Kommentar Neustart am Berliner Platz in Ludwigshafen: Eine zweite Chance

Die Insolvenz des "Metropol"-Projektentwicklers könnte sich als das Beste entpuppen, das Ludwigshafen passieren konnte. Denn nun ist der Weg frei für einen Neustart, kommentiert Julian Eistetter

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Julian Eistetter
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Im Sommer 2015 wurde die „Tortenschachtel“ am Berliner Platz in Ludwigshafen abgerissen. Seitdem liegt das Areal am zentralen Knotenpunkt in der Innenstadt brach. Zur Veranschaulichung: Alle Kinder, die in Ludwigshafen nach August 2015 geboren wurden, kennen ihre Stadt nur mit dem grässlichen Loch im Herzen. Das sind Kinder, die heute an der Schwelle zu dritten Klasse stehen. Das muss man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen.

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In all den Jahren ist „das Loch“ auch über die Grenzen Ludwigshafens hinaus zu einem Mahnmal für eine verfehlte Stadtplanung geworden, zu einem Sinnbild der aussterbenden Innenstadt. Und zu einem Negativbeispiel dafür, wie sich klamme Kommunen in die Hände von Investoren ausliefern müssen - für die Aussicht auf ein Stück Stadtentwicklung, das sie selbst nicht mehr leisten können.

Die Insolvenz des Projektentwicklers beschert Ludwigshafen nun eine zweite Chance für diesen stadtbildprägenden Ort. Sie könnte sich als das Beste entpuppen, was passieren konnte. Denn so richtig scharf auf das Hochhaus-Ungetüm mit 19 Stockwerken und 67 Metern Höhe war am Ende niemand mehr, viele auch von Anfang an nicht. Da hat sich der Stadtrat zu lange vom Investor auf der Nase herumtanzen lassen, hat zu viele Aufschübe gewährt, als das folgende Unheil schon zu erahnen gewesen ist.

Dieser Schuss muss sitzen. Weitere Verzögerungen oder Fehlschläge sind den Bürgern, die das Elend am Berliner Platz seit bald zehn Jahren erdulden müssen, nicht zu vermitteln.

Das alles darf sich jetzt beim zweiten Anlauf keinesfalls wiederholen. Dieser Schuss muss sitzen. Weitere Verzögerungen oder Fehlschläge sind den Bürgern, die das Elend am Berliner Platz seit bald zehn Jahren erdulden müssen, nicht zu vermitteln.

Die Ausgangslage diesmal ist jedenfalls bedeutend besser. Zu dem neuen Investor, der auch schon Projekte in Heidelberg umgesetzt hat, scheint die Stadtspitze einen vertrauensvollen Draht zu haben. Mit den „Ludwigstürmen“ in Mundenheim plant der Projektentwickler zudem ein weiteres Vorhaben in der Stadt. Alles macht den Anschein, dass sich die Verwaltung, die wegen des Rathaus-Abrisses an vielen Stellen in der Stadt untergebracht ist, in diese Räumlichkeiten einmieten wird. Eine Perspektive, die sich durch den geplanten Neubau jetzt auch für den Berliner Platz eröffnen könnte.

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Die städtischen Bereiche mit viel Kundenkontakt wären so mitten in der Innenstadt angesiedelt, während sich das „Backoffice“ in Mundenheim befinden würde. Einen teuren Rathaus-Neubau könnte sich die finanziell arg gebeutelte Kommune so sparen. Eine zweite Chance, die es in sich hat.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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