Festival des deutschen Films - Hauptpreise gehen an Debütwerk „Sag du es mir“ und „Crescendo“/ Erneut Zuschauerzuwachs auf der Parkinsel in Ludwigshafen

Mehr Publikum feiert Magie des Kinos

Von 
Thomas Groß
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Ehrende und Geehrter (v.l.): Festival-Direktor Michael Kötz, Preisträger Michael Fetter Nathansky und die Juroren Katharina Dufner, Uwe Janson und Robert Fischer. © Ruffler

„Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit“, heißt es in Schillers „Wallenstein“. Preisjuror und Regisseur Uwe Janson zitierte die Verse am Samstagabend auf der Preisgala des Festivals des deutschen Films mit gutem Grund. Es gelte, Mut zu ungewöhnlichen Filmen zu zeigen und damit letztlich, über die Erweiterung der Gedanken wie der Welt, die Letztere ein Stück besser zu machen – damit sich dort nicht mehr die Sachen so „hart im Raum stoßen“, wie es bei Schiller weiter heißt. Eben dies bescheinigt er dem Festival, kein geringes Lob – und mit der Produzentin Katharina Dufner und dem Filmpublizisten Robert Fischer an der Seite vergab Janson in diesem Sinne den Filmkunstpreis des Festivals an das schon sehr reife, ungewöhnliche Erstlingswerk des Regisseurs Michael Fetter Nathansky, „Sag du es mir“.

„Beste Ausgabe des Festivals“

Der als Weltpremiere gezeigte Film reflektiere eine trügerische Realität und die Magie des Kinos, hieß es zur Begründung. Er erzählt aus drei Perspektiven vom schwierigen Verhältnis zweier Schwestern und einem besonderen Erlebnis der einen. Zur Weitung der Welt hat das Festival in seiner 15. Ausgabe auch buchstäblich beigetragen. Sein Direktor Michael Kötz sprach in der Begrüßung von der „besten Ausgabe des Festivals bislang“. Die Zuschauerzahl ist erneut gestiegen. Wie die Veranstalter am Samstag vorab bekanntgaben, wurden für das 15. Festival, das am Sonntagabend zu Ende ging, insgesamt 117 000 Eintrittskarten verkauft. Mit Ehrengästen und Fachbesuchern summiert sich die Gesamtbesucherzahl auf 121 000 – das sind etwa 5000 mehr als im Vorjahr.

Der zweite Hauptpreis, der ebenfalls mit 30 000 Euro dotierte Publikumspreis „Rheingold“, wurde an den bewegenden Spielfilm „Crescendo – Make Music not War“ verliehen. Produzentin Alicia Brauner sagte in Vertretung des Regisseurs Dror Zahavi, sie werte den Preis als Bestätigung, um auch weiter Filme zu produzieren, die gegen den Strom schwimmen. „Crescendo“ erzählt von einem Orchester, in dem junge Palästinenser gemeinsam mit israelischen Juden musizieren. Dass das bewegende Drama beim Publikum ankommt, hatte sich bei den Vorführungen schnell gezeigt: In einem Fall dauerte der Schlussapplaus ganze 19 Minuten! Der Preisvergabe liegt ein Publikumsvotum zugrunde, das sich aus der Auswertung der vor jeder Vorstellung verteilten Bewertungsbogen ergibt.

Zweimal lobend erwähnt

Sowohl im Falle des Filmkunstpreises wie beim Publikumspreis wird die Preissumme aufgeteilt. 10 000 Euro gehen an den Regisseur, die gleiche Summe an die Produzenten sowie an einen Filmverleih, der den Film ins Kino bringt (oder schon gebracht hat). Die Preisjury vergab zudem „lobende Erwähnungen“ – an den Film „Atlas“ von David Nawrath, in dem der ehemalige Nationaltheater-Darsteller Rainer Bock einen Möbelpacker spielt, sowie an „Es gilt das gesprochene Wort“ von Ilker Çatak über eine Pilotin und einen jungen Migranten, die eine Scheinehe eingehen. Der undotierte Medienkulturpreis des Festivals für eine visuell besonders qualitätvolle Fernsehproduktion wurde an die Filme „Und wer nimmt den Hund?“ von Rainer Kaufmann verliehen, eine Beziehungskomödie mit Martina Gedeck und Ulrich Tukur, sowie an „Im Schatten der Angst“, einen Psychothriller von Till Endemann, in dem Julia Koschitz mitwirkt, die das Festival in diesem Jahr mit dem Preis für Schauspielkunst geehrt hatte.

Direktor Michael Kötz sagte auf einer Pressekonferenz vor der Preisverleihung, es seien in diesem Jahr nicht nur die meisten Karten verkauft worden, auch die Zahl der Fachbesucher sei mit fast 500 so hoch wie nie gewesen. „Das Festival ist zum Treffpunkt der Film- und Medienbranche geworden“, so Kötz. Auch die Organisation habe besser geklappt – und der Umsatz beim Catering stieg ebenfalls. Die problematische Parkplatzsituation auf der Parkinsel, die regelmäßig zu Anwohnerbeschwerden geführt hatte, hat sich ebenfalls entspannt, da ein zweites Parkhaus im Stadtteil Süd zur Verfügung steht.

Kötz meint, das Festival habe sich auf einem hohen Niveau eingependelt, das wohl nicht mehr weit überschritten werde. Ein leichtes Plus oder Minus könne schon aufgrund des Wetters erfolgen. Dass die Sperrung der Hochstraße Süd Besucher ferngehalten hat, konnte nur vermutet werden. Die 16. Festivalausgabe soll von 26. August bis 13. September 2020 stattfinden – und die Erweiterung der Welt bekräftigen.

Preisträger des Ludwigshafener Filmfestivals

  • Filmkunstpreis (30 000 Euro): „Sag du es mir“ (Regie: Michael Fetter Nathansky), Jury-Begründung: Der Film sei „eine Reflexion über die trügerische Eindeutigkeit von Realität und die manifeste Magie des Kinos“.
  • Lobende Erwähnungen der Jury: „Atlas“ von David Nawrath und „Es gilt das gesprochene Wort“ von Ilker Çatak.
  • Publikumspreis „Rheingold“ (30 000 Euro): „Crescendo – Make Music not War“ von Regisseur Dror Zahavi.
  • Medienkulturpreis (für einen Fernsehfilm von hoher visueller Qualität, Juror: Hans-Christoph Blumenberg): „Und wer nimmt den Hund?“ (Regie: Rainer Kaufmann) sowie „Im Schatten der Angst“ von Till Endemann.
  • Dossier im Internet: www.morgenweb.de/fddf 
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Ludwigshafen: Festival des deutschen Films 2019 endet mit Preisverleihungen

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Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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