Ludwigshafen. An Anfragen mangelt es nicht. Viele Interessenten haben romantische Vorstellungen, wenn sie mit dem Gedanken spielen, den ehemaligen Wasserturm am Schlachthof im Ludwigshafener Stadtteil West zu kaufen oder sich dort einzumieten. „Über den Dächern von Ludwigshafen zu wohnen - davon träumen natürlich alle“, sagt Max Schaller im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist Geschäftsführer der Mannheimer Werbeagentur Schaller & Partner, in deren Eigentum sich der im Jahr 1904 errichtete Turm befindet. Bis 2020 waren die Büros des Unternehmens selbst noch in der eigens dafür umgebauten Immobilie untergebracht, aus Platzgründen zogen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zwei Gebäude in Mannheim. Seitdem sucht Schaller nach einem Abnehmer für den ehemaligen Wasserturm (wir berichteten).
Nutzungsänderung erforderlich
Das gestaltet sich als äußerst schwierig, wie der Geschäftsführer mitteilt. Zum einen sei zunächst eine Nutzungsänderung erforderlich, wenn tatsächlich jemand in dem Turm leben wolle. „Wir haben einen entsprechenden Antrag bei der Stadt eingereicht, getan hat sich aber noch nichts“, so Schaller, der auf die schwierige Gemengelage zwischen Sicherheitsaspekten und Denkmalschutz verweist.
Zum anderen, und das ist die vielleicht noch größere Hemmschwelle für viele Interessenten, ist der Platz in dem runden Bauwerk schlicht und ergreifend begrenzt. „Nachteilig ist, dass im Innern des Turms ein aus Beton gegossenes Wendeltreppenhaus sowie ein Aufzug wie ein Rückgrat durch das gesamte Objekt hindurchgehen - und man dadurch viel Fläche verliert“, erläutert Schaller. Das merken die Interessenten vor allem bei Ortsterminen in aller Deutlichkeit. „Es ist und bleibt halt ein Turm. Und der ist nun mal rund.“
Durch die speziellen räumlichen Gegebenheiten ist der Turm nicht für jede gewerbliche Nutzung gut geeignet. „Trotzdem finden bis zu 40 Mitarbeiter Platz“, sagt Schaller, dessen Eltern den ehemaligen Wasserturm einst erworben hatten. Auf den insgesamt zehn Stockwerken, darunter mehreren nachträglich eingebauten, offenen Galerien, lasse sich gut in kleinen Teams oder Gruppen arbeiten. Daneben seien das große Parkplatzangebot im unmittelbaren Umfeld und die gute Anbindung an die A 650 Pluspunkte für eine gewerbliche Nutzung.
Aktuell finden nach Angaben des Eigentümers „vielversprechende“ Gespräche mit einer Unternehmensberatung statt. Von einer zügigen Einigung geht Schaller aber nicht aus. Ob das interessierte Unternehmen den Turm kaufen oder sich einmieten will, sei noch offen. Der Kaufpreis ist inzwischen Verhandlungssache, nachdem Schaller vor wenigen Jahren noch mindestens 980 000 Euro gefordert hatte. „Das war meine Schmerzgrenze, auch weil mir der Turm persönlich viel bedeutet. Aber davon habe ich mich schon verabschiedet“, betont er. „Mir ist es einfach nur wichtig, dass das Gebäude wieder mit Leben gefüllt wird.“
„Nur“ ein Wahrzeichen?
Der denkmalgeschützte Turm im ehemaligen Schlachthofviertel ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Nach einer Sanierung 1984 wurde es als Gewerbeimmobilie für Büronutzung abgenommen. Der Sockel des Turms besteht aus solidem Sandstein, 1990 wurde der Empfangsbereich durch einen Anbau aus Stahl und Glas erweitert. „Manch Interessent hat die Vorstellung, darin sein Auto zur Schau zu stellen“, berichtet Schaller und lacht. Als Gewerbefläche stehen insgesamt rund 390 Quadratmeter zur Verfügung. Interessenten finden im Internet weitere Informationen unter www.turm-ludwigshafen.de.
Ein rein symbolisches Dasein fristet seit vielen Jahren der Gräfenau-Wasserturm im Stadtteil Hemshof. Um das Denkmal an der Gräfenauschule gab es vor rund zwei Jahren große Aufregung, weil die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) als Eigentümer ein Bieterverfahren zum Verkauf des Gebäudes eröffnet hatten. Auf öffentlichen Druck brach das Unternehmen dieses jedoch wieder ab. Sogar der Stadtrat befasste sich damals mit der Immobilie - mit dem Ergebnis, dass sie als Wahrzeichen für den Stadtteil erhalten bleiben soll.
Doch wie geht es nun mit dem prägnanten Gebäude weiter? „Aktuell gibt es keine neuen Informationen zum Wasserturm in der Gräfenaustraße. Das Thema ruht“, sagt eine Sprecherin der TWL auf Anfrage dieser Redaktion. Der Turm, der seit 2008 außer Betrieb ist, steht also weiterhin leer und bleibt ungenutzt. Eine Belegung durch die angrenzende Gräfenauschule oder durch Kulturschaffende hatte die Stadt kategorisch abgelehnt, da der ehemalige Wasserturm in einem zu schlechten baulichen Zustand sei. Das Gebäude ist mit Baujahr 1895 sogar noch älter als der Wasserturm im Schlachthofviertel. Letztmalig saniert wurde der Turm vor 40 Jahren. Und so bleibt er vorerst wohl „nur“ ein Wahrzeichen.
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