Mannheim. Die ersten der rund 200 Absperr- und Halteverbots-Schilder stehen schon in Feudenheim. Es ist, seufzt Thomas Frank, „ein Riesenaufwand, aber wir kriegen es hin“. Daher wird der Feudenheimer Fasnachtszug am Fasnachtsdienstag, 13. Februar ab 14.11 Uhr wie gewohnt stattfinden – erstmals nach dreijähriger Pause. Nach zwei Absagen wegen der Corona-Pandemie hatte die Bürgergemeinschaft als Veranstalter auch 2023 auf die Großveranstaltung verzichtet, weil die Kosten und die behördlichen Auflagen zu hoch waren. Diesmal wagen sie es, bitten aber noch um ehrenamtliche Helfer und Spenden.
Die Stadt schreibt – erstmals – vor, dass auf dem gesamten Zugweg am Tag des Umzugs von 10 bis 18 Uhr ein absolutes Halteverbot gilt. Das betrifft die Spessartstraße, wo sich der Zug formiert, sowie die gesamte Strecke über die Eberbacher-, Haupt-, Wallstadter-, Wartbug-, Feld-, Brunnen-, Eintracht-, Eichbaum-, Schiller-, Tal-, Andreas Hofer-, Scheffel-, Ziethen- und dann wieder die Talstrasse. Dort kann jederzeit abgeschleppt werden. „Wir sind gespannt, ob das die Stadt dann auch macht – gerade in der Spessartstraße wäre es wirklich nötig bei den ganzen Wohnmobilen“, findet Thomas Frank vom Vorstand der Bürgergemeinschaft, der mit Werner Barth den Zug organisiert.
Durchfahrt durch Feudenheim wird "stark eingeschränkt" sein
Er rät daher allen Autofahrern, ihre Fahrzeuge rechtzeitig wegzufahren. Unmittelbar vor Zugbeginn werde zudem die Durchfahrt durch Feudenheim „sehr stark eingeschränkt“ sein, kündigt er an. Auch die An- und Abfahrt von Anwohnern entlang der Zugstrecke sei während der Dauer des Zuges „sehr stark eingeschränkt bis unmöglich“. Das liegt daran, dass die Stadt an großen Zufahrtsstraßen, wie heute bei Großveranstaltungen üblich, zum Schutz vor Terroranschlägen oder Amokfahrern Blockaden vorschreibt.
Zudem verlangt die Stadt einen umfangreichen Sanitätsdienst. Vier Trupps zu je zwei Sanitätern müssen entlang der Zugstrecke mitlaufen, und im Hof des Polizeipostens muss ein Erstversorgungszelt mit vier Behandlungsplätzen eingerichtet werden. Insgesamt sind 15 Rettungskräfte – mit unterschiedlicher Qualifikation, alles genau definiert – nötig, die das Rote Kreuz stellen wird.
Der Rettungsdienst kostet etwa 2500 bis 3000 Euro, da das wegen der geforderten Qualifikationen nicht mehr allein mit Ehrenamtlichen zu machen ist. Für die Ausleihe und Aufstellung der Beschilderung, knapp 170 Halteverbots-Schilder sowie weitere Hinweisschilder und Absperrungen, werden, trotz Entgegenkommen der Firma Heck Verkehrstechnik, etwa 12 000 Euro veranschlagt.
Das sind „enorme Kosten“, so Frank. 3000 Euro hat der Bezirksbeirat aus seinem Stadtteilbudget zugesagt, knapp 1500 Euro sind an privaten Spenden avisiert oder schon da. Die Bürgergemeinschaft hofft noch auf weitere Unterstützer. Sonst müsse die Dachorganisation eben „die Kröte schlucken“, so Frank, und das aus ihrem Budget übernehmen – was sie finanziell auf Dauer überfordern werde. „Wir hoffen, dass die Stadt zu ihrer Zusage steht, das Ehrenamt finanziell zu unterstützen“, verweist Frank auf die Ankündigung von Oberbürgermeister Christian Specht, ein Budget für Vereine einzurichten.
Aber nicht nur Geld fehlt. Die Stadt hat ferner vorgeschrieben, dass die Bürgergemeinschaft Ordner stellt, die am Zugrand sowie an neuralgischen Punkten postiert sind und etwa für freie Durchfahrt von Rettungskräften sorgen. Auch da hofft die Dachorganisation auf Unterstützung von Freiwilligen (per Mail Thomas.Frank@bgm-feudenheim.de), „denn unsere Personaldecke ist ja sehr dünn“, so Frank, schließlich laufen viele Aktive bereits bei ihren Vereinen mit.
Feudenheimer Umzug doppelt so lang wie Ludwigshafener
Trotz all der Hürden habe man sich jedoch entschlossen, den Fasnachtszug nicht erneut ausfallen zu lassen. „Wir haben gedacht: Noch eine Absage, und dann kriegen wir das nie wieder hin“, fürchtete Frank. Immerhin geht die Tradition bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits 1888 hatte sich in Feudenheim die Karnevalsgesellschaft „Heiterkeit“ gegründet – zehn Jahre vor dem Mannheimer Feuerio und als einer der ersten Karnevalsvereine der ganzen Region. Die „Heiterkeit“ führte in Feudenheim gleich nach der Gründung Umzüge durch, beginnend am „Neckartal“, mit dem Till als Symbolfigur. 1913, zum 25-jährigen Bestehen, soll der Umzug ganz besonders groß gewesen sein.
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Feudenheimer Umzüge mit eigenem Prinzenpaar sind bis in die 1930er Jahren belegt. 1957 nahm der „Lallehaag“ die Tradition mit einer „Kappenfahrt“ wieder auf. 1960 Jahren übernahm die Bürgergemeinschaft die Organisation. Lange handelte es sich um den mit Abstand größten der – vor Corona – fünf Mannheimer Vorortumzüge. Die Polizei zählte oft um die 15 000 bis 20 000 Zuschauer. Mit einer Zugstrecke von knapp vier Kilometern ist der Feudenheimer Umzug dieses Jahr doppelt so lange wie der große Fasnachtszug in Ludwigshafen.
Wagen werden – auch da wegen der großen Auflagen – bisher aber nur „Lallehaag“, die „Schlappmäuler“ aus der Neckarstadt und die „Insulana“ Ilvesheim schicken. Mit Fußgruppen sind die Sänger der „Teutonia“, Freiwillige Feuerwehr, Gewerbeverein, ASV, Trommelpalast, Spielmannszug, Landfrauen, Aulaner, „Narrebloos“, Feudenheimer Frauenfasnacht, der Weiherhof und Reha Südwest dabei.
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