Ludwigshafen. Wie übermannshohe Regale teilen die sogenannten Banken den zehn mal zehn Meter großen Raum. Sie setzen sich zusammen aus zahlreichen Modulen, die wiederum unzählige weitere Zellen beinhalten. 22 440 sind es insgesamt. Zwischen den einzelnen Teilen verlaufen Kabel, die schließlich zu dickeren Strängen zusammenkommen und in der Wand oder der Decke verschwinden. Das Zimmer ist erfüllt vom Dröhnen der Klimaanlage. „Die Temperatur muss hier konstant zwischen 18 und 22 Grad Celsius liegen“, ruft Andreas Bach über das Getöse hinweg. Andernfalls könnte die gigantische, aus neun Blöcken bestehende Batterie überhitzen und Schaden nehmen.
Förderung des Bundes
- Mit ihrem Hybridkraftwerk sind die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) Teil des Energiewendeprojekts „Designetz“.
- Dieses wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 66 Millionen Euro gefördert und verfolgt einen dezentralen Ansatz: Energie soll dort erzeugt werden, wo sie verbraucht wird.
- Das Hybridkraftwerk in Ludwigshafen hat 5,6 Millionen Euro gekostet und wurde in 18 Monaten errichtet.
Die überdimensionale Batterie ist ein Teil des Hybrid-Regelkraftwerks, das die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) vor rund einem Jahr ans Netz genommen haben. Nach Angaben des Unternehmens ist es das erste seiner Art in Deutschland. Bei einem Termin am Mittwoch wurden die Anlagen offiziell eingeweiht und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie eine Sprecherin mitteilt, wollte das Unternehmen zunächst Erfahrungen im Betrieb sammeln.
Das Hybridkraftwerk, das den Energieversorger 5,6 Millionen Euro gekostet hat, besteht neben dem Batteriespeicher mit 9,6 Megawatt aus einer Gasturbine mit 4,5 Megawatt Leistung. Aufgabe der Anlage ist es, sogenannte Regelenergie zu erzeugen, um unvorhergesehene Leistungsschwankungen im Stromnetz auszugleichen. „Immer wenn zu viel oder zu wenig Energie im Netz ist, wird innerhalb von Millisekunden nachgesteuert“, sagt Andreas Bach, Bereichsleiter für das Kraftwerk.
Antwort auf angestrebte Wende
Dabei spielen Batterie und Turbine perfekt zusammen. „Je schneller wir einem Netzbetreiber den Strom liefern können, desto mehr Geld verdienen wir damit“, sagt Bach. „Deshalb haben wir beide Anlagen gekoppelt.“ Aus der Batterie könne dabei in der ersten Phase innerhalb von Millisekunden Energie eingespeist werden, bis die Turbine hochgefahren sei. Die lange Kapazität werde dann durch die Gasturbine hergestellt „Und mit der restlichen Energie aus der Nachlaufzeit lädt die Turbine die Batterie wieder auf“, erklärt Bach das raffinierte System.
Nach Angaben von Thomas Mösl, Technischer Vorstand der TWL, ist das Hybridkraftwerk ein Schritt, um der Energiewende zu begegnen. „Ob Atom oder Kohle, die Zeit der konstanten Produktion von Strom in Kraftwerken neigt sich dem Ende entgegen“, betont er. Gesellschaftliches Ziel sei es, auf erneuerbare Energien wie Wind, Wasser oder Sonne umzusteigen. „Da aber nicht immer Wind weht oder die Sonne scheint, wenn man es braucht, ist die große Herausforderung, die Energieversorgung dennoch stabil zu halten“, so Mösl. Genau für diesen Zweck sei das Hybridkraftwerk in der Industriestraße gebaut worden.
Die Erfahrungen aus dem ersten Jahr seien durchweg positiv. „Wir hatten noch nicht einen Ausfall“, berichtet Andreas Bach beim Rundgang durch die Anlage. Um den Batteriespeicher und die Gasturbine zu einer effizienten Einheit zu verschmelzen, haben die TWL eine Softwaresteuerung entwickelt: den Balance Power Controller (Energie-Ausgleich-Regulierer). Er steuert automatisch und sekundenschnell die Reaktion auf Netzschwankungen und das Zusammenspiel von Batterie und Turbine. Das System sei als Patent angemeldet worden. „Wir sind davon überzeugt, dass nicht nur die Idee des Hybridkraftwerks, sondern auch der Balance Power Controller für viele Firmen mit eigenen Erzeugungs- und Regeleranlagen mit Blick auf die Energiewende interessante Lösungen sind“, sagt Mösl. Die Technologie soll daher vertrieblich genutzt und weiteren Unternehmen zugänglich gemacht werden.