Kauffmannmühle

Fast alle Evakuierten nach dem Brand im Jungbusch zu Hause

Noch zwei Häuser nahe der abgebrannten Kauffmannmühle sind gesperrt. Ihre evakuierten Bewohner können noch nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Abrissarbeiten könnten noch eine Weile dauern

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Valerie Gerards
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Die Überreste des abgebrannten Gebäudes auf dem Areal der Kauffmannmühle am Montag, drei Tage nach dem Brand. © Valerie Gerards

Mannheim. Ganz kurz bescheint die Sonne die Brandruine auf dem Areal der Kauffmannmühle im Mannheimer Jungbusch und zeigt deutlich, wo der Brand am stärksten gewütet hat: Im östlichen Teil des Gebäudes, zwischen den beiden Treppenaufgängen, war die Hitzeentwicklung am größten - hier sind die einzelnen Etagen eingestürzt. Nur noch die Außenmauern und Stahlträger sind übrig. Im westlichen Teil hängen hingegen noch verkohlte Balken zwischen den Mauern. An der Fassade in der Hafenstraße steht sogar noch völlig unversehrt das vorher errichtete Baugerüst, nicht einmal Netz und Werbebanner sind geschmolzen. Rückschlüsse darauf, wo das Feuer ausgebrochen ist, lassen sich aber nicht ziehen, betont Branddirektor Thomas Näther. Die Ermittlungen zu Brandursache sind Aufgabe der Kriminalpolizei.

Auch am Montagmittag waren Straßen rund um das Areal der Kauffmannmühle in Mannheim noch angesperrt. © Valerie Gerards

„Wir entwickeln uns aus einer Feuer- und polizeilichen Lage in eine Baurechtslage“, sagt Erster Bürgermeister Christian Specht bei einem Vor-Ort-Gespräch und betont erneut, wie professionell der Einsatz abgelaufen sei. Bei dem Großeinsatz waren über 300 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, THW und ehrenamtliche Helfer im Einsatz.

Giebel wird von Hand abgerissen

„Der Abriss ist bis jetzt glimpflich gelaufen“, berichtet Specht weiter. Die Überlegungen, die mit den Statikern, der Baurechtsabteilung und der Feuerwehr getroffen worden sind, seien richtig gewesen: Nämlich das ausgebrannte Gebäude sehr behutsam abzureißen und die Teile nach innen zu werfen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass so wenig Schäden wie möglich am Umfeld entstehen. Dieser Abriss könne noch mehrere Tage dauern, so Specht.

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Die filigrane Arbeit ist notwendig, der Giebel wird sogar teilweise händisch von der Gondel am Baukran aus abgebrochen. Der Abriss einer Seite kann sich statisch auf die andere Seite auswirken und das Gebäude unkontrolliert zusammenstürzen lassen. Es sind weiterhin zwei angrenzende Häuser gesperrt: Das Wand an Wand an die Brandruine angrenzende Gebäude in der Hafenstraße 68-72, in dem sich Büros und Wohnungen befinden, darf noch nicht betreten werden. Gesperrt ist zudem noch ein Haus auf der Rückseite der Brandruine, da die Aufzugschächte beim Abriss auf die Werftstraße 29 und in den Innenhof fallen könnten. „Es kann noch ein oder zwei Nächte dauern, bis die Bewohner in diese beiden Häuser zurückkehren können“, sagt Specht. Das hänge davon ab, wie schnell man die kritischen Bereiche abtragen könne.

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Insgesamt wurden etwa 150 Bewohner evakuiert, die meisten von ihnen konnten für die Zeit der Evakuierung bei Verwandten und Freunden unterkommen. Nur wenige Bewohner mussten von der Stadtverwaltung in Hotels untergebracht werden: Am Freitag waren es 37 Menschen, am Samstag 15, Sonntag acht und in der Nacht von Montag auf Dienstag nur noch zwei Personen. Das gegenüberliegende Haus in der Hafenstraße 66/Ecke Böckstraße, das zunächst ebenfalls gesperrt war, weil die Hauptfassade darauf zu stürzen drohte, konnte bereits wieder freigegeben werden.

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Der Feuerwehreinsatz werde im Laufe des Nachmittags beendet sein, konstatiert Näther zur Mittagszeit. „Durch die gute Zusammenarbeit mit der Abbruchfirma, dem Trennen von Brandholz von den übrigen Baustoffen, haben wir nahezu keine Brandentwicklung mehr.“ Die Abbrucharbeiten laufen weiter, doch davon gehe keine neue Brandgefahr mehr aus.

Unglaublich stolz

Branddirektor Näther blickt auf einen besonderen und fordernden Einsatz zurück. „Die Leistung, innerhalb von 36 Stunden nach Brandbeginn das Feuer vollständig unter Kontrolle zu haben, mit den Abbrucharbeiten begonnen zu haben und einen Großteil der Bevölkerung, die evakuiert werden musste, in ihre Häuser zurückführen zu können, das macht mich unglaublich stolz und zufrieden.“ Die Zusammenarbeit zwischen Hauptamt, Ehrenamt, Hilfsorganisationen, Polizei und den anderen Bereichen der Stadtverwaltung bezeichnet er als hervorragend.

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Die Fassade des ehemals denkmalgeschützten Gebäudes kann nicht erhalten werden. Das Mauerwerk sei in einigen Bereichen sehr heiß und dadurch spröde und porös geworden, erklärt Bauingenieur Felix Späh. Die Mauern müssen weiterhin vorsichtig abgetragen werden, damit sie nicht in die falsche Richtung fallen.

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Ein Brandermittler der Kriminalpolizei hat derweil die Ermittlungen zur Brandursache bereits aufgenommen, Hinweise gebe es jedoch noch keine. Die Ermittlungen der Kripo fokussieren sich jedoch auf Vernehmungen. „Das wird sich noch eine Weile hinziehen - in einem Trümmerhaufen ist es schwierig, eine objektive Brandermittlung aufzunehmen“, heißt es vonseiten der Polizei.

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