Ludwigshafen. Vor gut eineinhalb Jahren hat der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF einige Versprechen abgegeben. Im Kern ging es dabei darum, einen Beitrag zu leisten im Kampf gegen die zunehmenden Probleme mit - oft illegalen - Monteurunterkünften im Stadtgebiet, speziell in Oppau.
Vielen Anwohnern war es im Frühjahr 2021 nämlich einfach zu viel geworden. Sie konnten den Lärm, den Alkoholkonsum und die Vermüllung nicht mehr ertragen, die nach ihren Beobachtungen von den auf Zeit im Stadtteil einquartierten Arbeitern ausgingen. Lilian Dietz sammelte Hunderte Unterschriften und schrieb einen Brandbrief an Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD).
Außerdem rief sie BASF-Werkleiter Uwe Liebelt an, da das Unternehmen aus Sicht der Anwohner mit seinen jährlich gut 8000 Mitarbeitern von Fremdfirmen eine Mitverantwortung trage. Liebelt schaute sich die Situation vor Ort an, nahm Gespräche auf. Jetzt hat die BASF ihre Versprechen eingelöst.
Firmen müssen sich verpflichten
Bereits vor Monaten hat die BASF das Thema bei ihren Kontraktoren, also den Fremdfirmen, eingespeist. Diese müssen sich inzwischen schriftlich dazu verpflichten, ihre Mitarbeiter menschenwürdig unterzubringen. „Wer das nicht tut, erhält keine Aufträge mehr von uns“, sagt Liebelt.
Mit einer Firma sei die Zusammenarbeit bereits aus diesem Grund beendet worden, zwei weitere wolle man nochmals genauer unter die Lupe nehmen. Die BASF macht ernst.
Das gilt auch für die Ankündigung, selbst Wohnraum für Monteure schaffen zu wollen, um Druck vom Markt zu nehmen. In der Rheinfeldstraße 2 und 4 sind durch die BASF Wohnen + Bauen insgesamt 15 Wohnungen mit 72 Betten saniert und für Unterbringungszwecke hergerichtet worden. Das Ergebnis haben Werkleiter Liebelt, Johanna Coleman, Geschäftsführerin von BASF Wohnen + Bauen sowie Tanja Hahn, Leiterin des Bereichs Kurzzeitwohnen, jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Uns ist klar, dass wir mit diesen 72 Plätzen das Problem nicht lösen werden, aber wir leisten damit einen Beitrag“, sagt Liebelt. „Wir wollen Verantwortung übernehmen.“
Ein "signifikanter Teil" des Problems
Damit hat die BASF ihren Kurs bei diesem Thema deutlich verändert. Noch vor Jahren sei die Position gewesen, dass man ja keinen Einfluss auf die Unterbringung von Arbeitern der Fremdfirmen nehmen könne, räumt der 56-Jährige ein. Eine Analyse habe aber ergeben, dass zumindest ein „signifikanter Teil“ des Problems durch die auf dem BASF-Gelände eingesetzten Monteure bestehe, weshalb man sich der Sache nun offensiver annehmen wolle. „Wir müssen aber auch klar sagen, dass es nicht nur die BASF ist. Es sind auch andere Unternehmen“, so Liebelt.
Mit den speziell auf Monteure ausgelegten Kurzzeitwohnungen betrete die BASF Wohnen + Bauen nun absolutes Neuland, wie Geschäftsführerin Coleman berichtet. „Aber wir sind die Sache beherzt angegangen.“ Mit den beiden Wohnhäusern, die unmittelbar gegenüber von Tor 3 liegen, habe man nun ein attraktives Angebot geschaffen.
Erste Bewohner bereits da
Bislang wurden in den Kurzzeitwohnungen der BASF nur Delegierte, neue Mitarbeiter, Diplomaten, Praktikanten oder Auszubildende untergebracht, erläutert Bereichsleiterin Hahn. „Das Thema an sich kennen wir also schon.“
Die neue Zielgruppe müsse man nun erstmal Schritt für Schritt kennenlernen. Die ersten Arbeiter seien seit November bereits einquartiert, ab Januar wolle man dann richtig in die Vermarktung einsteigen und die Fremdfirmen flächendeckend über das Angebot informieren.
Bei den 15 Wohnungen handelt es sich um Vierer- oder Sechser-WGs. In jedem Schlafzimmer stehen zwei Betten, eine Wohnküche mit Couch und Fernseher sowie das Bad werden gemeinschaftlich genutzt. Die Wohnungen sind komplett möbliert, für die Freizeit wurden Räume mit Dartscheibe und Tischkicker auf Kellerebene eingerichtet.
Ein Bett für 450 Euro im Monat
Ein Bett kostet monatlich 450 Euro, das sind umgerechnet 15 Euro am Tag. „Das ist ein absolut marktgerechter Preis und mit Abstand günstiger als jedes Hotel“, sagt Coleman. Sämtliche Nebenkosten und ein Putzdienst sind darin enthalten. Auch WLAN gibt es.
Dass die übergeordneten Probleme mit teils kriminellen Strukturen im Hintergrund durch die BASF-Unterkünfte nicht gelöst werden, darüber sind sich alle Beteiligten einig. „Grundsätzlich kann die Schaffung von legalen Monteurunterkünften aber zu einer Entspannung der Lage in den Ortsteilen beitragen“, sagt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage.
Seitens der Verwaltung geht man seit Monaten mit einer Taskforce gegen illegale Beherbergungsbetriebe vor. „Bezogen auf Verdachtsfälle von illegalen Unterkünften wurden im Jahr 2022 etwa 70 Objekte kontrolliert. Dies beinhaltet auch teils mehrfache Nachkontrollen beim gleichen Objekt“, teilt der Sprecher mit. Am häufigsten werde in Oppau und Friesenheim kontrolliert.
Bußgelder fast in Millionenhöhe
Dabei sind der Taskforce schon einige Fische ins Netz gegangen. 40 Ordnungswidrigkeitsverfahren seien bislang eingeleitet worden. Seit Gründung der Einsatzgruppe wurden Bußgelder in Höhe von 918 000 Euro festgesetzt. Das rigorose Vorgehen zeige inzwischen durchaus Wirkung. „Die Bauaufsicht hat seit dem Bestehen der Einsatzgruppe festgestellt, dass eine Tendenz zu derzeit weniger Beschwerden und somit eine momentane Beruhigung zu erkennen ist“, sagt der Sprecher.
Dazu sollen nun auch die Betten der BASF
beitragen. Insgesamt kann das Unternehmen nun bis zu 100 Monteure zeitgleich unterbringen. Nun sollen erst einmal Erfahrungen gesammelt werden. Sollte der Bedarf bestehen, könnten noch weitere Objekte für diese Nutzung umgebaut werden, so Hahn. Für die 15 Wohnungen sei ein niedriger einstelliger Millionenbetrag investiert worden.
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