung war bereits im Sommer 2020. Von der „nutzungsfertigen Übergabe Ende 3. Quartal 2022“, welche das Baudezernat zunächst angekündigt hatte, konnte aber keine Rede sein. Auch der mal angekündigte Einweihungstermin im Oktober 2022 verstrich. Letztlich hatte der über 30 000 Einwohner zählende Stadtbezirk, zu dem das stark wachsende Neubaugebiet Franklin mit vielen Zuzügen gehört, mehr als zweieinhalb Jahre lang keinen Bürgerdienst und die Menschen mussten auf die Vogelstang, nach Feudenheim, Wallstadt oder auf den Waldhof ausweichen.

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Eine Sprecherin des Baudezernats erklärt die mehrfache Verschiebung der Eröffnung nun mit „bauzeitverzögernden Einflussfaktoren in Folge der Pandemie“. Tatsächlich gab es nicht nur Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien. Teilweise haben sich bei Ausschreibungen auch einfach keine Firmen gemeldet, welche die Aufträge übernehmen wollen. Zudem hätten sich „während der Ausführungsphase durch Bauteilöffnungen neue Erkenntnisse aus der vorhandenen Bausubstanz ergeben, die zusätzliche Arbeiten erforderlich machten“, so die Sprecherin. Daher steckt einmal, dass die Innenwanddämmung nicht, wie geplant, auf dem vorhandenen Putz aufgebracht werden konnte. Das stellten die Arbeiter aber erst fest, als die alten Glasfasertapeten entfernt waren.

Als weiteres Problemfeld erwies sich die Uhr: Nachdem das Gerüst für die Dachdeckerarbeiten stand, sahen die Experten, dass die Schieferdeckung des Uhrturms aufgrund der sehr schlechten Substanz komplett erneuert werden muss. Daher wurden auch gleich die Turmspitze und die Ziffernblätter der Uhr abgenommen und restauriert, zudem alte Zinkbleche im Turmbereich, Rinnen und Fallrohre durch Kupferelemente ersetzt.

Neue Infotheke

Nun ist das komplette Gebäude saniert, frisch gedämmt und die Haustechnik erneuert, ferner alle Servicebereiche und der Trausaal neu gestaltet. Wichtig war der Stadt ferner, dass das Rathaus barrierefrei zugänglich ist. Dazu wurden eine barrierefreie Toilette und ein neuer Eingang mit einem Fahrstuhl auf der östlichen Gebäudeseite geschaffen - anstelle eines früher an Vereine, zuletzt die SPD, vermieteten Raumes.

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Auch für die Geschichtswerkstatt, die früher im Rathaus ausgewählte Exponate zur Ortsgeschichte präsentiert hat, ist kein Platz mehr. Die Sprecherin begründet dies damit, dass sich die Anordnung der Räume generell geändert habe. Im Erdgeschoss befinden sich der Trausaal, ein Besprechungsraum etwa für den Bezirksbeirat, die Teeküche und Nebenräume, der eigentliche Bürgerdienst mit Warteraum ist im Obergeschoss untergebracht.

Neu sind ein Kassenautomat sowie - erstmals in dieser Form in einem Vorort-Bürgerdienst - eine Infotheke, wo kurze Fragen beantwortet sowie neue Ausweise oder Pässe ausgegeben und Termine vereinbart werden können. Mit Blick auf den Bevölkerungszuwachs durch die beiden zu Käfertal zählenden, schnell wachsenden Neubaugebiete Franklin und Spinelli-Nord gibt es nun auch fünf Arbeitsplätze für den Bürgerdienst.

Redaktion Chefreporter

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