Ludwigshafen. Wenn man sich im Internet ein bisschen schlau macht über Hans-Peter Unmüßig, dann entsteht unweigerlich das Bild eines Mannes, der polarisiert. Oberlippenbart, graues, halblanges gewelltes Haar, stets adrett gekleidet in Anzug und Krawatte. Nach außen scheint der heute 73-Jährige sämtliche Klischees eines mächtigen Machers in der Baubranche zu erfüllen.
„Peter der Große“ lautete im Wirtschaftsmagazin „econo“ mal eine Schlagzeile über den Südbadener. Nicht auf seinen Körperbau bezogen, der eher Gegenteiliges vermuten ließe, sondern auf sein Schaffen als Akteur in der Stadtentwicklung. Mit seinem Unternehmen, der Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden, will er nun auch maßgeblich in die Entwicklung der Stadt Ludwigshafen eingreifen und die jahrelange Brachfläche am Berliner Platz mit neuem Leben füllen.
Dass er sich hier kein alltägliches Projekt an Land zieht, ist dem Baukaufmann durchaus bewusst. Das gescheiterte „Metropol“-Projekt hat Spuren bei den Bürgern und in der Kommunalpolitik hinterlassen. „Da ist Herzblut mit dabei“, sagt Unmüßig im Gespräch mit dieser Redaktion.
Neuer Investor für Berliner Platz sieht sich nicht als Heilsbringer
Durch den Beschluss des Stadtrates am Montag werde ihm viel Vertrauen entgegengebracht, doch auch die Erwartungshaltung sei groß. „Ich spüre deshalb durchaus eine höhere moralische Verantwortung“, räumt der 73-Jährige ein. „Dass mich jetzt einige als den Heilsbringer sehen, ist natürlich Blödsinn. Auch ich koche nur mit Wasser“, macht er aber klar. Mit Bezeichnungen wie „Engel“ - so hatte ihn Ortsvorsteher Christoph Heller genannt - kann der Unternehmer, der sich in seiner Laufbahn auch viele Feinde gemacht hat, wenig anfangen. Ein bisschen habe ihm der herzliche Empfang aber doch geschmeichelt.
Natürlich hat es Hans-Peter Unmüßig nach dem Fiasko mit seinem Investoren-Vorgänger Günther Tetzner nicht wirklich schwer, in einem guten Licht zu erscheinen. Und auch er teilt nochmal gepflegt gegen den Projektentwickler des „Metropol“ aus. „Es wurden große Fehler gemacht“, sagt Unmüßig und meint damit etwa die geplante Verpflanzung des Platanenhains. „Das war politisch wahnsinnig unschick, solche Sachen macht ein guter Projektentwickler nicht“, betont er. Das „Metropol“-Hochhaus mit seinen gigantischen Dimensionen sei nicht finanzierbar gewesen - „dann geht man halt Pleite“.
So viel Geld will der Investor für das Bürohaus in Ludwigshafen investieren
Sein Unternehmen gehe da „bodenständiger und realistischer“ an die Sache heran, vergleichbare Pannen seien in der mehr als 75-jährigen Geschichte in der Baubranche nie passiert, eine Insolvenz drohe keinesfalls. Rund 1,6 Milliarden Euro Projektvolumen habe die Unmüssig Bauträgergesellschaft in der Pipeline - bereits im Jahr 2021 zählte das Unternehmen damit laut einem Artikel des Magazins „Wirtschaft im Südwesten“ zu den zehn bedeutendsten deutschen Projektentwicklern.
Spezialisiert ist das Unternehmen auf sogenannte mündelsichere Kapitalanlagen. Das bedeutet, dass die Firma Großprojekte für institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versichererrealisiert.
Für das Büro- und Geschäftsgebäude am Berliner Platz in Ludwigshafen plant Hans-Peter Unmüßig mit einem Investment von rund 50 bis 60 Millionen Euro, Kaufpreis für das Areal inklusive. Für ihn sei das „Business as usual“, also das tägliche Brot- und Buttergeschäft. Nach seinen Angaben gab es nach der Insolvenz des „Metropol“-Projektentwicklers anfangs noch viele Interessenten für das Areal. Die seien dann aber „wie Butter an der Sonne weggeschmolzen“, als die Komplexität und die Fallstricke des Vorhabens deutlich wurden.
Der Unternehmer aus Südbaden ist vom Standort am Berliner Platz überzeugt
Unmüßig, seit etwa 45 Jahren im Geschäft, hat sich davon nicht beirren lassen. Er ist überzeugt von dem Standort und davon, dass seine Investition reichlich Ertrag bringen wird. Möglicherweise mit der Stadtverwaltung als Mieterin, doch das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt muss „Peter der Große“ erstmal liefern.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neustart am Berliner Platz in Ludwigshafen: Eine zweite Chance