Ludwigshafen. Wer derzeit am Ludwigshafener Rathaus-Center vorbeikommt, dem werden kleine äußerliche Veränderungen aufgefallen sein. Die vereinzelten dunklen Platten zwischen den gläsernen Fensterelementen sind weithin sichtbar.
Was es damit auf sich hat und wie es derzeit generell um die Abrissvorbereitungen steht, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage dieser Redaktion mit.
Nach Angaben eines Rathaussprechers dienen die aktuellen Arbeiten an der Fassade der Durchlüftung des fast komplett leerstehenden Gebäudekomplexes. „Die Fenster des Rathauses lassen sich nicht öffnen. Die ehemals vorhandene Belüftungs- und Klimaanlage ist nicht mehr funktionsfähig“, berichtet er. „Um auch im aktuellen Rückbauzustand eine Belüftung zu ermöglichen, wurden einzelne Fenster bereits ausgebaut und durch eine Blechverblendung ersetzt.“ Um diese handelt es sich also bei den schwarzen Platten. „Die Blechverblendung hat eine Montageöffnung, an der die Lüftungsgeräte angeschlossen werden“, erläutert der Sprecher weiter.
Entkernung schreitet voran
Neben diesem Austausch der Fensterelemente - an einigen Stellen klaffen auch offene Löcher - laufen derzeit auch die Vorbereitungen auf den Fassadenrückbau. Dieser ist nach Einschätzung der Verantwortlichen eine der komplexesten Aufgaben beim Abriss des Rathaus-Centers. Die Fassade mit einer Gesamtfläche von 9000 Quadratmetern besteht aus rund 1750 Elementen, die allesamt einzeln demontiert und mit Arbeitsbühnen sicher nach unten gebracht werden müssen.
Doch zunächst wird der gesamte Turm entkernt. Aktuell geschehe dies in den Bereichen vom Dach bis zur fünfzehnten Etage, erläutert der Sprecher. „Zusätzlich wird weiterhin die Baustromversorgung aufgebaut und abschnittsweise in Betrieb genommen“, sagt er. Seiner Auskunft nach laufen sämtliche Arbeiten für das Großprojekt, das rund 80 Millionen Euro kosten wird, nach Plan. „Wir sind im Zeitplan.“
Bis Ende 2025 vollständig verschwunden
Dieser sieht vor, dass der „Nordpol“ der Innenstadt bis Ende 2025 vollständig verschwunden sein wird. Der Kellerboden mit seinen Außenwänden soll dann als Baugrube bestehen bleiben und als Lagerfläche für den Abriss der Hochstraße Nord und den Neubau der Helmut-Kohl-Allee dienen, so die Pläne der Stadtverwaltung.
Für den Abriss ist der Gebäudekomplex in drei Bereiche eingeteilt worden: den Turm mit dem darunter liegenden Mall-Bereich, die westliche Mall mit dem ehemaligen Kaufhof und die Mall Richtung Norden mit dem Parkdeck darüber. Dieser Bereich wird zuletzt abgerissen.
Die unterirdische Bahnhaltestelle LU Rathaus bleibt in Betrieb, der Bahntunnel werde während der Arbeiten besonders geschützt.
Mini-Bagger im oberen Bereich
Die Abbrucharbeiten versprechen, spektakulär zu werden. Die oberen sechs Etagen reißen 6,5 Tonnen schweren Mini-Baggern ab, die per Autokran nach oben gehoben werden. Ab Stockwerk zehn abwärts übernehmen dann sogenannte Longfront-Bagger die Arbeit. Sie können dank ihrer langen Arme in Höhen von 40 bis 50 Metern arbeiten. Die Experten rechnen insgesamt mit rund 100 000 Tonnen Abbruchmaterial, wie bei einem Ortstermin im vergangenen Jahr bekannt wurde.
Das Rathaus-Center
- Das Rathaus mit Rathaus-Center wurde 1979 auf dem Gelände des ehemaligen Ludwigshafener Hauptbahnhofs eröffnet.
- Der 72 Meter hohe Rathaus-Turm ging 1992 in den Besitz der Stadt über. 2019 kaufte sie das komplette Einkaufszentrum für insgesamt rund 46 Millionen Euro.
- Zum Ende des Jahres 2021 wurde das Center geschlossen. Es wird bis Ende 2025 vollständig abgerissen – für rund 80 Millionen Euro.
So geht es dem letzten Mieter
Advar Tolu bekommt von den Arbeiten nicht wirklich viel mit. „Hin und wieder höre ich mal einen Lkw, der auf den Hof fährt“, sagt der Schuster. Als letzter Mieter harrt er weiterhin im nördlichen Teil der Mall aus. Wie berichtet, hatte der Voreigentümer des Centers versäumt, Tolus Mietvertrag rechtzeitig zu kündigen. Nun betreibt dieser seinen kleinen Rapid Schuh- und Schlüsselservice bis Ende August weiter.
„Es ist alles beim Alten, ich bin nach wie vor da“, sagt Tolu im Gespräch mit dieser Redaktion. Dabei läuft das Geschäft längst nicht mehr so gut wie vor der Schließung des Centers vor etwas mehr als einem Jahr. „Wir haben teilweise fast keine Kunden mehr. Das ist schon frustrierend“, sagt der Betreiber. Einem seiner beiden Mitarbeiter habe er aus diesem Grund auch gekündigt. Der andere, ein älterer Mann, komme noch einmal wöchentlich.
Zukunft des Schuhmachers offen
Über seine Zukunft will sich Tolu in den kommenden Wochen Gedanken machen. „In Ludwigshafen gibt es einige Leerstände. Ich habe auch schon etwas in Aussicht, aber klar ist noch nichts.“ Sein Teil der Mall wird als letzter abgerissen, daher kommt es laut Stadt auch zu keinen Verzögerungen durch den letzten Mieter.
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