Großbrand

Ursache für Feuer in Mannheimer Kauffmannmühle noch unklar

Von Freitag bis Sonntagmittag hat es in der Kauffmannmühle im Jungbusch gebrannt. Inzwischen konnten die evakuierten Personen jedoch wieder in ihre Wohnungen zurückkehren

Von 
Timo Schmidhuber
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Das Gebäude muss laut Stadt so weit abgetragen werden, dass für angrenzende Häuser und ihre Bewohner keine Gefahr besteht. © Christian Gerards

Ruhig ist es am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr in der Werftstraße im Jungbusch. Die Straßensperren, die die Polizei wegen des Großbrands in der Kauffmannmühle am Freitag errichtet hat, sind wieder abgebaut. Lediglich drei Helfer des Deutschen Roten Kreuzes stehen an einem Flatterband. Es sperrt einen Durchgang zu einem Hinterhof ab, der an die Kauffmannmühle grenzt. Leute schauen in der Werftstraße aus den Fenstern. Am Freitagnachmittag waren sie, wie weitere rund 150 Personen, wegen der akuten Einsturzgefahr der Brandruine evakuiert worden.

Doch der Schein der Normalität in der Werftstraße trügt. In der Böckstraße laufen die Abrissarbeiten der Brandruine, die am Samstagnachmittag begonnen haben und in der Nacht unterbrochen wurden, seit den Morgenstunden weiter. Die Straße ist, wie auch die Hafenstraße, noch zu einem Gutteil gesperrt. Die Bewohner eines an die Kauffmannmühle angrenzenden Gebäudes dürfen aus Sicherheitsgründen auch weiterhin nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Einige Passanten schauen bei den Abbrucharbeiten zu, Polizisten stehen in der Böckstraße entspannt an ihrem Wagen.

Kein Stromanschluss

Dies war am Freitag, als gegen 13.15 Uhr das Feuer in dem denkmalgeschützten Gebäude ausgebrochen ist, nicht der Fall. Die Feuerwehr rückte mit 90 Kräften an. Involviert waren die drei Berufsfeuerwehren sowie die acht Freiwilligen Feuerwehren in Mannheim. Gerade die ersten 20 Minuten, so blickt Mannheims Branddirektor Thomas Näther am Samstag zurück, seien belastend gewesen: „Wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, ob sich noch Personen in dem Gebäude aufhalten.“ Das war glücklicherweise nicht der Fall. Es gab – anders als am Freitag zunächst gemeldet – keine Verletzten, und auch während des Einsatzes sei laut der Kriminalpolizei niemand zu Schaden gekommen.

Zur Brandursache kann die Polizei indes noch nichts sagen: „Wir sind seit Freitag unmittelbar nach Brandausbruch zur Feststellung der Brandursache vor Ort. Da wir derzeit nicht ins Objekt können, ermitteln wir im Umfeld. Wir schließen keine Ursache aus und ermitteln in alle Richtung“, betont der Leiter des Kriminalkommissariats in Mannheim, Torben Wille. Wenn das Gebäude abgebrochen sei, werde die Polizei versuchen, in dem Gebäude nach verwertbaren Spuren zu suchen.

Auch aufseiten von Reinhard Suhl, dem Eigentümer der Kaufmannmühle, kann man sich am Samstag nicht erklären, wie es zu dem Feuer kommen konnte. „Das ist uns ein Rätsel“, sagt der Architekt, der Suhls Objekte betreut, der aber nicht namentlich genannt werden will. „In dem Gebäude liegt kein Strom, so dass es zu einem Kurzschluss hätte kommen können. Das Objekt steht seit Jahren leer. Es gibt keine Firmen, die dort sanieren und arbeiten würden.“ Es gebe lediglich zwei Arbeiter, die regelmäßig die Sicherheit des Gebäudes prüften und auch, ob es gut genug gegen widerrechtlichen Zugang gesichert sei.

Diese seien am Freitagvormittag auf dem Gelände gewesen. Danach habe eine kleine Gruppe von Ingenieuren und Statikern einen Rundgang durch das Gebäude gemacht, um die Planungen zu besprechen. Er selbst habe die Gruppe vor Ort getroffen, und man habe noch eine Weile im Hof gestanden. Noch vor zwölf Uhr sei das aber alles erledigt gewesen, so der Architekt.

Experten schätzten die Gefahr, die von dem einsturzgefährdeten Gebäude ausgeht, auch am Samstag noch hoch ein. „Wenn das Gebäude unkontrolliert zusammenbricht, dann verteilen sich die Trümmer auf einer Länge der zwei- bis dreieinhalbfachen Höhe des Gebäudes“, sagt Bauingenieur Felix Späh. Er ist vor der Stadt Mannheim damit beauftragt, für die Verkehrssicherheit der Ruine zu sorgen. Da das leerstehende Gebäude bereits vor dem Feuer einsturzgefährdet war, hatte sich Späh schon seit einiger Zeit um diese Aufgabe gekümmert. „Es haben in dem Gebäude am Freitag keine Sanierungsarbeiten stattgefunden. Diese hätten bei mir angemeldet sein müssen“, erklärt auch er.

Um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen, wird das Gebäude ab Samstagnachmittag abgerissen. Dazu kommen ein 80 Tonnen schwerer Abrissbagger und ein Autokran in den Jungbusch. Letzterer hält eine Schutzplane an der Außenseite des Gebäudes hoch, damit abgebrochene Trümmerteile nicht zu weit weg von der Unglücksstelle fallen können. Stück für Stück werden Fassadenteile in das Innere des Gebäudes gestoßen. Das hilft, den Brand, der nach wie vor in dem Gebäude lodert, einzudämmen. Dennoch brennt es am Sonntagmittag immer noch.

Feuer auch in anderen Gebäuden

Die Feuerwehr kann zu dieser Zeit das Feuer nicht mehr löschen: „Dazu müssten wir in das Innere des Gebäudes rein, doch das ist durch die Einsturzgefährdung des Gebäudes nicht möglich“, sagt Näther. Wegen des Windes ist der Funkenflug am Freitagnachmittag so stark gewesen, dass auch drei erstzunehmende Feuer an Nachbargebäuden in der Werftstraße ausbrachen – und zahlreiche kleinere, „die wir nicht mehr gezählt haben“, informiert der Branddirektor.

50 evakuierte Personen mussten in der Nacht von Freitag auf Samstag in Pensionen und Hotels untergebracht werden. Die übrigen Anwohner, die nicht in ihre Wohnungen durften, kamen bei Freunden und Verwandten unter. Am Sonntagmittag teilte die Stadt mit, dass bis auf die Bewohner des einen Hauses alle Evakuierten wieder in ihren Wohnungen seien.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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